In Bayern sind die Arbeitslosenzahlen auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gesunken. „Erstmals seit Erfassung der Arbeitslosenquote können wir für Bayern eine Arbeitslosenquote von unter drei Prozent verkünden“, sagt Ralf Holtzwart, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg. Die Quote ging gegenüber dem Vormonat um 0,1 Punkte auf 2,9 Prozent zurück. „Eine Zwei vor dem Komma hat zuvor kein anderes Bundesland erreicht“, sagte Holtzwart. Arbeitssuchend sind im Freistaat derzeit noch 209 000 Menschen.
Quote in Unterfranken unter dem Bayernschnitt
Wie in Schwaben, der Oberpfalz und Niederbayern liegt auch in Unterfranken die Arbeitslosenquote sogar noch unter dem Bayernschnitt. In Unterfranken beträgt sie 2,7 Prozent. Dabei ist der Landkreis Main-Spessart der absolute Spitzenreiter – mit einer Arbeitslosenquote von nur 1,7 Prozent. „Das ist der beste Wert seit der Wiedervereinigung“, sagt der Sprecher des Arbeitsagenturbezirks Würzburg, Wolfgang Albert. Als Erklärung für den Spitzenreiterplatz dieses Kreises verweist Albert auf „sehr viele Industriearbeitsplätze im Bereich Anlagenbau, Maschinenbau und Sonnenschutztechnik“.
Auch sei im Kreis Main-Spessart die Bereitschaft der Arbeitnehmer zum Pendeln sehr groß; viele dort Ansässige orientierten sich nach Rhein-Main.
Mit einer Arbeitslosenquote von 1,8 Prozent muss sich auch der Landkreis Würzburg nicht verstecken – obwohl Industriearbeitsplätze dort nur in überschaubarer Anzahl vorhanden sind. Den Grund für die sehr niedrigen Arbeitslosenzahlen im Kreis Würzburg sieht Albert im großen Angebot von Stellen im Würzburger Dienstleistungssektor, also bei Kirche, in der Uni und im Gesundheitsbereich. Auch im Kreis Würzburg sei die Bereitschaft zum Pendeln ausgeprägt.
In der Stadt sieht es etwas schlechter aus als auf dem Land
Die Stadt Würzburg kommt in der Oktober-Analyse auf 3,7 Prozent Arbeitslose, die Stadt Schweinfurt auf 5,9 Prozent. „Die Arbeitslosenzahl in den Städten ist immer höher als auf dem Land“, so Albert. Er begründet das damit, dass weniger leicht vermittelbare Arbeitssuchende aus Problemgruppen eher in der Stadt als auf dem Land wohnten. Problemgruppen laut Albert: alleinerziehende Mütter und Flüchtlinge.
Insgesamt aber könne man mit dem Ergebnis für Unterfranken äußerst zufrieden sein, so Albert. Als Gründe für die rückläufige Arbeitslosenquote nennt er neben einem Anstieg des privaten Konsums die hervorragende Konjunktur und den guten Export.
Auch der Außenhandel läuft gut
Kurt Treumann, Bereichsleiter International bei der IHK Würzburg, bestätigt die unverändert guten Außenhandelsbeziehungen mit Unterfrankens größtem Außenhandelspartner, den USA – entgegen früher geäußerten Befürchtungen hätten sich diese seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump nicht verschlechtert. Auch das politisch sehr angespannte Verhältnis mit der Türkei wirke sich nach Erfahrung mainfränkischer Unternehmer nicht auf die Geschäfte aus, sagt er.
Gute Nachrichten für junge Leute
Der Leiter der Arbeitsagentur Schweinfurt, Thomas Stelzer, hebt bei seiner Analyse der Arbeitsmarktzahlen insbesondere einen Rückgang der Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen unter 25 Jahren hervor. „Es ist davon auszugehen, dass die, die nach der Ausbildung nicht übernommen wurden, einen Arbeitsplatz bei einem anderen Arbeitgeber finden konnten“, so Stelzer. Bei den Jugendlichen zeichne sich auch ein Trend zum verstärkten Besuch weiterführender Schulen ab; ein weiterer Grund für niedrige Jugendarbeitslosenzahlen.
Eine negative Deutung der niedrigen Arbeitsmarktzahlen gelingt einzig dem Bereichsleiter Standortpolitik bei der IHK Würzburg, Sascha Genders. Er verweist darauf, dass in Zeiten der Hochkonjunktur Existenzgründungen zurückgingen. Dies sei langfristig bedenklich.