Die Anfänge des Projekts liegen im ersten großen Waldsterben in Deutschland in den 1980er Jahren: Der Bergwaldprojekt e.V. hat für seinen über drei Jahrzehnte dauernden Einsatz für Naturschutz und Renaturierung der Wälder am Sonntag den 29. Würzburger Friedenspreis erhalten.
Der Zusammenhang zwischen Frieden und nachhaltiger Waldbewirtschaftung ist schnell erklärt: Der mit 3000 Euro dotierte Würzburger Friedenspreis, der seit 1995 jedes Jahr vom Komitee Würzburger Friedenspreis“ vergeben wird, soll nämlich unter anderem auch Menschen oder Organisationen aus der Region würdigen, die sich für die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen. Andreas Schrappe, der die Preisverleihung in der Aula des Friedrich-König-Gymnasiums moderierte, schlug gleich zu Beginn den Bogen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der inzwischen eineinhalb Jahre andauert: "Das ist auch ein Krieg gegen die Natur."

Lebensgrundlagen erhalten
An der Zeremonie nahmen auch die beiden grünen Landtagsabgeordneten Patrick Friedl und Kerstin Celina sowie zahlreiche Stadträtinnen und Stadträte verschiedener Fraktionen teil. "Frieden halte ich für die wichtigste Idee, die wir Menschen haben. Er ist die Grundlage dafür, dass wir miteinander gut leben können", sagte Friedl in einem kurzen Grußwort. Dafür brauche es aber auch die Lebensgrundlagen, für deren Erhalt sich der Bergwaldprojekt e.V. seit mehr als 30 Jahren einsetzte: "Ganz viele, gerade junge Menschen, finden bei euch etwas, bei dem sie sich mit ihren Händen engagieren können. Diese Übertragung des Impulses, dass man selbst etwas tun kann, das ist eure große Stärke."

Allein in den zwanzig Jahren zwischen 1991 und 2020 haben die Ehrenamtlichen des Bergwaldprojekts in Deutschland knapp vier Millionen Bäume gepflanzt, wie Nicola Oswald, die neue Geschäftsführerin des Nachhaltigkeitslabors der Universität Würzburg, in ihrer Laudatio betonte: "Das sind Erfolge, die alleine nicht möglich erscheinen, aber gemeinsam erreicht werden können."

Der bundesweite Einsatz für naturnahe Waldbewirtschaftung – alleine im laufenden Jahr finden 74 Projekte in ganz Deutschland statt – erfolgt beim Bergwaldprojekt in erster Linie über Projektwochen mit ehrenamtlich engagierten Menschen. Im Jahr 2021 haben dabei knapp 4000 Menschen mehr als 13.000 Tage gearbeitet. Das Bergwaldprojekt setze sich "für Erhalt und Schutz der bestehenden Wälder ein, für den Klimaschutz und damit auch für die Zukunft der nachfolgenden Generationen", betonte Thomas Schmelter als Sprecher des aus rund 25 Organisationen und Personen bestehenden Friedenspreis-Komitees.
Stabilisierung der Ökosysteme wird schwieriger
Stephen Wehner, Geschäftsführer und Vorstand des Bergwaldprojekt e.V., bedankte sich für die Auszeichnung und die Anwesenheit von knapp hundert Menschen: "Das Bewusstsein wächst jetzt überall, dass wir uns am Ende des Tages mit dem Leben selbst versöhnen müssen. Diese Informationen müssen wir weitertragen", so Wehner.

Warum sich der seit 2005 in Würzburg ansässige Verein aktiv für den Schutz der Wälder und auch der Moore in Deutschland einsetzt, erläuterte Greta Buntfuss, eine der Projektleiterinnen des Vereins: "Wir sind mitten drin im zweiten großen Baumsterben. Es wird immer schwieriger, unsere Ökosysteme zu stabilisieren und zu renaturieren." Diese Entwicklung gefährde weltweit die Versorgung mit Wasser, Nahrung und Rohstoffen "und damit natürlich auch unseren Frieden", betonte Buntfuss.
