So manche Geheimnisse und Sagen ranken sich um die insbesondere in Franken in die Natur verstreuten Bildstöcke. Der Hintergrund zur jüngeren Vergangenheit des sogenannten "Kouhlebild" aus dem Jahr 1746 in Greußenheim ist allerdings Realität. Erst durch die Erstellung einer Publikation zu den Bildstöcken im Ort war der Verlust des Bildstocks aufgefallen. Spannend gestaltete sich die Recherche zum Verbleib und die Rückgabe des Marterl, das mit einem weiteren Fund nun am so genannten "Kanzeltal" einen neuen Standort fand. Zu bewundern ist das "Kouhlebild" in einer von Hans-Joachim Schreiber erstellten Publikation eines Bildstockführers, oder bei der Eröffnung des Bildstockweges in Greußenheim am Sonntag, 26. Mai, um 14 Uhr.
Anzeichen eines Kriminalfalles sind mit der jüngeren Vergangenheit des "Kouhlebild" in Greußenheim verbunden. In Vorbereitung zur Erstellung eines Bildstockführers hatte Bürgermeisterin Karin Kuhn, Bürgermitte Greußenheim (BMG) den örtlichen Siebener-Obmann Rudi Dürr unter anderem mit der Überprüfung des Kouhlebild-Standortes beauftragt.
Seitens der Gemeinde war beabsichtigt den Stock etwa fünf Meter näher an den Wegrand, auf gemeindlichen Grund zu versetzen. Jedoch war das Marterl an der "Höchheimer Höhe", der Zufahrt zu dem von der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben (UL) betriebenen Gut "Terra Nova" verschwunden. Einziger Hinweis auf den bisherigen Standort war das im Erdreich eingelassene Bildstock-Fundament. Der Rest des Bildstocks, aus steinernem Sockel, Schaft und Aufsatz, war wohl unter massiver Gewalteinwirkung entfernt worden.
Bildstock "in Gewahrsam genommen"
Nach Schilderung von Kuhn sollen sich zu einer Erörterung der Sachlage vor Ort auch drei UL-Vertreter gesellt haben. Von ihnen soll dabei eingeräumt worden sein, den Bildstock "in Gewahrsam genommen" zu haben. Als Begründung hierfür sei die kommende Gemeinderatssitzung genannt worden. Zu dieser Sitzung lag ein Antrag aus dem Umfeld des UL vor.
Der betreffende Antrag eines Mediziners aus dem UL-Umfeld betraf die Genehmigung einer Arztpraxis für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Homöopathie und Chirotherapie durch die Gemeinde. Kuhn habe darauf mit den Hinweisen reagiert, dass der Bildstock in der Denkmalliste registriert sei und es sich bei der Entfernung um eine Straftat handeln würde. Gleichzeitig habe sie (Kuhn) gegenüber den UL-Vertretern betont, dass weder sie noch der Gemeinderat erpressbar seien.
Trotz der eingeräumten Beseitigung des Bildstocks war nach Aussage der Bürgermeisterin durch die Gemeinde aber keine Anzeige erstattet worden, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Jedoch erfolgte eine Information der Unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt Würzburg.
Findling wurde restauriert
Stattdessen sei die Rückgabe des Bildstocks schriftlich vereinbart worden. Diese Vereinbarung sei seitens der UL-Vertreter mit der Bedingung verknüpft worden, den Bildstock nicht wieder auf Terrain des Gut Terra Nova aufzustellen. Erst nach dieser durch die Bürgermeisterin unterzeichneten Vereinbarung und der persönlichen Aushändigung des Schriftstücks sei der Gemeinde der Bildstock wieder übergeben worden.
Der Rückbau des Bildstock-Fundamentes durch Mitarbeiter des Bauhofes war mit einer weiteren Überraschung verbunden. Unter dem steinernen Sockel fand sich ein Aufsatz eines weiteren Bildstocks aus rotem Sandstein. Diesem fehlten neben dem Relief auch die übliche, so genannte Bekrönung durch ein Steinkreuz.
In Vorbereitung des Denkmalführers wurde für den "Kouhlebild"-Bildstock am "Kanzeltal"und den Bildstock-Findling ein neuer, gemeinsamer Standort gefunden. Gleichzeitig wurde der Findling zwischenzeitlich restauriert. Darüber hinaus gestaltete der Verfasser des Bildstockführers, Hans-Joachim Schreiber, eine neue Reliefplatte.
Koordinaten der Standorte verzeichnet
In dem von Hans-Joachim Schreiber verfassten Bildstockführer sind 27 Bildstöcke auf der Gemarkung Greußenheims aufgelistet, sowie deren Bedeutung und Standorte beschrieben. Nach den jüngsten dubiosen Erfahrungen sind auch die Koordinaten der jeweiligen Standorte aufgeführt. Die zu begehende Gesamtroute im Verlauf der einzelnen Standorte umfasst 18,5 Kilometer. Jedoch ist die Gesamtstrecke auch in sechs farblich unterschiedlichen Etappen beschrieben und gekennzeichnet. Mit den ungewöhnlichen Zusammenhängen um den "Kouhlebild"-Bildstock ist die Geschichte der Bildstöcke in Greußenheim um eine Episode reicher.

