Wie soll man German Keller beschreiben? Ein fränkisches Original? Ein Mann mit Format? Ein Bulle mit Kraft und Feingefühl? Ein leidenschaftlicher Musiker und Motorradfahrer? Ein auf- und abgedrehter Karnevalist? Ein Schauspieler und zupackender Handwerker? Ein heimatverliebter Weltreisender? Irgendwie ist German Keller alles. Nur eines ist er nun nicht mehr: Als Polizist im Schichtdienst geht er nun, kurz nach seinem 60. Geburtstag, in den Ruhestand. Seine Dienstmütze muss er nicht abgeben, denn er hat nie eine getragen.

Was German Keller im Polizeieinsatz und auf der Bühne erlebt hat, könnte Bücher füllen. Geboren wurde er am 9. Mai in der Kösterklinik Würzburg, aufgewachsen ist er in Greußenheim, wo sein Vater Bürgermeister und er später zwölf Jahre Gemeinderat war.
Mit 13 trat Keller der Blaskapelle Greußenheim bei. Als Tuba-Spieler wurde er bald einer der bekanntesten Bassisten im Umkreis. Dabei hatte er sich alles selbst beigebracht. Seit dem 18. Lebensjahr spielt er als Aushilfe in namhaften Kapellen im Umkreis. In dieser Zeit begann er auch mit seinen Auftritten im Fasching. Einen Namen hat er sich gemacht als "Cop von Würzburg-West", als "Supertuba" und vor allem als "Häuptling Singing Bull". Im nächsten Jahr steht als (ausgedienter) "Beamtennikolaus" auf der Bühne.
"So nebenbei" hat German Keller mit drei Freunden die Tanz- und Stimmungskapelle Frankenland-Quartett gegründet, ist Frontmann beim Heidingsfelder Blechrock und Mitglied der Gaudi-Profis.
Unglaubliche Geschichten kann Keller aus seiner Zeit bei der Polizei erzählen, in der er drei Bankräuber gestellt und 80 Drogenfälle aufgeklärt hat. Sein Vater wollte ihn eigentlich in eine Bank stecken, doch das war nicht sein Ding. Er wollte Polizist werden, denn "um Gauner zu fassen muss man noch hinterhältiger sein", sagt er. So ging er schon mit 16 zunächst als Praktikant zur Polizei. 1976 wurde er Beamter bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg und war bei vielen Großeinsätzen wie den berühmten Demonstrationen von Kalkar, Brokdorf und Wackersdorf mit dabei.
Schafkopf mit dem Ministerpräsidenten
Nach der Ausbildung kam er 1979 nach München und war im Personenschutz von Ministerpräsident Strauß tätig. "Das waren unglaubliche Erlebnisse. Wenn Strauß spät abends nach Hause gekommen ist, hat er ab und zu einen seiner Söhne aktiviert und zwei von uns gerufen. Dann wurde auf seiner Terrasse ein zünftiger Schafkopf gespielt. Unglaublich, was er sich alles merken konnte."
1980 kam Keller zur Polizeiinspektion Würzburg-West. Im Einsatz war er am Heuchelhof, in Heidingsfeld und in der Zellerau. Viele kennen ihn von seinen Einsätze auf Kiliani.

Als Polizist wurde Keller vor allem bekannt wegen seiner vielen Eingriffe in den Rauschgifthandel. In der Jugendmannschaft seines Vereins war ein Drogensüchtiger, und Keller wollte die Jugendlichen von dieser Sucht wegbringen. Oft hatte er Übergaben beobachtet, indem ich er sich in Büschen und Hecken versteckte, was ihm den Beinamen "Buschmann" einbrachte.
Ruhestand gibt es für ihn nicht
Unvergessen ist auch die Geschichte, als Anfang der neunziger Jahre ein "Stammkunde" immer wieder der Festnahme durch Kollegen entfliehen konnte. Keller ahnte, dass sich der Mann bei seinen Eltern in der Zellerau versteckte haben könnte. Er besorgte sich am frühen Morgen eine sechs Meter lange Leiter und stiegt hoch in den zweiten Stock. Frei auf dem Fenstersims stehend weckte er den Schlafenden. Der erschrak fast zu Tode und rief: "Der Keller!" Widerstandslos ließ er sich festnehmen.
Nun ist Keller im Ruhestand, den es für ihn gar nicht gibt. Neben seinen Auftritten als Musiker und Karnevalist pflegt weiter seine Hobbys Motorradfahren und Weltreisen, betätigt sich als Häuslebauer, verkauft weiter wie seit langem Christbäume für soziale Zwecke. Und, und, und...




