Tunnel-Rettungszüge sind seit über 25 Jahren Teil des Sicherheitskonzepts auf den Schnellfahrstrecken Würzburg-Hannover und Stuttgart-Mannheim. Im Zuge ihres Modernisierungsprogramms hat die Deutsche Bahn jetzt ihre bisherige auf Schienen rollende medizinische Notaufnahme samt notfalltechnischen Einsatzmitteln nach einem Vierteljahrhundert ausrangiert – und ausgetauscht gegen einen Zug mit modernster Technik.
Feuerwehr, Rettungskräfte und Notärzte an Bord
In Würzburg stellte Roland Bosch, Vorstand Produktion der DB Netz AG, am Donnerstag den neuen Rettungszug vor. Mit dabei: Vertreter der Berufsfeuerwehr Würzburg und der Rettungsdienste. Denn die werden neben zwei Notärzten und zwei Lokführern bei einer Alarmierung auch die Zugbesatzung bilden.
Das wesentlich Neue der neuen Rettungszug-Generation sind neben der technischen Modernisierung vor allem die abgesenkten Einstiege. Sie sollen künftig den Einsatzkräften das Be- und Entladen mit Rettungsgeräten erleichtern. Vor allem helfen sie im Unglücksfall bei der Übergabe und dem Abtransport von Verletzten an den Übergabepunkten an den Tunnelportalen.
Bundesweit sechs Rettungszüge plus ein Ersatzzug in Betrieb
Der in Würzburg stationierte Rettungszug ist nach dem Zug in Fulda der zweite der neuen Generation. Auch die Stationen in Hildesheim, Kassel, Mannheim und Stuttgart bekommen nach und nach neue Notfallzüge, so Dirk Brill, Leiter Notfallmanagement der DB Netz AG: „Bis Sommer 2019 sollen alle sechs auf den deutschen Bahnstrecken betriebenen Rettungszüge sowie der Ersatzzug erneuert sein.“ Ein Ersatzzug sei erforderlich, um die dreimonatige Zeit für die TÜV-Abnahme jedes Zuges lückenlos überbrücken zu können, so Brill.
Die Rettungszüge sind an allen Standorten gleich ausgestattet, lediglich der in Fulda stationierte Zug hat einen zweiten Sanitätswagen, weil er in südlicher und nördlicher Richtung eingesetzt wird. Im Ernstfall bleiben eine der Loks, ein mit Notfalltechnik ausgestatteter Transportwagon, ein Gerätewagen, ein Löschmittelwagen sowie ein Sanitätswagen zur Erstversorgung von Verletzten am Unfallort. Angekoppelt an die zweite Diesel-Lok können im zweiten Transportwagon Verletzte zu den Tunnelportalen gebracht werden.
Zwölf Millionen Euro für den Unterhalt pro Jahr nötig
Insgesamt 26 Milliarden Euro umfasst laut Roland Bosch das laufende Modernisierungsprogramm der Deutschen Bahn. Für die Notfalltechnik, zu der die sieben Rettungszüge zählen, sind dabei 150 Millionen Euro vorgesehen, die Kosten für die sechs Rettungszüge und den Ersatzzuges selbst betragen laut dem Vorstand Produktion 87 Millionen Euro. Und alleine für den Unterhalt der 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr einsatzbereiten Rettungszüge sind laut Deutscher Bahn zwölf Millionen Euro jährlich nötig.
Für den Einsatz im Tunnel
Die Tunnelrettungszüge sind Teil eines dreistufigen Sicherheitskonzepts der Deutschen Bahn. Erst wenn eine vom Zugführer ausgelöste „Notbremsüberbrückung“ den Stopp eines Zuges außerhalb eines Tunnels nicht ermöglich, kommen die Tunnelrettungszüge zum Einsatz. Bei Unglücken in Tunnels werden die Unglücksstellen aus beiden Richtungen angefahren. Entsprechend angeordnet sind auch die verschiedenen Einsatzwägen eines Rettungszuges.
Der in Würzburg stationierte Rettungszug kam bislang zwei Mal zum Einsatz: Bei einer Rauchentwicklung in einem Tunnel und als ein ICE-Zug wegen einer Schafherde entgleiste.
Rettungszug auf Schienen Die Deutsche Bahn hat Tunnel-Rettungszüge an sechs Orten stationiert: Fulda, Würzburg, Mannheim, Kassel, Hildesheim und Stuttgart. Zu jedem Rettungszug gehören zwei Diesel-Loks mit einem Hubraum von 35 Litern und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Jeder Zug ist 138 Meter lang und hat ein Eigengewicht von 441 Tonnen. Die Besatzung in Würzburg besteht aus zwei Triebfahrzeugführern, einem Einsatzleiter Feuerwehr und 19 Feuerwehrmännern der Berufsfeuerwehr Würzburg, zwei Notärzten und acht Rettungskräften.