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Würzburg: Die Platten des Monats: Petra Deta Weidemann arbeitet mit feinen Betonplatten

Würzburg

Die Platten des Monats: Petra Deta Weidemann arbeitet mit feinen Betonplatten

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    Petra Deta Weidemann konstruiert Körper aus Flächen, die selber Körper sind: Betonplatten.
    Petra Deta Weidemann konstruiert Körper aus Flächen, die selber Körper sind: Betonplatten. Foto: Joachim Fildhaut

    Der Kunstverein Würzburg betreibt seine Galerie auf dem alten Frachter Arte Noah, der im 20. Jahrhundert auch Baumaterial transportierte. Das ist jetzt wieder da. Die meisten Wandobjekte von Petra Deta Weidemanns Ausstellung "Please Mind the Gap" sind sehr feine Betonplatten, handgegossen. Die zweidimensionalen Geometrien deuten oft irgendein räumliches Geschehen an; welches genau, das bleibt im Ungefähren – anders als bei der Konkreten Kunst im benachbarten Kulturspeicher, bei der die Konstruktionen präziser aufgehen. Die Lücken-Werke der gebürtigen Westfälin sind ebenso spielerisch wie die Konkrete Op-Art, und doch auf andere Weise spielerisch, nämlich subjektiver.

    Die Lücke, die Weidemann zu beachten bittet, klafft bei jedem Kunstwerk an anderer Stelle und manchmal muss das Publikum eine Weile suchen. Manchmal scheint sich der Spalt regelrecht aufzudrängen. Links hinten im Schiffsbauch hängt eine Betonplatte mit einer Aussparung, wie mit der Axt geschlagen. Aber geht ja nicht, weil Beton – viel zu spröde. Gilt diese Lücke also nicht? An der Stelle tut sich mitten in der Kunstbetrachtung ein Riss auf. Zum Glück wurde diese Betonspalte aufgefüllt, mit einem genau passenden Keil, und der ist auch noch in silbrig schimmernden Stoff eingewickelt… Wer möchte da nicht weiterdenken?

    Auge und Hirn müssen aktiv Einzeleindrücke und Ideen zusammentragen

    Zur Vernissage am Mittwoch sprach die Nürnberger Kunsthistorikerin Eva Schickler: "Offene Kunstwerke verlangen die aktive Mithilfe der Betrachtenden." Weidemann lässt uns erfahren, was das Aktive dabei ist. Denn auch vor einem "geschlossenen" Kunstwerk müssen Auge und Hirn aktiv Einzeleindrücke und Ideen zusammentragen und zum Verständnis des Bilds summieren. Dieses Verfahren ist additiv. Die Denkbewegung vor einem offenen Kunstwerk hingegen verläuft im Zickzack. Sie häuft keine Erkenntnisse, sondern gibt sich der Dynamik des Schauens hin. Ein einfaches Beispiel: Weidemann und die strengeren Konkreten arbeiten mit optischen Täuschungen – und mit der Ent-Täuschung, wenn der Betrachtende den Trick durchschaut. Nur dass die Lösungen in der aktuellen Kunstvereins-Ausstellung nie ganz aufgehen.

    Gleich intensiv wie über die Beton-Reliefs sollte man über Weidemanns Foto eines Behörden-Briefumschlags nachdenken, auf dem ein Schriftzug um Verständnis dafür bittet, dass am selben Tag mehrere Schreiben in getrennten Kuverts beim Adressaten eintreffen könnten: Such den Spalt! Oder über die drei Teerpappstücke, die mit Klebstreifen untereinander befestigt scheinen. Beim Nähertreten ist es ein Stück Straße und ein Verkehrszeichen für die ganze Ausstellung: Wir sind immer auf dem Weg.

    Die Betonplatten des Monats September hängen bis 1. Oktober; Do.-Sa. 15-18, So. 12-18 Uhr.

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