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WÜRZBURG: "Blut & Kasse": Der rappende Macher aus Grombühl

WÜRZBURG

"Blut & Kasse": Der rappende Macher aus Grombühl

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    Es gibt Träumer, Denker, Philosophen, Analytiker – und Macher. Der Würzburger Benjamin Koeberlein ist auf alle Fälle Letzteres. Seit er als kleiner Junge das Rappen für sich entdeckt hat, gab der Grombühler alles, um seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Heute hat der 30-Jährige ein eigenes Plattenlabel, eine Modelinie und Fans in ganz Deutschland. Seine Facebookseite gefällt über zehntausend Menschen und auch alt eingesessene Rapper sind auf den Unterfranken aufmerksam geworden. Im Interview spricht Koeberlein, der als Künstler „Blut & Kasse“ genannt werden will, über Grombühler Plattenläden, die ersten Rapversuche mit dem Kassettenrekorder, persönliche Texte und Zukunftsfantasien.

    Frage: Sie stehen als „Blut und Kasse“ auf Bühnen in ganz Deutschland, Ihr Manager lebt in Berlin, der DJ in Essen, ein Teil des Teams in Hannover. Was hält Sie hier in Unterfranken?

    Blut & Kasse (BK): Würzburg ist meine Heimat. Ich habe als Jugendlicher ein paar Jahre in Amerika gewohnt, bin später mal für ein Jahr nach Berlin gezogen – aber hier bin ich zuhause, hier ist meine Familie.

    Während andere Jungs auf dem Fußballplatz spielten, haben Sie als 13-Jähriger schon Texte geschrieben...

    BK: Ja, ich war schon immer musikbegeistert und die Schule war mir einfach zu langweilig. Ich bin jetzt nicht in irgendwelchen Kunstkreisen aufgewachsen, aber das Schreiben hat mich gereizt. Daher hab ich angefangen, mir Texte über alles Mögliche auszudenken – und sie im Grombühler Dialekt gerappt. Das versteht heute kein Mensch mehr (lacht).

    Ein Versuch ist es wert: Wie hat sich das denn so angehört?

    BK: Ziemlich verrückt. Es war zum einen der fränkische Dialekt drin mit weichem „t“ oder „b“ und dann kam noch der damalige Grombühler Slang dazu. Aus Haltestelle wurde „Halle“, Alter wurde zu „Aller“ und so weiter.

    Und woher haben Sie die passenden Beats, die Musik genommen ?

    BK: Der Plattenladen in Grombühl war damals meine Rettung. Ich war dort Stammgast und habe mir alle möglichen Schallplatten gekauft, auf denen gute Beats und Samples drauf waren. Außerdem hab ich tausende Kassetten aufgenommen, sie immer wieder mit neuer Musik überspielt und dazu in ein Billigmikro gerappt (lacht).

    Der kleiner Junge, der damals in einem Würzburger Stadtteil vom großen Rap-Olymp geträumt hat, ist heute deutschlandweit erfolgreich. Wie haben Sie das geschafft?

    BK: Das Internet hat mir viel ermöglicht. Es ist plötzlich viel leichter geworden, sich selbst einer großen Masse zu präsentieren und Kontakt mit anderen Musikern aufzunehmen. Ich hab mit 16 Jahren einfach mal Aufnahmen von mir deutschlandweit verschickt. Wenn du viel Leidenschaft in eine Sache steckst, dann schaffst du das auch.

    Ein Erlebnis, das Sie geprägt hat, war der Besuch im Studio von Aggro Berlin, dem damals erfolgreichsten Hip-Hop-Label. Wie kam es dazu?

    BK: Das ist eine ganz witzige Geschichte. Ich habe gemeinsam mit dem ehemaligen Berliner Rapduo 'Hecklah & Coch' den Song 'Mein Block' zeitgleich mit Sidos gleichnamigen Lied rausgebracht. Sido hat uns deswegen gedisst, ist aber irgendwie doch auf mich aufmerksam geworden. Später hat er mich dann zu sich und seinen Leuten ins Studio eingeladen.

    Wie eng ist Ihre Bindung zu dem berühmten Berliner Rapper heute?

    BK: Sido und ich haben den gleichen Humor, verstehen uns gut. Ich habe ihn bei einer österreichischen Fernsehshow, in der er Rapper gesucht hat, und bei einem Song unterstützt. Er ist wiederum auch auf meiner neuen Platten mit drauf.

    Das Album „Machermodus“ erscheint bei Ihrem eigenen Label. Warum haben Sie sich dazu entschieden, sich selbstständig zu machen?

    BK: Es kostet viel Nerven und man hat kein großes Budget – aber wenn du dein eigener Chef bist, kannst du deine Ideen wirklich umsetzen. Ich habe ein super Team von Leuten, die mich unterstützen, ohne vorher ein Budget auszuhandeln. Grafiker, Manager, Pressesprecher, Fotograf – alle glauben daran, dass es gut wird.

    Hip-Hop-Magazine schwärmen von Ihren ehrlichen und reflektierten Texten. Wie tief lassen Sie in „Machermodus“ blicken?

    BK: Ich schreibe sehr persönlich. Auf dem neuen Album ist beispielsweise ein Lied für meinen zweijährigen Sohn drauf, in einem anderen Track rechne ich dagegen mit denjenigen ab, die nicht an mich geglaubt haben. Ich verarbeite viel, was ich denke und fühle. Emotionen in Texte zu verwandeln – das ist mein Ding.

    Blicken wir mal in die Zukunft. Wo sitzt Benjamin Koeberlein heute in zehn Jahren?

    BK: In einem riesigen Haus mit einem noch viel riesigeren Garten. Da kann dann meine Mutter mit meiner Familie zusammen leben. Und wenn es mich packt, lasse ich alles hinter mir und reise los. Denn einen Traum habe ich noch: Ich will alle Kontinente dieser Erde einmal abchecken.

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