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Würzburg: Bann für Böller: Erste Händler verzichten auf Silvesterknaller

Würzburg

Bann für Böller: Erste Händler verzichten auf Silvesterknaller

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    Auch in Unterfranken verbannen erste Händler Silvesterböller aus dem Sortiment. Wird der Boykott zum Trend?
    Auch in Unterfranken verbannen erste Händler Silvesterböller aus dem Sortiment. Wird der Boykott zum Trend? Foto: Silvia Gralla

    Darf noch Böller verkaufen, wer die Umwelt schützen will? Mit dieser Frage erreicht die Klimadiskussion kurz vor Silvester den Handel. Bundesweit verzichtet eine Reihe von Einzelhändlern auf das lukrative Geschäft mit Krachern und Raketen, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Auch in Unterfranken verbannen Händler Böller aus ihrem Sortiment. Ist das das Aus für die Knallerei zum Jahreswechsel?

    Für Christian Wagner schon. "Wir verkaufen dieses Jahr keine Feuerwerksartikel", sagt der Geschäftsführer des Haßfurter Obi-Marktes. Anders als in all den Jahren zuvor. Die Idee sei im Team entstanden. "Feuerwerk ist für die Umwelt und für die Tiere schädlich", sagt Wagner. Man habe sich gefragt: Muss das sein? Dann sei die Grundsatzentscheidung gefallen, auf den Böller-Verkauf zu verzichten. Einige Tausend Euro Umsatz weniger bedeute das schon, sagt der Baumarkt-Leiter. "Aber wir sind davon überzeugt, dass es richtig ist und wollen auch in Zukunft kein Feuerwerk mehr verkaufen."

    Umweltschützer lehnen die Knallerei zu Silvester seit Jahren ab.
    Umweltschützer lehnen die Knallerei zu Silvester seit Jahren ab. Foto: Martin Gerten, dpa

    Ganz neu ist das nicht. Umweltschützer lehnen die Knallerei an Silvester seit Jahren ab, weil sie Feinstaub verursache und Kinder und Tiere gefährde. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht nun die Chance für Veränderungen, denn Konsumenten sind umweltbewusst wie lange nicht. "Wir hoffen, dass ein Ruck durch die Gesellschaft geht und die Menschen in diesem Jahr weniger Böller und Raketen kaufen", sagt DUH-Chef Jürgen Resch. Und: Anfang 2020 wolle man die Händler auffordern, den Feuerwerks-Verkauf komplett einzustellen.

    Ausgeschlossen ist das auch für Marco Trabold nicht. "Es gibt Überlegungen, wir denken darüber nach", sagt der Geschäftsführer und Inhaber der Edeka-Märkte Trabold. In diesem Jahr werde noch in allen fünf Märkten in Unterfranken Feuerwerk verkauft, denn die Ware sei bereits im Frühjahr bestellt worden. Aber: "Für nächstes Jahr, steht es in den Sternen."

    Rund 133 Millionen Euro Umsatz mit Böllern und Raketen

    Ein Verzicht auf Böller ab 2020 stößt inzwischen bei immer mehr Händlern auf offene Ohren. So hat die Baumarktkette Hornbach angekündigt, ab dem kommenden Jahr in Deutschland kein Feuerwerk mehr ins Sortiment zu nehmen.

    Bei den beiden Kupsch-Märkten Esser in Würzburg ist das bereits seit 2008 so. "Wir verkaufen schon seit mehr als zehn Jahren kein Feuerwerk", sagt Leiter Klaus Esser. Wichtiger als die Böllerei seien ihm Umwelt- und Tierschutz, "schon seit ich selbstständig bin". Esser gehe es aber nicht darum, andere zu missionieren: "Jeder muss das für sich entscheiden." Etwa zehn bis 20 Kunden würden jedes Jahr nach Feuerwerksartikeln fragen, großen Unmut gebe es aber keinen.

    Der typische Silvesterhimmel: Die Nachfrage nach Raketen und Böllern ist in Deutschland nach wie vor hoch.
    Der typische Silvesterhimmel: Die Nachfrage nach Raketen und Böllern ist in Deutschland nach wie vor hoch. Foto: Silvia Gralla

    Deutschlandweit hat die Branche im vergangenen Jahr rund 133 Millionen Euro Umsatz mit Böllern und Raketen gemacht, und geht von ähnlichen Werten in diesem Jahr aus. Angesichts der Zahl gibt sich der Verband der pyrotechnischen Industrie weiter selbstbewusst. Man habe es mit einer "Scheindebatte" zu tun, heißt es. Hornbachs Böller-Boykott nennt der Verband einen "Marketing-Gag". Insgesamt würden von 33.000 Supermärkten in Deutschland ohnehin nur wenige auf den Verkauf verzichten.

    Discounter halten am Geschäft mit der Knallerei fest

    Auch Branchenkenner Uwe Krüger vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) geht davon aus, dass die Nachfrage weiter hoch bleibt. "Die Nachfrage ist ungebrochen und der Handel wäre schlecht beraten, diese nicht zu bedienen", sagt er. So haben Aldi, Lidl, Kaufland und Real angekündigt, an dem Geschäft mit der Knallerei festhalten zu wollen, weil es die Kunden so wünschen. "Solange die großen Discounterketten nicht mitziehen, wird sich wenig tun", sagt Krüger. 

    Das bayerische Landeskriminalamt warnt eindringlich vor illegaler Pyrotechnik.
    Das bayerische Landeskriminalamt warnt eindringlich vor illegaler Pyrotechnik. Foto: Paul Zinken, dpa

    Indes warnt das bayerische Landeskriminalamt (LKA) vor illegaler Pyrotechnik, weil diese oft nicht den hiesigen Sicherheitsstandards entspräche. Die chemische Zusammensetzung sei anders, die Sprengkraft höher und es bestehe die Gefahr von Fehlzündungen – und in der Folge schweren Verletzungen. Wer mit solch illegalen Böllern zündele, dem drohen laut LKA Bußgelder bis zu 50.000 Euro oder sogar Haftstrafen.

    Grundsätzlich darf Feuerwerk heuer nur von diesem Samstag an bis einschließlich 31. Dezember verkauft werden. Erlaubt ist das Böllern und Abfeuern von Raketen nur am Silvester- und Neujahrstag.

    Mit Informationen von dpa

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