Es ist erst wenige Tage her, da steckte bei den Bewohnern des Mainviertels ein grüner Zettel im Briefkasten. Der Inhalt: Martin Wycislok, im Jahr 2010 Sozialpreisträger der Stadt Würzburg und Betreiber eines Kopierladens in der Zeller Straße, hat Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Oberbürgermeister Georg Rosenthal als Chef der Stadtverwaltung eingereicht. Der Grund: Die nach seiner Ansicht unhaltbaren Zustände auf der Alten Mainbrücke, verursachen, wie er schreibt, durch die „extensive Nutzung“ dieses öffentlichen Raumes, sprich, die Weintrinker auf der Brücke.
Wycislok ist es zu voll auf der Brücke. Fußgänger, ältere Menschen, Rollstuhlfahrer kämen bisweilen kaum durch. Radler, die die Brücke befahren dürfen, würden zum Teil in aggressiver Weise von den Gästen einer Gaststätte und eines Weinladens belästigt und zum Absteigen gezwungen, schreibt er. Die Verantwortlichen im Rathaus würden die Problematik seit langem kennen, aber keinerlei Maßnahmen ergreifen. Auch die Fahrradlobby sei „weggetaucht“.
Freischankfläche ausgewiesen
Dem widerspricht der städtische Ordnungsreferent Wolfgang Kleiner. Die Alte Mainbrücke stehe nicht explizit in der Satzung als Fußgängerzone, so Kleiner, sei aber durch die eindeutige Beschilderung als solche ausgewiesen und erkennbar. „Im Bescheid ist für beide Gastronomiebetriebe eine Freischankfläche ausgewiesen, auf die die Gastronomen ihre Tische stellen dürfen“, weiß Kleiner. „Wie viele Personen an einem Tisch stehen dürfen, also auch wie viele Gläser ausgeschenkt werden dürfen, ist nicht zahlenmäßig definiert.“
Die Stadt habe die Verantwortung, zu überprüfen, ob die Auflagen bezüglich der Freischankflächen eingehalten werden. „Wir stehen in intensivem Kontakt mit den Gastronomen und wollen uns nicht irgendwelche Maßnahmen ausdenken, sondern das partnerschaftlich regeln“, sagt der Ordnungsreferent. „Da muss der Gastwirt auch an seine Gäste appellieren, bitte haltet Euch dort auf, wo es erlaubt ist, jeder sieht doch wo die Tische stehen. Die Freischankflächen sind beschränkt und wenn die besetzt sind, kann man halt nicht weiter ausschenken. Das ist woanders in der Stadt ebenso“, so Kleiner.
„Es geht nicht, dass die Leute ihre Gläser auf die Brüstung stellen oder mit den Gläsern in der Hand über die halbe Brücke wandern. Es gibt Spielregeln im Interesse der Öffentlichkeit und die Brücke hat nur eine beschränkte Verkehrsfläche. Die Passanten müssen barrierefrei über die Brücke kommen. Grundsätzlich ist jeder Gastronom dafür verantwortlich, dass die Gäste die bei ihm gekauften Getränke nur innerhalb der ausgewiesen Freischankflächen verzehren und nicht hundert Meter weit wegtragen“, sagt Kleiner.
Kunden „reagieren verärgert“
„Das ist den Kunden nicht immer so einfach zu vermitteln und sie reagieren verärgert“, gibt Michael Schweinberger, geschäftsführender Vorstand der GWF zu Bedenken. Die GWF betreibt das Weinbistro „Mainwein“ an der Brücke. „Aber unsere Leute achten darauf, nicht zu viele Gläser auszugeben und weisen die Gäste darauf hin, die Gläser nicht auf die Brüstung zu stellen. Sie gehen auch immer wieder raus und schauen nach“, sagt Schweinberger. „Es ist ja auch immer die Frage, wieviele Leute ärgert das, was dort passiert, und wievielen gefällt es. Man kann nach Vorschriften leben oder nach den Vorlieben der Menschen, am besten ist es, wenn sich beides vereinbaren lässt“, meint er.
An der „Alten Mainmühle“ weisen Schilder auf die Situation hin. „Das ist für uns sicherlich nicht einfach“, sagt Wirt Jan Endres. „Wir sagen den Leuten, dass sie bei uns bleiben sollen, unser Personal läuft herum und sagt den Leuten immer wieder, dass sie ihre Gläser nicht auf die Brüstung stellen sollen, das läuft eigentlich sehr gut und vernünftig.“
Gute Entwicklung für Tourismus
Den touristischen Aspekt sieht Wolfgang Weier, Geschäftsführer von Würzburg macht Spaß: „Wir als Stadtmarketing freuen uns natürlich über alle Initiativen, die Würzburg voran bringen. Die Alte Mainbrücke ist ja nicht nur bei Touristen sondern auch bei den Würzburger sehr beliebt, die das Angebot des Brückenschoppens gern nutzen. Natürlich sollten dabei die Vorgaben der Stadt dabei eingehalten werden“, sagt Weier.
Auch Klaus Walther vom Eigenbetrieb Congress Tourismus Wirtschaft der Stadt stimmt zu: „Das hat sich dort sehr vorteilhaft entwickelt und ist eines der touristischen Aushängeschilder der Stadt geworden. Ohne Zweifel muss die Begehbarkeit der Brücke gewährleistet werden und bis auf Einzelfälle war das nach unseren Erkenntnissen bislang stets der Fall“, sagt Walther und appelliert: „Da setzen wir auf die gegenseitige Rücksichtnahme.