Ein Backtrog und ein Teigrührgerät gaben den Anstoß. Beides wurde noch lange Zeit von der Rimparer Bäckerei Nöth, eine der letzten Kleinbäckereien der Region, verwendet. Nachdem der Traditionsbetrieb geschlossen hatte, landeten die Utensilien im Rimparer Bäckereimuseum.

Besagte Bäckerei teilt das Schicksal vieler anderer Bäckereien, die in den vergangenen Jahrzehnten aufgaben. Im Gegenzug istdas Museum des Freundeskreises Schloss Grumbach rasch gewachsen. Anfangs mit dem Ziel gegründet, eine historische Backstube aus der Zeit um 1900 nachzubauen, nimmt das Museum heute eine Sonderstellung in der bayerischen Museumslandschaft ein. Anschaulich in Vitrinen präsentiert und informativ gestaltet, muss Museumsleiter Edwin Hamberger inzwischen genau auswählen, für welches Stück noch Platz ist. Das Museum beherberge heute "eine der bedeutendsten, wenn nicht sogar die wichtigste Sammlung zur neuzeitlichen Backkunst in Bayern", erklärt er.
Eine Fülle an Exponaten auf 150 Quadratmetern
Auf 150 Quadratmetern zeigt die Ausstellung eine Fülle an Exponaten, die thematisch geordnet sind. Die einzelnen Vitrinen sind nach Sammlungsschwerpunkten aufgeteilt. Sie reichen von rituellen Zinnkrügen aus den Zunftzimmern aus dem 18. und 19. Jahrhundert über eine Sammlung von Zunftsiegeln - das älteste stammt aus dem 16. Jahrhundert - bis zu Gussformen von Schokoosterhasen. Glanzstück ist die Zunfttruhe der Würzburger Bäcker von 1607.

Die Ausstellungsräume wurden mit Hilfe einer Gruppe ehrenamtlicher Mitstreiter auf dem Dachboden des Schlosses Grumbach hergerichtet. Seit Juni 2000 hat es nun schon geöffnet. Außer bei an der Kulturgeschichte interessierten Besuchern kommt das Museum besonders gut bei Schulkindern an, die das Handwerk des Backens oft nur noch aus Filmen kennen, hat Hamberger beobachtet. "Besonders der Thüringer Museumsladen aus der Zeit um 1920 mit den vielen Süßigkeiten ist der Renner", weiß er.
Einen Schwerpunkt bilden technische Apparaturen oder mechanische Hilfsmittel, die die Besucher auch selber erproben können. Sie standen am Anfang der Sammlung. In Gramschatz hatten in einem Gasthof eine Vielzahl an Maschinen und Hilfsgeräten von der Knet- über die Semmelbröselmaschine bis hin zur Teigwaage, die dem Bäcker als unentbehrliche Hilfe im Alltag dienten, die vielerorts fatale Wegwerf-Mentalität überdauert. Ein weiterer Coup gelang dem leidenschaftlichen Sammler Hamberger, als er davon erfuhr, dass die Würzburger Berufsschule drauf und dran war, Bäckereiutensilien über den Sperrmüll zu entsorgen. Das Beste davon ist nun im Rimparer Museum. "Wenn ich mir was vornehme, lass ich eben nicht mehr los", so Hamberger. Zudem habe er er viele Stücke über Ebay ersteigert. Offensichtlich habe er die passende Zeit erwischt. Inzwischen sei es deutlich schwieriger, an gute Stücke heranzukommen.
Gesellen drohte bei ungebührlichem Verhalten eine Strafe
Bei genauerem Hinsehen gibt es allerlei Besonderheiten zu entdecken. Beinahe etwas unheimlich wirkt eine der größten Teigbreche aus dem Nürnberger Raum von 1850. Um sie zu bedienen und den zähen Lebkuchenteig in kleinere Stücke aufzuteilen, waren mehrere kräftige Gesellen nötig. Auch eine Spritzgebäck-Spritze in Form einer Kanone, die sich über seitlich angebrachte Rädchen in die passende Position und Größe bringen lässt, sieht man nicht alle Tage. Auch kulturgeschichtlich hochinteressante Dokumente sind zu finden: So beschweren sich 1685 die heimischen Bäcker in der Stadt Reutlingen, dass auch noch nach dem Markttag auswärtige Bäcker unterwegs sind und ihre überschüssigen Waren an der Haustür anbieten.

Überhaupt halten die ansässigen Bäcker viel auf ihre Standesehre. Zunftordnungen sollen verhindern, dass die Gesellen auf die krumme Bahn geraten. In Reutlingen hält die handschriftlich festgehaltene Zunftordnung von 1788 die jungen Bäcker dazu an, regelmäßig den Gottesdienst zu besuchen und dort "die Zeit nicht mit Schlafen und unnötigem Geschwätz zu verbringen." Andernfalls drohte eine Strafe. Der Lohn von vier Arbeitstagen stand auf "Fluchen, Schwören, Raufen, Schlagen und nächtliches Johlen" und nur mit gekämmtem Haar, gewaschen und mit einer Bäckerschürze sollte ein Geselle in Anstellung in der Öffentlichkeit erscheinen.
Museum kann fast immer besichtigt werden
Vielleicht waren die Vorschriften auch deswegen so streng, weil auch die Stadt ihre Mittel und Wege hatte, "betrügerischen Bäckern" das Handwerk zu legen: Auf einem Holzstich aus dem 19. Jahrhundert ist zu sehen, wie in München ein Bäcker für "untergewichtiges Brot" in einem Käfig mehrfach ins Wasser getunkt wird.
Eine Besichtigung des Museums ist in den warmen Monaten immer sonntags möglich, außerhalb auch nach Vereinbarung mit Edwin Hamberger unter Telefon (0 93 65) 92 45.





