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Heidingsfeld: Corona: Wie ein 83-Jähriger mit seinem Saxophon Freude bringt

Heidingsfeld

Corona: Wie ein 83-Jähriger mit seinem Saxophon Freude bringt

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    Der Saxophonspieler von Heidingsfeld: Kurt Emmerich packt sein Saxophon aus und sorgt für musikalische Abwechslung während der Coronakrise.
    Der Saxophonspieler von Heidingsfeld: Kurt Emmerich packt sein Saxophon aus und sorgt für musikalische Abwechslung während der Coronakrise. Foto: Johannes Kiefer

    Auch wenn durch die Ausgangsbeschränkungen und Besuchsverbote zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie soziale Kontakte derzeit auf ein Minimum beschränkt sind: Die Menschen finden auch in Würzburg Möglichkeiten, sich gegenseitig zumindest eine kleine Freude zu bereiten. Einer von ihnen ist der 83 Jahre alte Kurt Emmerich, der den Passanten am Heidingsfelder Rathausplatz mit seinem Saxophon ein Lächeln auf die Gesichter zaubert.

    Freitagvormittag, kurz nach 11 Uhr: Kurt Emmerich steht, den Hals mit einem dicken roten Schal gut eingepackt, am Fenster seiner Wohnung über einer derzeit geschlossenen Reinigung in der Wenzelstraße und spielt den Klassiker "La Paloma". Etwa ein halbes Dutzend Passanten ist – immer mit dem erforderlichen Abstand zueinander – im strahlenden Frühlings-Sonnenschein auf der anderen Straßenseite stehen geblieben und hört zu. "Mir kommen gleich die Tränen", sagt eine ältere Frau: "Es ist schön, wie die Leute auch in so einer Situation zusammenhalten."

    Wenn einer weiß, wie man Menschen mit Musik glücklich macht, dann ist es Kurt Emmerich: Er hat als Jugendlicher seine Leidenschaft entdeckt und spielt inzwischen seit gut 70 Jahren Saxophon und Klarinette. Im Juli feiert er seinen 84. Geburtstag und ist immer noch fit genug, um ein- oder manchmal auch zweimal am Tag von seinem Fenster aus für die wenigen Passanten in Heidingsfeld ein Konzert mit bekannten Songs früherer Musikepochen zu geben - zum Beispiel "Something Stupid" von Frank Sinatra  oder "Blueberry Hill" von Fats Domino.

    "Mir kommen gleich die Tränen. Es ist schön, wie die Leute auch in so einer Situation zusammenhalten."

    Passantin in Heidingsfeld

    "Musik, das ist meine Fröhlichkeit", sagt Emmerich. Er war nie Berufsmusiker, ist aber neben der Tätigkeit als Chefdekorateur beim Bekleidungshaus Severin sehr oft aufgetreten, vor allem in den 1980er und 90er Jahren. Und er hat mit Freunden einige Schallplatten und CDs eingespielt, sei es als Duo "Kurt und Berry" oder zusammen mit Norbert Klippert am Klavier oder an der Orgel.

    Klarinette spielen klappt inzwischen nicht mehr so gut, aber mit dem Saxophon, das ihn schon sein halbes Leben lang begleitet, kann der Vollblutmusiker sich selbst und dem Publikum immer noch Freude bereiten – zwischendurch auch immer wieder mit kurzen Gesangseinlagen. "Ich war sehr traurig, dass ich alleine bin. Und dann habe ich erfahren, dass auch andere Leute traurig sind", sagt der 83-Jährige: "Deswegen mache ich das, und es sind immer Leute da, die sich über meine Musik freuen."

    Als Belohnung gibt es Applaus und zwischendurch auch das eine oder andere kurze Gespräch mit den Passanten. "Wir müssen weitermachen und fröhlich bleiben", gibt Emmerich seinen Zuhörern mit auf den Weg.

    "Musik, das ist meine Fröhlichkeit."

    Vollblutmusiker Kurt Emmerich

    Die Situation ist auch für ihn nicht einfach: Seine Freundin kann in der aktuellen Situation nicht zu Besuch kommen, Emmerich verbringt fast seine gesamte Zeit alleine in seiner Wohnung. Nur zu kurzen Besorgungen verlässt er ab und zu das Haus und hält dabei die nötige Distanz zu anderen Menschen ein.

    Kurt Emmerich sorgt in Heidingsfeld für musikalische Abwechslung während der Coronakrise. Auch wenn nur wenig Leute unterwegs sind, bleiben die meisten stehen, hören zu und applaudieren –natürlich mit Abstand voneinander.
    Kurt Emmerich sorgt in Heidingsfeld für musikalische Abwechslung während der Coronakrise. Auch wenn nur wenig Leute unterwegs sind, bleiben die meisten stehen, hören zu und applaudieren –natürlich mit Abstand voneinander. Foto: Johannes Kiefer

    "Ich weiß wie es ist, alleine zu sein, und die Musik macht mir einfach Spaß. Ich habe auch Angst, dass diese Situation noch viel länger dauern wird", sagt Kurt Emmerich. Feste Zeiten gibt es keine, aber er will auch in den kommenden Tagen und Wochen regelmäßig seine Fensterkonzerte spielen – nicht nur für die Menschen auf der Straße, sondern auch für sich selbst.

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