Im Herbst, wenn die Heizperiode wieder beginnt, werden auch in 18 Einfamilienhäusern in der Bergtheimer Blumenstraße, Sonnenstraße und Frühlingstraße die Heizkörper aufgedreht werden. Die Energie kommt dann aber nicht mehr von einem Ölbrenner oder einem anderen fossilen Brennstoff, sondern von der Biogasanlage des nahe gelegenen Holzäckerhofes. Dort wird nämlich nicht nur Ökostrom, sondern auch Ökowärme produziert.
Seit Anfang Juli und noch bis in den September hinein rollen in Bergtheim die Bagger und Baumaschinen. Stückweise werden Straßenzüge und Zugänge zu den einzelnen Häusern aufgegraben und hoch gedämmte Leitungen verlegt, Hausanschlüsse gemacht und Übergabestationen eingebaut.
Nahwärmenetze boomen
Um die Ausführung kümmert sich die Baufirma Rotec Rohrtechnik GmbH aus Erlangen. Bauleiter ist Florian Weps, ein erfahrener Diplom-Ingenieur. „Nahwärmenetze boomen“, weiß er und spricht von einer „ökologisch sinnvollen Maßnahme“. Ein Anschluss für ein gewöhnliches Einfamilienhaus kostet in Bergtheim den einmaligen Betrag von 4000 Euro. Dazu kommt später der Wärmeabgabepreis. Kein Pappenstiel. „Aber die Anschaffungskosten sind günstiger als für eine eigene Heizanlage und der Wärmepreis wird deutlich niedriger sein als bei Öl“, erläutert Energieberater Matthias Förster, der bei der Gasuf Ansprechpartner der Bergtheimer ist.
Für die Anschließer mag nicht allein der Preis den Ausschlag für die Umstellung gegeben haben. „Wer die Energiewende will, kann mit dem Anschluss seinen persönlichen Beitrag leisten“, wirbt Prokurist Thomas Merker. Das Blockheizkraftwerk des Holzäckerhofs an der so genannten „Kartoffelhalle“ liefere rund um die Uhr zuverlässig Bioenergie. Es garantiere störungsfreie Wärme zum Heizen und für die Warmwasserbereitung.
Bürgermeister Konrad Schlier ist stolz auf seine Gemeinde und die innovativen Hausbesitzer. Im November 2011 hat die Gasuf mit einem ersten Bauabschnitt die gemeindeeigene Willi-Sauer-Halle, das Feuerwehrhaus und die Grundschule angeschlossen.
6000 Euro im Jahr gespart
Im Vollkostenvergleich spart die Gemeinde seitdem etwa 6000 Euro Heizkosten im Jahr. Sie hat zudem das gute Gefühl, ökologisch zu wirtschaften. Die Zusammenarbeit mit der Gasuf und den drei Jungunternehmern Christoph, Christian und Sebastian Sauer sei bestens, bekräftigen Bürgermeister Schlier und die Gasuf-Verantwortlichen.
Mit dem jetzigen Bauabschnitt und dem Anschluss der 18 Privathäuser wird das Nahwärmenetz auf eine Trassenlänge von knapp 1500 Metern ausgeweitet. Die Unternehmer betrachten das als „Keimzelle“. „Das Netz soll weiter wachsen. Wir haben genug Reserven“, wirbt Gasuf-Geschäftsführer Merker um zusätzliche private Anschließer.
„Mit unserer Anlage erzeugen wir jährlich etwa vier Millionen Kubikmeter Biogas und damit etwa acht Millionen KW Strom und Wärme“, erklärt Christoph Sauer. Das bedeute, dass allein die Biogasanlage des Holzäckerhofs mit ihrer Leistung von 1180 KW elektrisch umgerechnet 1,2 Millionen Liter Heizöl im Jahr ersetzt. Mit dem eigenen „Kraftwerk“ werde Strom für über 2000 durchschnittliche Vier-Personen-Haushalte produziert. Allein am Satelliten-Blockheizkraftwerk reiche die erzeugte Wärme aus, um etwa 80 Haushalte mit CO2-neutraler Wärme versorgen zu können.
Potenzial ist also noch vorhanden in Bergtheim. „Wir setzen hier die Energiewende um und haben einen guten Weg in die Zukunft eingeschlagen“, ist sich die „Zweckgemeinschaft“ aus den jungen Unternehmern, der Gasuf Unterfranken und der Kommune sicher.