Heute erfreut sich die fränkische Blasmusik bei Jung und Alt wieder großer Beliebtheit. Dies zeigt nicht zuletzt die große, mehrtägige Jubiläumsfeier mit dem Kreismusikfest am kommenden Wochenende (19./20. Juli), das der Kirchheimer Musikverein zu seinem 40sten Jahr des Bestehens auf die Beine gestellt hat. Auch bei der Auftaktveranstaltung, dem Festkommers anlässlich 40 Jahre Kirchheimer Musikanten, am Samstag war die örtliche Turnhalle bis auf den letzten Platz besetzt.
„Die Jugend möchte wieder Blasmusik spielen und hören.“
Edwin Engert Zweiter Bürgermeister
Dass Blasmusik auch bei jungen Menschen gut ankommt war jedoch nicht immer so. Das alte Brauchtum scheint auch in Kirchheim um 1970 überholt. Zwar gibt es noch eine Blaskapelle, die sich nach dem Krieg wiedergegründet hatte. Doch es fehlt der Nachwuchs an jungen Musikern. Die Kapelle besteht nur noch aus sieben älteren Herren. „Durch Überalterung, fehlenden Nachwuchs und dem Vordringen der modernen Musik schränkte sich die Nachfrage nach der Blasmusik im Lauf der Jahre immer mehr ein“, heißt es in einer Notiz, die zweiter Bürgermeister Edwin Engert im Gemeindearchiv gefunden hat. In seinem Grußwort betonte er, dass sich auch dank der Kirchheimer Musikanten dieser Trend geändert habe: „Die Jugend möchte wieder Blasmusik spielen und hören“, sagte er.
Auch Ehrenmitglied Robert Fleischmann, der zudem die Schirmherrschaft übernommen hatte, lobte in seiner Festrede die „Bereicherung des kulturellen Lebens“ der Gemeinde. „Was wären die kirchlichen und gemeindlichen Feste ohne Musik?“, fragte er. Besonders hob er die zahlreichen Nachwuchsmusiker hervor, die das Brauchtum am Leben erhielten. Ohne sie sei auch das große Jubiläumsfest – eine „machtvolle Demonstration volkstümlicher Blasmusik“ – nicht möglich. Die Tradition der Blasmusik lässt sich in Kirchheim mindestens bis in das Jahr 1779 nachweisen, als die Schatzbücher der Gemeinde einen eigenen Tanzplatz ausweisen.
Verantwortlich für das Wiederaufleben der Blasmusik ist ein mutiger Schritt der verbliebenen Musiker: Im Mai 1974 gründet sich in einer öffentlichen Versammlung im Gasthaus Post der Musikverein mit den beiden Vorsitzenden Rolf Maurer und Manfred Knorr sowie den Vorständen Josef Hümpfner, Karl Merkert und Fritz Bauer. 40 Jungen und Mädchen beginnen eine Ausbildung an einem der Musikinstrumente. Die wenigen älteren Musiker geben eifrig ihre Kenntnisse weiter. Auch kann der neue Verein die alten Instrumente der Blaskapelle verwenden. Schon ein Jahr später ist der erste öffentliche Auftritt mit Dirigent Georg Scheder beim Weißen Sonntag.
Scheder bringt den Musikern in neun Jahren alles bei, damit das Orchester den Herausforderungen von der Kirchenmusik über Festzüge bis zur Unterhaltungsmusik gewachsen ist. Es folgen zahlreiche Auftritte bei kirchlichen und weltlichen Anlässen, seit 1979 in fränkischer Tracht. So spielt die Kapelle etwa auch bei dem Besuch von Bundespräsident Walter Scheel bei seinem Besuch zum 200. Betriebsjubiläum der Firma Zeidler & Wimmel. Im Jahr 1980 veranstaltet der junge Verein das erste von heute fünf Kreismusikfesten in Kirchheim.
Unter Scheders Nachfolger Ralf Devor kommen auch Gitarren und Keyboard dazu, um in der Unterhaltungsmusik eine größere Liederauswahl zu haben. Der Berufsmusiker Bernd Frey lässt auf den Blasinstrumenten erstmals Jazz und Rocksongs spielen.
In besonderer Erinnerung geblieben ist die erste große Konzertfahrt nach Berchtesgaden zum Hundeführer-Jubiläumsfest um 1990, ein Marathon-Musikauftritt über zehn Stunden beim Weinfest in Nordheim, der erste Auftritt in kurzer Lederhosen-Tracht beim 3. Kreismusikfest 1999 und die Fahrt zum Oktoberfest auf der Nato-Basis in Neapel mit einem Auftritt im mit 2000 Menschen prall gefüllten Festzelt.
Im Jahr 1982 findet der Verein eine geeignete Unterkunft: das frühere Wasserhaus. Die arbeitsintensive Renovierung zum 1987 eröffneten Musikheim übernimmt der Verein selber, im Jahr 2000 kauft er es der Gemeinde ab.
Heute besteht der Musikverein, seit 2010 mit dem Vollblutmusiker Andreas Eyrich als Dirigenten, aus 38 Musikern, 22 Nachwuchsmusikern und 215 passiven Mitgliedern.
Dem Anlass angemessen wurden beim Kommersabend auch Ehrungen ausgesprochen. So wurde Bruno Brenneis zum Ehrenmitglied ernannt. Brenneis war über zwei Jahrzehnte im Vorstand als Finanzbeauftragter aktiv. Und der Leiter des Musikvereins Joachim Merkert erhielt die Goldene Ehrennadel des Nordbayerischen Musikbund. Merkert führt den Musikverein seit inzwischen 21 Jahren erfolgreich als Vorsitzender. Zudem wurden weitere Mitglieder für langjährige aktive Mitgliedschaft ausgezeichnet.
40 Jahre: Manfred Klamt.
30 Jahre und mehr: Andreas Dürr, Harald Kreipp, Bernd Merkert, Robert Hümpfner, Clemens Kraus.
25 Jahre und mehr: Rainer Schwab, Katja Langer, Sabine Schumann.
20 Jahre: Andreas Keppler, Christian Plattner, Peter Kunzelmann, Patrick Pierson, Kristina Kschier, Oliver Pötzl.
Zehn Jahre: Katharina Heilos, Sebastian Klein, Sandra Klein, Mirjam Sußner, Klaus Klein, Manuel Merkert, Nicolai Heim, Christiane Herbst, Marco Merkert, Thomas Wießmann, Katharina Brückner.