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WINTERHAUSEN: Beim Schnittkurs Bäume verstehen lernen

WINTERHAUSEN

Beim Schnittkurs Bäume verstehen lernen

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    Alte Obstbäume wie dieses Exemplar auf unserem Beispielfoto bedürfen regelmäßiger Pflege. Wie das geht, zeigt ein Kurs der vhs.
    Alte Obstbäume wie dieses Exemplar auf unserem Beispielfoto bedürfen regelmäßiger Pflege. Wie das geht, zeigt ein Kurs der vhs. Foto: Foto: Alois Wohlfahrt

    Dass seine Gemeinde mit ihren Streuobstwiesen einen kulturellen wie materiellen Schatz besitzt, hat Bürgermeister Wolfgang Mann längst begriffen. Deshalb hat Winterhausen als erste Gemeinde in der Interkommunalen Allianz Maindreieck „Probierwiesen“ zum Obstpflücken für alle ausgewiesen. Aber Äpfel pflücken allein reicht nicht zur Erhaltung der Streuobstwiesen. Sie müssen auch gepflegt werden. Wie das geht, zeigt ein Kurs der vhs Ochsenfurt.

    Krischan Cords kann von sortenreinen Apfelsäften schwärmen wie ein Sommelier von edlen Weinen. Der Diplom-Gartenbauingenieur kennt die alten Apfelsorten, die teils schon vor vielen Jahrhunderten gezüchtet wurden und, ohne noch irgendein Interesse auf sich zu ziehen, auf Mainfrankens Streuobstwiesen unauffällig vor sich hin leben. Es sind Äpfel mit Namen wie „Lohrer Rambur“, „Geflammter Kardinal“ oder „Schöner von Miltenberg“.

    Streuobstwiesen stehen für Nachhaltigkeit

    Köstliche Äpfel, findet Krischan Cords. Doch die Sorten drohen auszusterben.

    „Streuobst funktioniert ohne Pflege nicht“, sagt Cords, Geschäftsführer der 2014 gegründeten Genossenschaft Main-Streuobst-Bienen mit Sitz in Margetshöchheim. Ihn haben Allianzmanager Holger Becker und vhs-Leiterin Julia Halbleib für einen ganz besonderen Kurs gewonnen. „Der Streuobstbaum und seine Pflege“ ist ein Angebot, das die vhs passend zu ihrem Semester-Thema „Nachhaltigkeit“ ins Programm aufgenommen hat. Streuobstwiesen sind für Cords der Inbegriff von Nachhaltigkeit.

    Von den Vorfahren gepflanzt, tragen die alten Bäume noch heute Früchte. Doch wenn sie nicht gepflegt werden, quälen sich die Bäume mit ihrer Last und gehen schließlich ein. „Der Baum ist überlastet mit Obst, alle Energie geht in die Äpfel“, erklärt Cords, was passiert, wenn ein Obstbaum sich selbst überlassen wird. „Er wächst nicht mehr und trägt sich tot.“ Wer weiß, wie der richtige Schnitt funktioniert, kann den Baum regelrecht aufatmen lassen. „Das ist, wie einen Rollstuhlfahrer wieder zum Laufen zu bringen.“

    Nur gepflegte Bäume liefern schmackhaftes Obst

    In seinem Kurs erklärt Krischan Cords den naturnahen Baumschnitt. Es geht darum, den Baum verstehen zu lernen. Und ein Baum, dessen Bedürfnissen Rechnung getragen wird, produziert auch gutes Obst. Wenn behauptet wird, die alten Sorten würden nicht schmecken, liegt das Cords zufolge an fehlender Pflege. „Natürlich schmecken die Äpfel nicht, wenn sie nie die Sonne sehen.“

    Der Kurs soll darüber hinaus ein Bewusstsein für die Bedeutung der mainfränkischen Streuobstwiesen schaffen.

    Denn sie liefern nicht nur Obst unter Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel, sondern sind Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und viele kleineren Lebewesen, die am Boden unter den Bäumen zu Hause sind.

    Und sie bieten eine erstaunliche, wie Cords sagt, „gigantische“, Sortenvielfalt. Er schätzt, dass allein in Winterhausen 50 verschiedene Obstsorten zu finden sind. Um die Überalterung zu stoppen, bemüht sich die Main-Streuobst-Bienen eG auch um Neupflanzungen.

    Weitere Probierweisen sollen entstehen

    Das funktioniert ähnlich wie beim Weinbau: Auf einen wilden und widerstandsfähigen Stock mit großem Wurzelwerk wird die jeweilige Edelsorte aufgepfropft. Zu solchen Pflanzaktionen lädt Krischan Cords gerne auch Kinder und Jugendliche ein, bei denen er durchaus Interesse an diesem Thema erkennt. Und Allianzmanager Holger Becker macht sich fleißig Notizen, denn weitere Projekte sind ihm willkommen. Zum Beispiel hätte Becker auch Interesse an einem Obstbaumlehrpfad.

    Das Allianz-Projekt „Probierwiesen“ scheint jedenfalls auf dem sprichwörtlich aufsteigenden Ast zu sein. Wie Becker berichtet, sollen weitere Probierwiesen zumindest im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Eibelstadt ausgewiesen werden. Die schon bestehenden Probierwiesen in Winterhausen sollen jetzt besser präsentiert werden, etwa durch bunte Banderolen an den zum Abernten frei gegebenen Bäumen statt wie bisher durch gut getarnte dunkelgrüne.

    Auch vhs-Leiterin Julia Halbleib hat fleißig mitgeschrieben und Ideen für weitere Kurse gesammelt. Führungen, Obst-Verkostungen oder eine Streuobstwanderung am Main- Vieles ist hier noch denkbar.

    Der vhs-Kurs findet am Samstag, 18. März, von 9 bis 16 Uhr auf den Streuobstwiesen am Moritzgässlein in Winterhausen statt; Anmeldung unter www.vhs-ochsenfurt.de

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