Das Margaretenfest steht vor der Tür. Was werden wohl die drei „Margaretli“ oder der Bürgermeister und die Fraktionssprecher beim Festumzug am Sonntag tragen? Eine typische Margetshöchheimer Tracht wohl kaum. Schön wäre es – aber sie gibt es noch nicht zu kaufen.
Seit geraumer Zeit bemüht sich der mainARTkulturverein gemeinsam mit der Gemeinde darum, eine für den Ort zeitgemäße Tracht wiederzubeleben. Laut Brigitte Laudenbacher vom Kulturverein gibt es bereits einige Anfragen von Margetshöchheimern, die sich für die Tracht interessieren.
Billig ist sie allerdings nicht. Immerhin müssen Männer mit rund 1000 Euro Anschaffungskosten rechnen, Frauen müssen sogar mit 1200 Euro rechnen. Die Trachten werden mit speziellem Tuch und Stoffen von einem Trachtenschneider individuell angefertigt. Derzeit werden Anfragen gesammelt. Für die Erstausstattung könne vom Bezirk Unterfranken und voraussichtlich auch von der Gemeinde eine Förderung beantragt werden, so Laudenbacher.
Tatsächlich wurde die Tracht früher häufiger im Dorf getragen. Dennoch konnte nach Erkenntnissen des Vereins eine spezielle „Margetshöchheimer Tracht“ nicht ausfindig gemacht werden. Lediglich in den Aufzeichnungen von Ortschroniken fänden sich Hinweise auf früher im Ort getragene Trachtenkleidung. Danach trugen die Herren Samthosen bis ans Knie mit Schnallen, lange weiße Strümpfe, Schnürschuhe, dazu einen schwarzen Rock, der bis an die Waden reichte.
Die Damen trugen bis an die Knöchel reichende faltenreiche Röcke, die unten mit farbigen Seidenbändern verziert waren. Das Jäckchen hatte einen Bund und hohe Puffärmel. Über dem Rock trug man eine farbige Schürze mit herunterhängender Schleife. Auf dem Kopf saß eine mit Goldperlen verzierte Spitzhaube, an welcher handbreite Bänder auf den Rücken herabhingen.
Die Tracht, so schwärmt der Verfasser der Dorfchronik von 1934, Karl Emil Bock, könne man „nicht anders als schön“ bezeichnen. Laut Laudenbacher sprechen die in den Chroniken fest gehaltenen Merkmale für einen „Werntaler Einfluss“.
Gehörten diese Trachten früher zum Alltag des Dorfes, sind sie heute weitgehend aus dem täglichen Leben verschwunden. Das soll nach Auffassung des mainARTkulturvereins und der Gemeinde nicht so bleiben. In Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken wurde eine zeitgemäße Tracht für Margetshöchheim entwickelt.
Diese sei eine „moderne fränkische Tracht“, urteilt Luise Maas, die sich 2014 den ersten Bundessieg im Beruf der Herren-Trachtenschneiderin sicherte.
Grundsätzlich sei die gesamte Herrentracht klassisch: blauer, zweireihiger Janker mit Stehkragen und Münzknöpfen und darunter eine rote Weste. „Dass die Weste aus einem gemusterten Stoff gefertigt ist, habe ich bisher selten gesehen, gefällt mir aber sehr gut, da es etwas Besonderes ist.“ Die Margetshöchheimerin verweist auf die Wahl einer langen Hose statt einer Kniebundhose.
Da die lange Hose eher einer modernen Anzughose entspricht, ist die Tracht aus ihrer Sicht auf jeden Fall alltagstauglich. „Das zieht man vielleicht öfter mal an, zeigt aber trotzdem seine Heimatverbundenheit ohne allzu dick ,trachtig‘ aufzutragen.“ Auch die Kombination der Damentracht ist an die alte fränkische Tracht angelehnt - vor allem auch in der Farbwahl Rot und Blau. An der ganzen Tracht fallen ihr kleine Details wie die Borten am Rocksaum, der plissierte Rock, die Schößchen im Körres auf. Solche Details machen die Tracht etwas aufwendiger in der Verarbeitung und im Gegensatz zu einfacheren Trachten etwas kostbarer, so Luise Maas.
Im Rathaus steht jetzt ein Puppenpaar, das von einem Trachtenschneider mit Trachten ausgestattet wurde, wie sie zukünftig auch von Erwachsenen und Kindern getragen werden könnte. Die Puppen wurden von der Margetshöchheimmerin Petra Oehrlein hergestellt. Die Finanzierung übernahm die Gemeinde. Wer Interesse an der Tracht hat, kann sich beim mainARTkulturverein oder bei der Gemeinde melden. Im Herbst soll es Informationsveranstaltungen zum Erwerb einer Tracht geben.
Das Programm des Margaretenfestes: Samstag, 23. Juli: 17 Uhr Bieranstich;
Sonntag, 24. Juli: Frühschoppen um 10.30 Uhr; um 13.30 Festzug
Montag, 25. Juli: 14.30 Uhr Spaß für Groß und Klein im Rathaushof.