Der Geschäftsbetrieb der Schäfer-Oesterle GmbH, ein international tätiger Automobilzulieferer mit Hauptsitz im Würzburger Gewerbegebiet Ost, wird auch im vorläufigen Insolvenzverfahren in vollem Umfang fortgeführt.
Das teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Joachim Exner auf Anfrage mit. Für das Unternehmen hat das Amtsgericht Würzburg am 19. April die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet.
Aufträge werden ausgeführt
Alle Aufträge und Leistungen würden weiterhin pünktlich erbracht. Die Kunden, deutsche und europäische Premium-Automarken sowie international tätige Direkt-Zulieferer, hätten dem Unternehmen ihre volle Unterstützung zugesagt.
Gute Aussichten für eine Sanierung
„Schäfer-Oesterle ist ein hochspezialisiertes Unternehmen mit enormer Erfahrung und wettbewerbsfähigen Produkten“, betonte der Rechtsanwalt, Partner der Kanzlei Dr. Beck und Partner in der Wörthstraße. „Insofern sehe ich gute Aussichten für eine nachhaltige Sanierung des Geschäftsbetriebs.“
Führender Zulieferer
Schäfer-Oesterle gehört seit mehr als 30 Jahren zu den führenden Zulieferern der Automobil-Industrie und produziert an drei Standorten in Ungarn und Deutschland mit insgesamt 448 Arbeitnehmern für hochwertige Innenraumoberflächen von Premium-Fahrzeugen.
Das Angebotsspektrum reicht von der Herstellung von Einzelkomponenten mit Oberflächen aus Leder und Textil bis hin zur Lieferung von kompletten Systemen. Diese Redaktion hatte das Unternehmen im August 2015 besucht und vorgestellt. Damals hatte Geschäftsführer Volker Herrmann Expansionspläne vorgestellt: Binnen zehn Monaten waren 50 neue Arbeitsplätze in der Verwaltung und in der Produktion geschaffen worden.
Veredelung von Autoteilen
Die Firma hatte sich auf die Veredlung von Autoteilen spezialisiert. Ein Beispiel: In Würzburg werden die Hutablagen der Rolls Royce-Modelle mit hauchdünnem Leder bezogen.
Unmittelbar nach seiner Bestellung in der vergangenen Woche hat sich Exner nach seinen Angaben zum Hauptsitz des Unternehmens nach Würzburg begeben und sich in Gesprächen mit der Geschäftsführung ein erstes Bild der Lage gemacht.
Zudem nahm er Gespräche mit Lieferanten und Kunden auf, um die Fortführung des Geschäftsbetriebes zu sichern.
Exner: „Alle Partner gehen sehr professionell mit der Situation um und halten Schäfer-Oesterle auch in dieser schwierigen Zeit die Stange.“ Partner sind unter anderem Porsche Lamborghini, Bentley oder eben Rolls Royce.
Arbeitnehmer sind informiert
Exner hat bereits zusammen mit den Geschäftsführern die deutschen Arbeitnehmer über den Stand der Dinge und die weiteren Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter der 166 Beschäftigten an den Standorten Würzburg und Backnang in Baden Württemberg sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.
„Die Mitarbeiter haben gefasst reagiert und sind weiterhin mit vollem Engagement bei der Sache“, ergänzte Exner. Die 282 Arbeitnehmer des ungarischen Schäfer Oesterle-Standortes in Bonyhad sind nicht von Insolvenz betroffen.
Starkes Umsatzwachstum
Die Ursache für die Insolvenz sieht der Rechtsanwalt so: Die Schäfer-Oesterle GmbH hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche Neuaufträge und ein starkes Umsatzwachstum zu verzeichnen. In der Folge kam es zu Problemen bei Produktionsanläufen und den erforderlichen Zwischenfinanzierungen. Die Geschäftsführung fasste schließlich den Entschluss, die nötigen Sanierungsschritte über ein Insolvenzverfahren umzusetzen.
So soll ein Investor gewonnen werden, um die Neuaufstellung des Unternehmens zu erreichen.
Joachim Exner verfügt über besondere Erfahrung insbesondere in der Sanierung von mittelständischen Unternehmensgruppen wie bei Scherer+Trier, Jakob-Unternehmensgruppe, Loewe und Metz. Exner ist Mitglied des Gravenbrucher Kreises, des Zusammenschlusses der führenden deutschen Insolvenzverwalter.