Bach, Beethoven, Cassadó, Dvoøák, Platti oder Schostakowitsch. Für Roberta und Richard Verna sind diese Namen berühmter Komponisten ihr täglich Brot. Die Geschwister aus Würzburg lieben die Klassik und sind Musiker mit Leib und Seele. Bei unzähligen Musik-Wettbewerben und in Meisterklassen im In- und Ausland haben sie bewiesen, dass sie das Zeug zum Profi haben.
Auch beim 26. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg von der Deutschen Stiftung Musikleben konnte das Geschwisterpaar glänzen. Schon im vergangenen Jahr erspielten sich die beiden Spitzeninstrumente des Fonds; dieses Jahre konnten sie deren Verlängerung für nochmals ein Jahr sichern.
Bedeutung der Geige
Für die 19-jährige Roberta bedeutet das, auch weiterhin auf einer echten Stradivari zu spielen. „Es ist einfach unglaublich. Als ich letztes Jahr zum ersten Mal die Stradivari in der Hand hielt, dachte ich nur 'oh Gott, sie darf mir nicht runterfallen'.“
Leider weiß man nur wenig über die Vergangenheit des geschichtsträchtigen Instruments, das Roberta gerade spielen darf. Laut Stiftung wurde diese Geige im Jahr 1703 von dem berühmten Geigenbauer Antonio Stradivari in Cremona gebaut. Sie war viele Jahre lang im Besitz der DDR, die zum Beispiel ihre Staatsorchester mit eigenen Instrumenten ausstattete.
Im Besitz der Bundesrepublik
Im Jahr 2002 ging sie in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland über und wurde aufwendig restauriert. Vor Roberta spielte die Geige Tobias Feldmann, der damit eine beachtliche Karriere als Solist erreichte und nun eine Professur an der Hochschule für Musik Würzburg inne hat.
„Für junge Musiker sind unsere Instrumente unerschwinglich, aber eine große Hilfe, um auf internationalen Bühnen bestehen zu können“, heißt es aus der Stiftung. 23 meisterhafte Geigen, Bratschen und Celli wurden dieses Jahr unter 61 jungen Musikern im Alter von 12 bis 28 Jahren neu vergeben. 25 Leihfristen konnten verlängert werden.
Unglaubliche Klangfarben
Doch ist man sich beim Spielen bewusst, welche Kostbarkeit man da in der Hand hält? Aller Anfang war schwer, erzählt Roberta, die Geige spielt, seit sie fünf Jahre alt ist. „Mein Fehler war es zu glauben, dass diese Geige so gut wie von selbst spielt. Das ist natürlich nicht so. Man muss sie erfühlen und zum Leben erwecken“, erklärt Roberta. Es sei unglaublich, welche Klangfarben auf der Stradivari möglich sind.
„Wenn man sich auf sie eingelassen hat, will man sie nicht mehr missen“, so die Studentin der Violine bei Professor Herwig Zack. Robertas derzeitiger Traum wäre ein Stipendium für die Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. „Musik ist meine Luft. Ohne sie kann ich nicht atmen“, sagt die junge Frau.
Vier Stunden täglich üben
Für Mama Gergana Fasseva Verna, die auch Musikerin ist, ist die Leihgabe der Spitzeninstrumente das Beste, was ihren Kindern passieren konnte. „Wir könnten uns solche Instrumente niemals leisten.“
Für ihr Ziel „Berufsmusiker“ üben Roberta und der 16-jährige Richard etwa vier Stunden am Tag. „Kein Problem“, finden die Geschwister. In dieser Zeit säßen andere ihres Alters vorm Fernseher, dem Handy oder Computerspielen. Ihre Welt rund um die Musik empfinden sie als Privileg. „Das hat Klasse“, sagt Richard. Inzwischen zählen Musiker aus aller Welt, „die man immer wieder auf Wettbewerben trifft“, zu ihrem Freundeskreis.
Cello kommt aus Privatbesitz
Auch Richard hat eine Zeit lang gebraucht, um sich auf sein Violoncello von Jean Baptiste Lefebvre (Paris um 1760) einzustellen. Es ist eine Treugabe aus dem Privatbesitz einer Bad Sodener Familie. „Ich hatte ja schon vorher ein gutes Cello, aber dieses ist eben noch viel, viel besser. Da kann ich Grenzen überwinden“, erklärt er.
Einen schockierenden Moment gab es vor einigen Monaten, als das wertvolle Instrument in einem unachtsamen Moment zu Boden fiel und einen Riss in der Decke bekam. „Das erste, was man denkt, ist 'Oh Gott, es gehört mir nicht.' Ich hätte heulen können“. Auch seine Mutter stand unter Schock. Die Angst sei groß gewesen, dass Richard das Instrument nicht weiterspielen dürfe. Glücklicherweise reagierte man bei der Stiftung verständnisvoll, das Instrument wurde vom Würzburger Geigenbaumeister Markus Lützel aufwendig repariert.
Kunst- und Gebrauchsgegenstand
„Bei unseren Instrumenten handelt es sich zwar auf der einen Seite um Wertgegenstände, gar um Kunstwerke, auf der anderen Seite aber um Gebrauchsgegenstände, die gespielt werden müssen, um ihren besonderen Klang zu erhalten“, heißt es aus der Presseabteilung der Stiftung. Das berge immer ein Risiko.
Aber: Die Instrumente würden durch die Stipendiaten sehr gut gepflegt, für den Notfall seien sie über die Stiftung versichert. „Allerdings müssen die Entleiher die Versicherungskosten zahlen.“ Roberta Verna wird hierbei durch eine Patenschaft der Hans und Stefan Bernbeck-Stiftung finanziell unterstützt.
Die Geschwister wissen ihre Instrumente zu schätzen, nicht selten spielen sie im Wohnzimmer auch mal ein kleines „Hauskonzert“. Geballte Klassik-Power also.