Die Schriftsteller des Autorenkreises Würzburg begutachten untereinander ihre Manuskripte und treten gemeinsam zu Lesungen auf. Für diesen ihren zweiten Arbeitsschwerpunkt gewannen sie im Lauf des letzten Jahrs eine gute neue Bühne: Beim Neujahrsempfang 2011 begannen die ersten Gespräche der Kreis-Autoren mit Stadtbücherei-Leiterin Anja Flicker über die Möglichkeit, eine Lesereihe im Falkenhaus zu organisieren. Jetzt liegen die ersten Termine des Programms vor, und der 2012er Neujahrsempfang der Sprachkünstler fand auch schon an der noblen Marktplatzadresse statt.
Der Donnerstagabend begann nicht mit Dichtkunst, sondern mit einem Happening: dem Herausschieben des übervollen Mantelständers aus dem Max-Dauthendey-Saal, um Platz für weitere Stühle zu schaffen. Dass der Autorenkreis im Raum mit dem Namen eines berühmten Sprachkünstlers auftreten dürfe, „ehrt uns“, sprach Dr. Gunther Schunk; der Regionalvorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache und Mitübersetzer von „Asterix“-Comics ins Mainfränkische führte durch den Abend und begrüßte unter anderem Kulturamtsleiter Johannes Engels. Der reflektierte seine eigene Anwesenheit: „Wenn jemand einen Vertreter des Rathauses einlädt, dann ist er entweder so unbekannt, dass er sich selbst mit einem Repräsentanten der Stadt aufwerten muss, oder er ist so bekannt, dass er es sich leisten kann, wenn der Rathausvertreter etwas Unmögliches sagt.“ Engels erklärte, dass er dem Begriff „Hobby-Schriftsteller“ skeptisch gegenüber stehe, sei der Umgang mit Sprache doch eine Kunst. Aber, gab er den anwesenden Autoren mit auf den Weg: „Wie weit Sie diese Kunst entwickeln, das ist Ihre Sache.“ Er begrüßte, dass in derzeit auch jüngere, studentische Literaturfreunde sich engagieren, beispielsweise im Stellwerck-Verlag - „und nicht nur die Silberfraktion“, fuhr Engels sich übers gleichfarbige Haar.
Autorenkreis-Sprecherin Ulrike Sosnitza berichtete, 2011 habe ihre Vereinigung bei 35 Lesungen rund 1500 Hörer erreicht, in Galerien, Schulen und auf Literaturfestivals. Sie freute sich besonders auf die Lesereihe im zweiten Stock des Stadtbücherei-Gebäudes, verkehre hier doch ein „hervorragendes Publikum“, das zu schätzen wisse: „Vorlesen ist ein magischer Moment, immer eine Premiere, weil das Publikum immer ganz unterschiedlich reagiert.“
Den eigentlich literarischen Teil des Neujahrsempfangs gestalteten Ulrike Schäfer mit ihrem Preisträger-Text des renommierten Würth-Literaturwettbewerbs und Erhard Löblein mit einer Skizze über einen Kongress sinnentleerter und sinnvoller Wörter. Als zum Stehempfang die Raumtrennung beiseite klappte, zeigte sich: Der Max-Dauthendey-Saal hat Reserven, wenn das Publikum noch größer werden sollte.
Nächste Termine des Autorenkreises: • 9. Februar: Mögliche Nebenwirkungen. Lesung mit Hans-Jürgen Beck, Günter Huth, Roman Rausch; • 1. März: Kopfgewächse. Erhard Löblein, Jutta Rülander, Gunther Schunk, Ulrike Sosnitza, jeweils im Max-Dauthendey-Saal, 19.30 Uhr, Eintritt: 5 Euro.