Manchmal ist es ein Unfall, manchmal eine Erkrankung. Und plötzlich funktioniert der Körper nicht mehr normal, Schmerzen und Einschränkungen bestimmen den Alltag. Eine Reha kann dann helfen. Allerdings kann und will nicht jeder Erkrankte dafür einige Wochen in einer Klinik verbringen. Gerade in Corona-Zeiten ist manchen Patientinnen und Patienten das eigene Zuhause lieber. Deshalb gibt es neben der stationären oft auch die Möglichkeit einer ambulanten Behandlung. Wie funktioniert das? Wann ist eine ambulante Reha sinnvoll? Und wer kann sie beantragen?
Wer einen Antrag auf eine ambulante Reha stellen kann
Beantragen kann eine ambulante Reha erstmal jeder, erklärt Isabel Albrecht, Sprecherin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Nordbayern. "Die ganztägig ambulante Reha ist bereits jetzt eine Alternative zur stationären Reha."
Der Unterschied der beiden Formen liegt darin, dass Patientinnen und Patienten in ambulanter Reha täglich zwischen Wohnort und der Einrichtung pendeln. Bei der Wahl des Behandlungsortes gibt es große Auswahl. "Dafür stehen die Rehakliniken der gesetzlichen Rentenversicherung zur Verfügung oder anerkannte ganztägig ambulante Rehabilitationseinrichtungen", sagt Albrecht.

In Unterfranken sind das zum Beispiel das Reha- und Gesundheitszentrum Impuls in Würzburg, das Ambulante Reha Centrum ARC in Schweinfurt, das Therapiezentrum Schmerz-Weg in Hofheim oder Balance in Aschaffenburg. Dort ist eine ganztägige ambulante Behandlung möglich.
Matthias Graeber ist Geschäftsführer des Rehazentrums Impuls in Würzburg. Er sieht die ambulante Therapie als ein gute Alternative – über die einige Menschen aber nicht informiert seien. "Viele wissen gar nicht, dass sie selbst entscheiden können, wo sie in Reha gehen", sagt er.
Sprechstunden für Antragstellung sollen helfen
Jeder Erkrankte kann bei der Reha-Antragstellung Wünsche zum Behandlungsort auf einem Zettel vermerken. Natürlich muss die Vorstellung auch den Beschwerden angemessen sein. "Für alle, die mit der Bürokratie überfordert sind, bieten wir eine Sprechstunde an und füllen Anträge gemeinschaftlich aus", sagt Graeber.
Was aber ist der Vorteil einer ambulanten Betreuung? Zum einen bedeute die ambulante Reha für Betroffene eine gewisse Ungebundenheit. Zusätzliche Kosten fallen nicht an. Und: Nach dem Tag im Rehazentrum können sie wieder nach Hause, zur Familie, ins vertraute Umfeld.

"Das hat auch den Vorteil, dass sie Probleme aus dem Alltag am nächsten Tag direkt besprechen können", sagt der Impuls-Geschäftsführer. Ein Beispiel: Die Schulter schmerze am Abend beim Öffnen des Küchenschranks – darauf könne dann in der Behandlung direkt eingegangen werden.
Ein weiterer Nutzen: Das Ärztenetzwerk ist bei einer Reha vor Ort meist dichter. "So sind wir im direkten Austausch und können notwendige Untersuchungen oder ähnliches sofort anfordern", sagt Graeber. Außerdem gebe es auch im Rehazentrum selbst Ärzte und medizinisches Fachpersonal.
Was eine 73-jährige Patientin die ambulante Reha erlebt
Brigitte Hörber aus Würzburg ist Patientin im Heidingsfelder Rehazentrum Impuls. Die 73-Jährige stürzte im vergangenen Jahr so schwer, dass Hüfte und Schulter zertrümmert waren. Zwei Operationen und eine stationäre Reha folgten.
Trotzdem musste sie erneut operiert werden und entschloss sich anschließend für eine ambulante Behandlung. "Zwei künstliche Gelenke brauchen intensive Betreuung. Im Impuls ist dies absolut möglich", sagt Hörber. Sie absolviert in der Einrichtung eine klassische dreiwöchige Reha.
Nicht für alle bietet sich eine ambulante Behandlung an
Bestandteile sind dabei Ergotherapie, Physiotherapie, Geräteübungen, Nordic Walking, Massagen, Elektrotherapie und Gruppentherapie. Auch Gespräche mit Psychologen und Diätassistenten sowie Seminare stehen auf dem Tagesplan.
Immer wird das Programm individuell an die Patienten angepasst. "Sie sind fast den ganzen Tag bei uns. Deswegen gibt es auch Mittagessen und einen Ruheraum", erläutert Graeber. Das Alter in der Reha-Patientengruppe liege zwischen 45 und 60 Jahren. "Wir haben aber auch deutlich jüngere Menschen in Behandlung." Das komme auf die Berufsfelder an.

Vier bis sechs Stunden dauert ein Tag in der ambulanten Reha. Darüber hinaus gibt es eine Reha-Nachsorge, bei der in kürzeren Einheiten die Beschwerden und Einschränkungen weiter behandelt werden. Für Brigitte Hörber ist die ambulante Alternative ein Glücksfall. "Ich kann jeden Tag wieder zu Hause schlafen und werde trotzdem bestmöglich therapiert", freut sie sich.
Jedoch biete sich nicht immer ein ambulante Behandlung an. "Wenn zum Beispiel aus psychischen Gründen die Zeit für sich gebraucht wird, ist das Verlassen des privaten Umfelds vielleicht sogar wichtig", sagt Impuls-Chef Graeber. Knapp 90 Prozent der Patienten in seiner Einrichtung haben nach seinen Worten orthopädische Probleme. "Klassisch stationäre Fälle sind internistische Behandlungen, also zum Beispiel Herzinfarkte."
Mehr ambulante Behandlungen in Würzburg aufgrund von Corona
Laut DRV-Sprecherin Isabel Albrecht ist der Anteil der ganztägig ambulanten Reha-Leistungen während der Pandemie in etwa gleich geblieben. Im Würzburger Rehazentrum Impuls aber seien die Patientenzahlen gestiegen, sagt Graeber. "Das lag auch daran, dass die Menschen Angst vor einer Infektion in Krankenhäusern hatten." Aus stationären Einrichtungen habe er hingegen mitbekommen, dass die Entwicklung eher gegenläufig war.

Generell sei zu spüren, dass trotz steigendem Altersdurchschnitt der Bevölkerung die Reha-Anträge nicht zugenommen hätten. "Das liegt vielleicht auch daran, dass viele Menschen nicht wissen, dass jeder in einem längeren versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis Anspruch auf Reha hat", vermutet Graeber. Er appelliert: "Die Möglichkeit muss man den Menschen näher bringen, um rechtzeitig auf Probleme reagieren zu können."
Fakten zur ambulanten RehaEine stationäre Rehabilitation soll Patientinnen und Patienten eine "Versorgung rund um die Uhr" bieten. Erkrankte werden in einer Einrichtung nicht nur behandelt, sondern sie wohnen auch dort.Ganztägig ambulant bedeutet laut Bundesgesundheitsministerium, dass Patienten und Patientinnen sich nur tagsüber in der Reha-Einrichtung aufhalten und abends nach Hause zurückkehren. So können sie neu Erlerntes im Alltag umsetzen. Was Anwendungen betrifft, gibt es laut Deutscher Rentenversicherung (DRV) keine Unterschiede zur stationären Reha. Vorteilhaft sei oft die Arbeitsplatznähe, die für berufliche Wiedereingliederungsversuche wichtig sein kann. Ambulanter Rehabilitationssport kommt vor allem bei Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems sowie nach Operationen oder Unfallfolgen an den Bewegungsorganen in Frage.Bedingung für die Teilnahme an einer ganztägig ambulanten Rehabilitation ist laut DRV, dass die Einrichtung in einer bestimmten Zeit erreichbar ist. Sie sollte nicht weiter als 45 Minuten Fahrzeit entfernt sein. Zuzahlen müssten Patienten und Patientinnen nichts. Fahrkosten würden erstattet, es bestehe Anspruch auf Entgeltfortzahlung. Wichtig laut Ministerium: Die Patientinnen und Patienten kommen nur zur Behandlung in die Einrichtungen. Wo das nicht möglich ist, könnten bestimmte Reha- und Vorsorge-Leistungen auch von mobilen Reha-Teams in der gewohnten Umgebung der Erkrankten angeboten werden.Quelle: Gesundheitsministerium, Deutsche Rentenversicherung