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WÜRZBURG: Der König des Milchschaums

WÜRZBURG

Der König des Milchschaums

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    Der Künstler: Einfach nur hineingießen kann Daniel Gerlach die Milch schon lange nicht mehr. Seit fünf Jahren verziert der 27-Jährige jeden Cappuccino mit Blumen, Herzen oder Schwänen. Jetzt hat er die Deutsche Latte Art Meisterschaft gewonnen.
    Der Künstler: Einfach nur hineingießen kann Daniel Gerlach die Milch schon lange nicht mehr. Seit fünf Jahren verziert der 27-Jährige jeden Cappuccino mit Blumen, Herzen oder Schwänen. Jetzt hat er die Deutsche Latte Art Meisterschaft gewonnen. Foto: Foto: thomas obermeier

    Es ist dieser kurze Moment, der ihn glücklich macht. Diese eine Sekunde, wenn dem Gegenüber ein Lächeln über das Gesicht huscht. „Ich will meine Gäste zum Schmunzeln bringen“, sagt Daniel Gerlach und schwenkt die silberne Kanne über die Kaffeetasse. Erst langsam, dann immer schneller. Nah und wieder weit weg. Langsam entstehen kleine, weiße Schwanenfedern auf der braunen Oberfläche. Noch ein, zwei gekonnte flinke Handbewegungen und fertig ist er – der schwimmende Schwan auf dem Kaffee. Seit fünf Jahren malt der 27-jährige Unterfranke mit Milchschaum Kunstwerke in Kaffeetassen. Jetzt hat er mit seinen milchigen Schwanenbildern die Deutsche Latte Art Meisterschaft gewonnen.

    „Mein erster Kaffee war eigentliche eine Katastrophe.“ Gerlach steht im Schulungsraum der Firma Karl in Rottendorf und grinst. Seit Mai bringt der gebürtige Rhöner den Kunden des Kaffeespezialisten hier alles Wissenswerte rund um die braune Bohne und ihre Zubereitung bei. Auch, wenn er vor einiger Zeit selbst noch überhaupt nichts mit dem Heißgetränk anfangen konnte. „Ein 0,5 Liter Latte Macchiato mit ganz viel Kokossirup drin“, umschreibt Gerlach seine erste, misslungene Kaffee-Kostprobe. Alles andere als Liebe auf den ersten Blick.

    Herzlichen Glückwunsch! Der Würzburger Barista Daniel Gerlach ist „Deutscher Latte Art Meister 2015“. Wie er sich auf den Wettbewerb vorbereitet hat und was er für die Weltmeisterschaft in Shanghai plant, lest ihr morgen auf www.mainpost.de.Warum ihn seine Kollegen den "Schwanenkönig" nennen, zeigt der 27-Jährige schon heute exklusiv für Euch im Video. (Video: Meike Rost) Posted by Main-Post Redaktion Würzburg on Mittwoch, 2. Dezember 2015

    Es war erst nach seiner Ausbildung zum Koch im Greifensteiner Hof in Würzburg, als Gerlach bei einem Arbeitsaufenthalt in der Schweiz diese neue Leidenschaft langsam für sich entdeckte: „Ich habe dort sehr viele Desserts gemacht, verziert und samt Kaffee serviert“, erinnert er sich. Um eine dreimonatige Pause in Deutschland zu überbrücken, jobbte Gerlach in Cafés und lernte die Würzburgerin Eva Moser kennen, die ihm viel über das beliebte Muntermachgetränk beibrachte. „Ich bin ihr für alles sehr dankbar“, sagt der 27-Jährige heute. Gemeinsam mit Moser baute Gerlach sowohl das Café Mozart als auch das Café Neubau auf – und blieb so in der Würzburger Café-Szene hängen.

    In dieser Zeit machte der gebürtige Rhöner auch seine ersten Versuche in der Milchmalerei. Getreu dem Motto „das Auge trinkt mit“ experimentierte der gelernte Koch mit dem Milchkännchen. „Ich wollte ein Herz in den Cappuccino gießen, aber irgendwie wurde es nur ein weißer Fleck“, erinnert er sich. Zum Spaß habe er ein Holzstäbchen in die braune Creme getunkt und damit auf der Milch eine Tasse gezeichnet. Die Tasse in der Tasse wurde Daniel Gerlachs erstes Kunstwerk.

    Aus der Tasse ist heute ein kunstvoll gespiegelter Schwan geworden, aus einer Spielerei eine prämierte Leidenschaft. „Ich habe einmal einen Kurs gemacht, den Rest mir selbst beigebracht“, sagt er. Aus dem Koch wurde ein Barista, also ein Café-Mitarbeiter, der für die professionelle Zubereitung des Kaffees verantwortlich ist. Nach und nach sprach sich Gerlachs Talent herum, er nahm an Wettbewerben teil und wurde für Messen gebucht. Über die Jahre eignete er sich eine immer präzisere Schaum- und Maltechnik an, lernte viel über die Konsistenz der beiden Produkte und probierte neue Bilder aus.

    Guten Morgen Würzburg! Heute starten wir mit einem ganz speziellen Cappucino in den Tag: Barista Daniel Gerlach, der Deutsche Latte Art Meister 2015, hat für uns mal spontan die Festung in Milchschaum gezeichnet. Seine Geschichte lest ihr heute auf www.mainpost.de. (Video: Meike Rost) Posted by Main-Post Redaktion Würzburg on Mittwoch, 2. Dezember 2015

    2012 trat der 27-Jährige erstmals bei einer deutschen Barista-Meisterschaft an, 2013 holte er schon Silber, dieses Jahr dann der unverhoffte Sieg. „Ich war total perplex“, sagt Gerlach und deutet auf den Pokal samt goldener Tasse auf dem Tisch.

    Drei Mal müssen die Teilnehmer bei dem Wettbewerb in München ihr Können unter Beweis stellen. In der ersten Runde hinter geschlossenen Türen, dann zweimal auf der Bühne vor Publikum.

    Die Jury bewertet unter anderem die Technik, die Einhaltung der Zeitvorgaben, die Sauberkeit und das Auftreten der Barista. „Du musst nebenher immer erklären, was du gerade tust“, verdeutlicht Gerlach. Zwei Monate hatte er sich auf die Meisterschaft vorbereitet, über tausend Euro investiert und rund 180 Liter Milch sowie acht Kilo Kaffee beim Training verbraucht. „Meine Kollegen und Freunde haben in dieser Zeit sehr, sehr viele Tassen Cappuccino getrunken.“

    Mit einigen Punkten Vorsprung landete der Wahl-Würzburger dann Ende November tatsächlich auf Platz eins und darf somit Deutschland im März der Weltmeisterschaft der Latte Art in Shanghai vertreten.

    „Nächste Woche beginnt das Training“, sagt Gerlach. Mehrmals die Woche werde er mit seinem Freund, dem Latte-Art-Weltmeister 2014, Christin Ulrich üben. Mit dessen Hilfe will der Unterfranke neue, kleinteilige Bilder ausprobieren, um sich gegen die Kandidaten aus den anderen Ländern durchzusetzen. „Ich bin sehr stolz und dankbar dafür, Deutschland vertreten zu dürfen“, sagt der Würzburger Barista.

    Was genau er in Shanghai dann in die Kaffeetasse gießen wird, steht noch nicht fest. Verraten will der 27-Jährige nur eines: „Ich werde meinem Spitznamen ,Schwanenkönig‘ treu bleiben.“

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