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WÜRZBURG: Die Krankenmorde der Nazis sind immer noch ein Tabu

WÜRZBURG

Die Krankenmorde der Nazis sind immer noch ein Tabu

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    Die Aufarbeitung der NS-Krankenmorde hat erst vor wenigen Jahren begonnen, auch in Würzburg. Die Uni setzte sich zum ersten Mal vor zwei Jahren im Rahmen eines Symposiums mit ihrer Komplizenschaft am Mordprogramm auseinander. „Viel zu spät“, meinte damals Professor Christoph Reiners, der Ärztliche Direktor des Uni-Klinikums.

    Ein wesentlicher Impuls kam vom Arbeitskreis Stolpersteine. Wie im Fall der NS-Morde an Homosexuellen war der Arbeitskreis auch hier der erste, der die Geschichte der „Euthanasie“ an behinderten Würzburgerinnen und Würzburger erforschte.

    „Unglaublich, wie erfolgreich die Nazis waren“

    Die Gruppe stieß dabei von Anfang an auf ungewohnte Schwierigkeiten. Eine der Rechercheurinnen, Petra Blasius, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion, es sei „unglaublich, wie erfolgreich die Nazis waren, wie das eingesickert ist in das Bewusstsein der Bevölkerung“. Immer noch trifft die Gruppe auf Leute, für die die Ermordung eines behinderten Angehörigen ein Tabu ist.

    Umso mehr Energie wendet der Arbeitskreis Stolpersteine auf, um die Erinnerung an die Opfer zurückzubringen. Zur Stolperstein-Verlegung an diesem Donnerstag gehört ein umfangreiches Rahmenprogramm.

    Ab 29. November wird im Foyer des Rathauses die Ausstellung „Im Gedenken der Kinder“ zu sehen sein, Untertitel: „Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“. Konzipiert hat sie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).

    „Viele haben nicht in böser Absicht gehandelt, sondern in der Überzeugung, der Gemeinschaft einen Dienst zu erweisen.“ Hans-Michael Straßburg, stellvertretender Generalsekretär der DGKJ

    Sinn der Ausstellung ist, sagt der Würzburger Professor Hans-Michael Straßburg, der stellvertretende DGKJ-Generalsekretär, „die Erinnerung an die gequälten und ermordeten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aufrechtzuerhalten“. Die DGKJ wolle aber auch zeigen, „wie es zu diesen Exzessen gekommen ist“. Viele Täter hätten nicht „primär in einer bösen Absicht“ gehandelt, „sondern in der Überzeugung, der Gemeinschaft einen Dienst zu erweisen“.

    Die Wanderausstellung wird ergänzt um Schicksale von Kindern aus Würzburg und Gemünden.

    Vorträge über Morde, und ein Puppenspiel

    Am Mittwoch, 30. November, spricht um 19 Uhr im Ratssaal PD Dr. Susanne Zimmermann, Arnstadt, zum Thema „Den Opfern ein Gesicht geben – Forschungen zur NS-Kindereuthanasie“. Die Medizin im Nationalsozialismus ist einer ihrer Forschungsschwerpunkte.

    Am Mittwoch, 7. Dezember, referiert Straßburg um 19 Uhr im Ratssaal über „Kinder mit Behinderung in der NS-Zeit in Unterfranken“. Straßburg ist unter anderem Mitglied der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

    Am Mittwoch, 14. Dezember, wieder um 19 Uhr im Ratssaal, stellt Dr. Sascha Topp „Die Aufarbeitung der Ermordung minderjähriger Kranker nach 1945 in Deutschland" vor. Für seine Studie „Geschichte als Argument in der Nachkriegsmedizin" wurde er mit dem Herbert-Lewin-Forschungspreis ausgezeichnet.

    Schließlich wird am Mittwoch, 11. Januar um 18.15 Uhr im Central-Kino Figurentheaterstück von Nikolaus Habjan und Simon Meusburger aufgeführt: „F. Zawrel - Erbbiologisch und sozial minderwertig", mit Einführung, Film und Gespräch.

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