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WÜRZBURG: Allerheiligen: Warum Schmetterlinge auf Grabsteinen flattern

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Allerheiligen: Warum Schmetterlinge auf Grabsteinen flattern

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    Als Symbol für die Seele finden sich Darstellungen des Schmetterlings.
    Als Symbol für die Seele finden sich Darstellungen des Schmetterlings. Foto: Foto: Varasano

    An einem sonnigen Sonntag Mitte Oktober zogen 50 Würzburger über den Hauptfriedhof, um etwas über die grauen Feiertage im nebligen November zu erfahren. Hell und Dunkel – dieser Kontrast sprach schon aus dem Titel des Themenspaziergangs der Reihe „Stadt(ver)führungen“ mit Gästeführerin Doris Herleth-Jäger: „Was macht ein Schmetterling auf dem Grabstein?“

    Doch bevor es um das zarte Wesen auf dem Granit ging, erzählte die Exkursionsleiterin vom Sinn der beiden Feiertage, die viele Menschen im Herbst zum Gang auf die Friedhöfe veranlasst. Eins haben Allerheiligen und Allerseelen gemeinsam: Bei ihren Bräuchen geht es oft um Licht, denn das bekommt gesteigerte Bedeutung, wenn die Tage kürzer werden.

    Ein voller Kalender machte den Tag notwendig

    Auf das vierte Jahrhundert geht die Allerheiligenfeier zurück. Der Name spricht Bände.

    In den ersten christlichen Jahrhunderten ordnete die Kirche nach und nach den Heiligen bestimmte Jahrestage zu, bis zwei Probleme auftauchten: Der Kalender war voll, aber selbst jetzt konnte man nicht sicher sagen, ob überhaupt alle Menschen bekannt waren, die Wunder vollbracht oder überaus gottesfürchtig gelebt hatten. Kurz: War die Liste aller Heiligen komplett? Es brauchte einen Tag, um aller Heiligen zusammen zu gedenken.

    Allerseelen hingegen beruht laut Herleth-Jäger auf der Frage, was die Lebenden für die Toten tun könnten. Deren Seelen wandern, so der Glaube, nach dem Sterben eine Weile lang umher, und einmal im Jahr näheren sie sich bei dieser ihrer Bewegung dem Grab ihres Leibs. Damit sie sich stärken können, legte man für diese Geisteswesen Allerseelenbrote auf dem Friedhof aus.

    Ein zänkischer Ire geht um – und Halloween war geboren

    Der Ire Jack O'Lantern war so zänkisch und gemein, dass er sogar Gevattern Tod vergrätzte. Deshalb kam er nicht in die Hölle, aber natürlich auch nicht in den Himmel. O'Lanterns Seele saust in ewiger Wanderung durchs All, als Wegzehrung trägt er eine Rübe bei sich. Am Tag vor Allerheiligen kommt er auf seiner Umlaufbahn der Erde am nächsten.

    Das machten sich die Menschen zunutze, um all die anderen Geister zu bannen, die auch durch die Gegend düsen und ihnen das Leben schwer machen. Zur Abschreckung der gewissermaßen harmloseren bösen Geister stellten einige gefälschte Seelen des metaphysischen Stinkstiefels Jack O'Lantern auf, in Kürbis geschnitzt und innen ausgeleuchtet. Halloween war geboren.

    Kerzen in Karnevalsfarben

    Nicht nur Teelichter brennen in diesen Tagen. In Franken dient der so genannte Wachsstock zu kultischen Beleuchtungszwecken. Was Doris Herleth-Jäger bei ihrem mystischen Einführungsvortrag in der Aussegnungshalle an diesem Oktobersonntag von Hand zu Hand gehen ließ, stammt aus Mainz, heißt Newweling, ist eine dünne, spiralförmig zu einem Kegel gewundene Kerze und oft und gern in den Farben von Karnevalsgesellschaften gehalten.

    Die Symbole auf Grabsteinen, so lässt sich die Führung zusammenfassen, sind nicht schwer zu verstehen. Wenn eine Gestalt eine Fackel hält, und zwar mit der Flamme nach unten, dann wird hier das Lebenslicht ausgelöscht. Dass es sich bei dem Fackelträger um Thanatos, den Bruder des Morpheus und also Schlafes Bruder handelt, das ist ein weitere Interpretation, die man zum Verständnis des Grabsteins eigentlich gar nicht braucht.

    Es geht um Liebe, das ewige Leben und die Verwandlung

    Also: Keine Angst vor den Todessymbolen! Die Rose bedeutet die Liebe zwischen dem Gestorbenen und den Hinterbliebenen. Efeu ist immergrün wie das ewige Leben der Seele. Ein Buch steht für alles: für die Bibel, für das Verzeichnis der guten und schlechten Taten, für Anfang und Ende. Und was macht, um auf den Titel zurückzukommen, der Schmetterling auf dem Grabstein? Mit seiner Verpuppung symbolisiert er dort die Verwandlungen.

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