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Würzburg/Wiesentheid: Blutspende: Wer darf hin und was muss man beachten?

Würzburg/Wiesentheid

Blutspende: Wer darf hin und was muss man beachten?

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    Zwischen 14.000 und 15.000 Blutkonserven werden Deutschland pro Tag für die Versorgung von Kranken und Verunglückten gebraucht. In Bayern spenden zirka 240.000 Menschen jährlich ihr Blut für andere. Wer darf wie oft spenden?
    Zwischen 14.000 und 15.000 Blutkonserven werden Deutschland pro Tag für die Versorgung von Kranken und Verunglückten gebraucht. In Bayern spenden zirka 240.000 Menschen jährlich ihr Blut für andere. Wer darf wie oft spenden? Foto: Jörg Carstensen/dpa

    In Deutschland werden Blutspenderinnen und Blutspender händeringend gesucht. Täglich werden allein in Bayern laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 2000 Blutspenden für die Versorgung von Kranken und Verletzten benötigt. Etwa 20 bis 30 Prozent fehlen derzeit im Produktions- und Logistikzentrum des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Wiesentheid (Lkr. Kitzingen).

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    Doch es gibt auch Hürden für Spenderinnen und Spender. Wer ein frisches Tattoo trägt, homosexuell oder schwanger ist, hatte immer mit hohen Auflagen beim Blut spenden zu kämpfen. Aber ist das immer noch so? Welche Vorschriften für Spenderinnen und Spender gelten und was es dabei zu beachten gibt.

    Wer darf Blut spenden?

    Grundsätzlich dürfen alle Menschen zwischen 18 und 73 Jahren spenden, erklärt Patric Nohe, Pressesprecher des BRK-Blutspendendienstes. Wichtig sei, dass die Person nicht weniger als 50 Kilogramm wiegt und sich gesund fühle. Wer Erstspender oder Erstspenderin sowie älter als 64 Jahre ist, muss zudem vor der ersten Spende noch einmal gesondert von einem Arzt untersucht werden, um zugelassen zu werden.

    Wie oft darf ich Blut spenden?

    Erwachsene haben im Schnitt zirka viereinhalb bis sechs Liter Blut im Körper. Bei einer Spende wird dem Körper laut Blutspendedienst immer ein halber Liter entnommen. Zwischen zwei Blutspenden sollten deshalb mindestens 56 spendenfreie Tage liegen. "Diese Zeit benötigt der menschliche Körper, um sich wieder vollständig zu regenerieren und den Verlust zu kompensieren", so Nohe.

    Frauen dürfen viermal, Männer bis zu sechsmal Blut innerhalb eines Jahres spenden. Das liege daran, dass Frauen im Vergleich zu Männern ein geringeres Blutvolumen haben, erklärt Nohe. Zudem verlieren Frauen durch die Menstruation jeden Monat schon eine gewisse Menge Blut.

    Was ist der Unterschied zwischen einer Blut- und einer Blutplasmaspende?

    Die Vollblutspende ist die gängige Spende. Dabei wird das Blut mit all seinen Bestandteilen entnommen, erklärt Patric Nohe. Bei der Plasmaspende hingegen wird das Blut aus dem Körper entnommen und vom darin enthaltenen Plasma mithilfe einer speziellen Maschine getrennt. Plasma setzt sich aus 90 Prozent Wasser und zehn Prozent lebenswichtige, darin gelöste Substanzen wie Eiweißen und Elektrolyten, zusammen.

    Das restliche Blut wird anschließend wieder zusammen mit einer Kochsalzlösung an die spendende Person zurückgegeben. Wer anstatt Blut nur Plasma gespendet hat, darf das in der Regel bereits nach einer Woche wiederholen und erhält außerdem in der Regel eine finanziellen Obolus zwischen zehn und 20 Euro. "Allerdings geht das nur an festen stationären Standorten", sagt Nohe. 

    Wie lange dauert eine Blutspende?

    Zwar dauert die Blutentnahme selbst in der Regel nur um die zehn Minuten. "Für den Gesundheitscheck und das Ausfüllen des Fragebogens samt Wartezeit sollten zirka ein bis eineinhalb Stunden eingeplant werden", rät Nohe vom Blutspendedienst.

    Was sollte ich vor, während und nach der Blutspende beachten?

    Vor einer Spende sollte jeder Spender und jede Spenderin genügend gegessen und getrunken haben, erklärt Patric Nohe. Dabei sollte man keine zu fettige und immer genügend eisenhaltige Lebensmittel zu sich nehmen. Neben Fleisch und Fisch rät der Experte hier zu Hülsenfrüchten wie Sojabohnen oder Erbsen.

    Was das Trinken angeht, sollte am Tag zuvor kein Alkohol sowie am Tag der Spende mindestens zwei Liter Wasser getrunken worden sein. Wer alkoholisiert zu Spende erscheint, wird nicht zugelassen. Zudem rät der Blutspendedienst davor ab, mit einem "Kater" Blut spenden zu gehen. Nach der Spende sollten Sport und körperliche Arbeit vermieden werden.

    Was muss ich zur Blutspende mitbringen?

    Einen Lichtbildausweis, wie Führerschein oder der Personalausweis, oder – falls vorhanden – den Blutspenderausweis.

    Was bekomme ich für eine Blutspende?

    Im Gegensatz zu einer Plasmaspende erhalten Spenderinnen und Spender bei einer Blutspende keine finanzielle Gegenleistung. "Dafür erhalten Freiwillige einen kostenlosen Gesundheitscheck, Informationen über ihre Blutgruppe, und ihr Blut wird auf verschiedene Krankheiten und Viren überprüft", sagt Patric Nohe vom Blutspendedienst. Nach der Spende gibt es etwas zu essen und zu trinken und in der Regel ein kleines Geschenk.

    Dürfen auch Schwangere Blut spenden?

    Während der Schwangerschaft sowie sechs Monate nach der Geburt dürfen Frauen kein Blut spenden. Geburten sind körperlich enorm anstrengend. Auch danach benötige der Körper Zeit, um sich zu regenerieren, sagt Nohe.

    Ich habe mir kürzlich ein Tattoo oder ein Piercing gestochen. Wann darf ich wieder spenden?

    Wer sich ein Tattoo, Ohrloch oder ein Piercing stechen lässt, darf für vier Monate kein Blut spenden. Grund dafür ist, dass derartige Eingriffe die Haut verletzen und unter Umständen das Blut verunreinigen oder gar vergiften können, erklärt Patric Nohe. 

    Ähnliches gilt auch nach einem Besuch beim Zahnarzt oder der Zahnärztin. Falls in Folge einer Operation Antibiotika eingenommen werden muss, darf man erst nach vier Wochen wieder spenden. Nach einer Vorsorgeuntersuchung, Zahnfüllung, Zahnsteinentfernung, Zahnreinigung oder dem Abschleifen von Zähnen für Brücken oder Kronen darf bereits am Folgetag wieder Blut gespendet werden.

    Dürfen Homosexuelle auch Blut spenden?

    "Ja", erklärt Heidrun Brand, Leiterin der Aids-Beratung Unterfranken. Allerdings unter der Prämisse, dass sich Homosexuelle vier Monate lang sexuell nicht "risikoreich verhalten" - also keinen Sex mit unterschiedlichen Partnern hatten.

    Diese Regelung war nicht immer so. "Homosexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben, durften lange Zeit überhaupt nicht spenden", sagt Brand. Bis 2017 durften schwule Männer, wenn sie spenden wollten, mindestens zwölf Monate keinen Sex mehr mit einem anderen Mann gehabt haben. "Das glich de facto einem Verbot."

    In den vergangenen Jahren hat es beim Thema Blutspende aus Sicht der Aids-Beratung aber eine positive Entwicklung im Umgang mit homosexuellen Spenderinnen und Spendern gegeben. Seit Oktober, so Brand, werden Personen nicht mehr aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von der Blutspende ausgeschlossen. Sexuelles Risikoverhalten werde künftig bei jedem Geschlecht kritisch hinterfragt, sagt Brand.

    Auch Transpersonen und lesbisch orientierte Frauen werden seit November 2021 vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) nicht gesondert genannt oder hervorgehoben. Ob sie zur Blutspende zugelassen werden, hänge bei diesen Personengruppen ebenfalls vom individuellen Sexualverhalten der letzten vier Monate ab.

    Warum durften Homosexuelle lange Zeit nur eingeschränkt Blut spenden?

    Grund dafür war laut Patric Nohe vom BRK-Blutspendedienst die hohe Zahl an HIV-Infektionen, die laut Statistik bei Männern, die Sex mit anderen Männern haben, vorkamen. Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass Sex unter Männern mit einem besonders hohen Übertragungsrisiko für verschiedene Infektionen einhergeht, erklärt Angela Schweitzer, Pressesprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege.

    Nach Auskunft des RKI entfallen zirka zwei Drittel der jährlichen Neuinfektionen mit HIV auf die Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben. Um das Risiko für Empfängerinnen und Empfänger zu senken, habe die Politik Homosexuelle lange Zeit von einer Spende kategorisch ausgeschlossen. Allerdings geht die Zahl der HIV-Neuinfektionen bei Homosexuellen seit Jahren kontinuierlich zurück. 

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    Laut den Daten des RKI zählt ungeschützter Geschlechtsverkehr unter Männern und Heterosexuellen sowie der Konsum intravenöser Drogen hierzulande zu den die Hauptgründe einer HIV-Infektion. Abhängig von der Sexualpraktik haben Männer, die Sex mit anderen Männern haben, ein höheres Risiko, sich beim Analverkehr zu verletzten und unterliegen damit einer höheren Gefahr, HIV zu übertragen oder zu bekommen, erklärt Heidrun Brand, Leiterin der Aids-Beratung Unterfranken. Dieses Risiko ist laut bayerischem Gesundheitsministerium vor allem bei neuen Sexualkontakten gegeben oder bei Sexualkontakten mit mehr als einem Partner in den letzten vier Monaten.

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