Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Der Taktstock gibt den Ton an

WÜRZBURG

Der Taktstock gibt den Ton an

    • |
    • |
    Die Teilnehmer des Internationalen Wettbewerbs für Dirigenten mussten sich in drei Runden beweisen. Für das Siegertreppchen reichte es zum Schluss für niemanden.
    Die Teilnehmer des Internationalen Wettbewerbs für Dirigenten mussten sich in drei Runden beweisen. Für das Siegertreppchen reichte es zum Schluss für niemanden. Foto: Foto: Angie Wolf

    „Ein Dirigent spielt sein Orchester wie ein Violinist seine Geige.“ Für Professor Ernst Oestreicher ist dies eine der grundlegenden Eigenschaften für einen guten Dirigenten. Allerdings gilt diese Regel nicht immer: Dies zeigte sich beim Internationalen Dirigentenwettbewerb, den der Nordbayerische Musikbund erstmals gemeinsam mit der Musikhochschule veranstaltet hat.

    Für den Orchesterpreis, den die Musiker des Nordbayerischen Jugendblasorchesters zu vergeben hatten, spielten nicht nur die technische Fertigkeiten eine Rolle, sondern auch, ob das Orchester mit dem Dirigenten kann.

    Insgesamt konkurrierten 18 Dirigenten aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg um die Preise: Nach drei Runden stand fest, dass es bei keinem für den ersten Preis gelangt hat. Es gab nur einen zweiten, der an Tobias Haussig aus Esslingen ging, und einen dritten für Marvin Stutz aus Karlsruhe. Der 25-Jährige, der in Basel Blasorchesterleitung mit Masterabschluss studiert hat, erhielt zudem den Orchesterpreis und probt damit im Herbst in Hammelburg mit dem Auswahlorchester für ein Konzertwochenende. Allen gemeinsam ist, dass sie sich auf den Sprung vorbereiten, große Orchester zu leiten.

    Hoher Anspruch in drei Runden

    „Die hochkarätig besetzte Jury war nicht der Ansicht, dass es für die absolute Spitze gelangt hätte“, verteidigte Ernst Oestreicher, der als Gesamtleiter den Wettbewerb organisiert hatte, den Verzicht auf einen Titelträger. Er sieht hierin aber auch eine Bestätigung für den hohen Anspruch an den Wettbewerb: „Es ging darum, zu zeigen, was unsere jungen Dirigenten leisten können“, erzählt er.

    Erstmals veranstalte der Nordbayerische Musikbund den Internationalen Wettbewerb für Dirigenten gemeinsam mit der Würzburger Musikhochschule.
    Erstmals veranstalte der Nordbayerische Musikbund den Internationalen Wettbewerb für Dirigenten gemeinsam mit der Würzburger Musikhochschule. Foto: Foto: Angie Wolf

    Als Bundesdirigent des Nordbayerischen Musikbundes hat er maßgeblichen Anteil am Aufschwung der fränkischen Blasmusik und hat seit 2012 einen eigenen Studiengang für Blasorchesterleitung aufgebaut. Dass kein Dirigent aus Franken dabei war, versteht er als Ansporn. „Unsere Musiker haben deutlich zugelegt, die Dirigenten müssen nun nachziehen“.

    Der Wettbewerb war anspruchsvoll konzipiert: Die jungen, allesamt hochtalentierten Taktstockschwinger hatten in drei Runden ihr Können unter Beweis zu stellen: Zunächst ging es darum, einen Solisten, der am Klavier begleitet wurde, zu dirigieren. Dann folgten zwei Pflichtwerke mit dem großen Jugendblasorchester von Philip Sparke und Rolf Rudin. Anschließend galt es, eine Probe mit den 55 Instrumentalisten zu leiten. Für viele war es das erste Mal, dass sie ein großes, ambitioniertes Orchester vor sich hatten. Der spätere Wettbewerbsgewinner Tobias Haussig etwa erklärte, dass er bislang hauptsächlich Blasorchester in den Vereinen geleitet hatte.

    Jury und Musiker nicht einer Meinung

    „Es war total spannend, unterschiedliche Dirigenten zu erleben und zu sehen, wie unterschiedlich ihre Auslegung der Stücke ausfällt“, schilderte Verena Haberkorn aus Sulzfeld (Lkr. Kitzingen) ihre Erfahrung. Sie hat selber Dirigieren studiert. Neben ihrem Musikstudium habe jedoch die Zeit gefehlt, sich auf den Wettbewerb entsprechend vorzubereiten.

    Auch Tobias Bischof, der die Blasmusik eher als Hobby betrachtet, wenn auch ambitioniert und mit Privatunterricht an der Musikhochschule, um sich so auf Auftritte in verschiedenen Projektorchestern fit zu halten, ist angetan von dem Experiment: „Man hat deutlich gemerkt, wer die Schwachstellen erkannt hat, ob die Eingriffe auch tatsächlich Früchte getragen haben und das Klangbild besser wurde“, erzählte der Diplom-Chemiker, der in der Rottendorfer Musikkapelle das Orchesterspiel gelernt hat. Dabei weiß er: „Gerade bei jüngeren Orchestern kommt die Rohrstock-Methode nicht gut an.“

    Wer behält die Oberhand: Der Dirigent oder das Orchester?
    Wer behält die Oberhand: Der Dirigent oder das Orchester? Foto: Foto: Angie Wolf

    Allerdings unterschieden sich die Musiker und die Jury in der Einschätzung, wem dies als bestes gelang: Während die Professoren und Dozenten Marvin Stutz nur auf dem Bronze-Platz sahen, war das Orchester anderer Meinung und verlieh ihm den Orchesterpreis. Entscheidend war das gemeinsame Proben: „Bei manchen Dirigenten schauten die Musiker mehr auf die Uhr als auf ihr Instrument“, kritisierte Haberkorn, die selber Klarinette spielt. „Bei manchen haben wir uns immer wieder von vorne an einer Stelle abgearbeitet, bei Marvin konnten wir auch mal lachen und haben trotzdem klar erkannt, wo es hingeht.“

    Als Solistin spielte sie zudem ein Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber. Hier kommt es auch schon mal zu vertauschten Rollen: Bei passenden Passagen ist es die Klarinette, die dem Dirigenten den Takt vorgibt, bevor dieser wieder die „Kontrolle“ übernimmt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden