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WÜRZBURG: „Die Kinder der Operation Shamrock“

WÜRZBURG

„Die Kinder der Operation Shamrock“

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    Die Ausstellung „Operation Shamrock“ von Monica Brandis wurde im Foyer des Würzburger Rathauses eröffnet. Neben Oberbürgermeister Christian Schuchart waren mit Agnes Thevis und Klaus Armstrong-Braun zwei Betroffene der Nachkriegsinitiative anwesend.
    Die Ausstellung „Operation Shamrock“ von Monica Brandis wurde im Foyer des Würzburger Rathauses eröffnet. Neben Oberbürgermeister Christian Schuchart waren mit Agnes Thevis und Klaus Armstrong-Braun zwei Betroffene der Nachkriegsinitiative anwesend. Foto: FOTO Thomas Obermeier

    Auf den Schrifttafeln erzählen Deutsche, die als Kinder ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg aus den zerbombten Städten Nordrhein-Westfalens auf die Insel geholt worden waren. Dort sollten sie wieder zu Kräften kommen. Eine Kinderärztin in Dublin hatte die Initiative gestartet und entgegen dem Widerstand der britischen Verwaltung schließlich realisiert.

    Knapp 500 unterernährte, kranke, traumatisierte und oft zumindest halb verwaiste Drei- bis Zwölfjährige wurden in Gastfamilien untergebracht. Zentrum der Verteilung war Würzburgs heutige Partnerregion Wicklow. Deswegen bemühte sich die hiesige Deutsch-Irische Gesellschaft darum, dass die berührende Wanderausstellung nach Stationen in drei Millionenstädten auch am Main aufgestellt wird.

    Zwei Betroffene zu Gast bei Ausstellung

    Bei der Eröffnung der Lesetafeln am Mittwoch gastierten zwei dieser früheren Kinder im Rathaus: Agnes Thevis (81) und Dr. Klaus Armstrong-Braun (76). Und es kam die Journalistin Monica Brandis, die die Geschichten der heute noch Lebenden zusammengetragen hatte.

    Für eine Einführung hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt sich sachkundig gemacht und erzählte von den 3000 irischen Männern, die im Zweiten Weltkrieg freiwillig zur britischen Armee gegangen und gefallen waren. Das schuf im Land keine ideale Atmosphäre zur Aufnahme der jungen Krauts. Dennoch sei von den 500 Kindern jedes zehnte in Irland geblieben. Außerdem habe die „Operation Shamrock“ ungefähr die gleiche Anzahl kleiner Österreicher und Franzosen ins Land geholt.

    Willkürliche Zuteilung

    Brandis berichtete, dass die Kinder vielfach offenbar erst einmal irgendwem zugeteilt worden seien, erst später habe man die Gastgeberfamilien überhaupt kontrolliert. Mancher kleiner Deutsche sei zu kinderlosen Ehepaaren gekommen, die keinerlei Bezug zur kindlichen Psyche gehabt hätten. Aufnahmewillig hätten sich auch etliche Nazi-Sympathisanten gezeigt. Und: Auf dem Land waren viele Iren seinerzeit ärmer als im ausgebombten Rhein- und Ruhrbezirk.

    Auf welch ein Abenteuer sich die Kinder einließen, erläuterte Agnes Thevis: „Damals wusste ein durchschnittlich gebildeter Deutscher doch nicht einmal, wo Irland überhaupt liegt.“ Sie traf es mit ihrer Familie recht gut. Klaus Armstrong-Braun teilweise auch, allerdings war sein „Daddy Armstrong“ kriegsversehrt, die Familie konnte den Gast nicht durchgehend behalten, Klaus musste oft zu anderen wechseln und kam schließlich (wieder) in ein Waisenhaus. Trotzdem sagt der pensionierte Ingenieur heute, wenn auch mit versagender Stimme, was ihm die Gasteltern gebracht hätten: „Aus dem Waisenhaussystem heraus hätte ich es nie geschafft, mir eine Existenz aufzubauen.“

    Aus drei Monaten wurden drei Jahre

    Große Geschichten deuten sich auf den Ausstellungstafeln an. So kam ein deutsches Kind in eine Familie, das bereits jüdische Kinder in Pflege hatte. Und etlichen waren bei ihrer Rückkehr ihre Muttersprache und oft auch ihrer Mutter fremd geworden. Kein Wunder: Drei Monate Aufenthalt waren geplant. Wegen der vielen Minen im Ärmelkanal, so Monica Brandis, seien schließlich drei Jahre daraus geworden: Die Rückfahrt wäre zu gefährlich gewesen.

    Unterm Strich schuf die „Operation Shamrock“ vor allem nachhaltige Völkerverständigung. Das spiegelt sich in der Form der Ausstellung wieder, denn die Hälfte der Porträt-Stelen ist englischsprachig. Es liegen Übersetzungen in beide Richtungen aus.

    Geöffnet ist die Ausstellung noch bis 25. August, Mo.-Do. 8-18, Fr. 8-13.30 Uhr.

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