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KIRCHHEIM: Ein Kunststück aus dem Stein hauen

KIRCHHEIM

Ein Kunststück aus dem Stein hauen

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    Beim Maß nehmen: Die Steintechnikerin Sabine Nahm zeigt den Bildhauern (von rechts) Kurt Grimm, Dierk Berthel und Christoph Jakob sowie dem in Kirchheim lebenden Präsidenten des Deutschen Naturstein-Verbands, Joachim Grüter (Zweiter von rechts), die Varianten des Kirchheimer Muschelkalks.
    Beim Maß nehmen: Die Steintechnikerin Sabine Nahm zeigt den Bildhauern (von rechts) Kurt Grimm, Dierk Berthel und Christoph Jakob sowie dem in Kirchheim lebenden Präsidenten des Deutschen Naturstein-Verbands, Joachim Grüter (Zweiter von rechts), die Varianten des Kirchheimer Muschelkalks. Foto: Foto: Christian Ammon

    Es braucht schon Fantasie, in den zwei Kubikmeter großen und knapp sechs Tonnen schweren Gesteinskolossen, die auf dem Betriebshof der Kirchheimer Steinbruch-Firma HemmStone gelagert sind, die spätere Skulptur zu erkennen.

    Bis zum 5. Oktober sind jedoch beim zweiten Kirchheimer Bildhauer-Symposion vier Bildhauer eben damit beschäftigt, aus dem Quaderkalk mit Presslufthammer, Bohrer, Schleifmaschinen, aber auch traditionellen Steinmetzgeräten wie Klüpfel und Meißel ihre Ideen herauszuarbeiten.

    An diesem Dienstag geht es los. Dann können Besucher den ganzen Tag über im Kirchheimer Göbelhof, unweit des Rathauses, den Bildhauern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

    Bei Architekten ist er beliebt. Doch als Werkstoff für Bildhauer ist der Kirchheimer Muschelkalk heute eher weniger bekannt. Das soll sich ändern: Die Zukunftswerkstatt Kirchheim-Gaubüttelbrunn und die Gemeinde Kirchheim wollen, wie schon 1961 bei dem berühmten Symposion im Gaubüttelbrunner Kaisersteinbruch, die besonderen Eigenschaften des vor 250 Millionen Jahren entstandenen Gesteins für eine künstlerische Verarbeitung wieder stärker in den Vordergrund rücken.

    Der Kleinrinderfelder Bildhauer Kurt Grimm muss davon gar nicht erst überzeugt werden. „Ich bin quasi auf Muschelkalk aufgewachsen“, sagt der Künstler, der aus einer Steinmetzfamilie stammt, die seit Generationen den besonders dichten Werkstoff schätzt.

    Bei der gemeinsamen Auswahl des Gesteins hat Grimm genaue Vorstellungen. Auf einem Zettel hat er sein Kunstwerk mit genauen Maßen vorgezeichnet. Auch einen Namen hat die aus den drei geometrischen Grundfiguren Kreis, Quadrat und Rechteck zusammengesetzte Skulptur bereits: „Durchdringung“.

    Der gelernte Holzschnitzer und Bildhauer scheint genau zu wissen, was er dem Gestein zumuten kann. Es dauert nicht lange, bis er einen mächtigen Wacker gefunden hat: einen „Sellenberger Kernstein“, der in einem Steinbruch zwischen Kleinrinderfeld und Kirchheim gebrochen wird und durch seine Dichte, Farbe und reizvolle Musterung überzeugt. Ob er wirklich taugt und nicht etwa störende Einschlüsse in sich trägt, wird sich allerdings erst zeigen, wenn der Stein angeschnitten ist.

    „Ich lasse mich überraschen, wohin das Material mich führt.“

    Dierk Berthel Künstler aus Rannungen

    Etwas länger auf der Suche ist Christoph Jakob. In seinem Atelier in Erlenbach am Main hat er normalerweise Hartstein wie Granit oder Marmor in Bearbeitung. Dabei trägt er Schicht für Schicht des leicht splitternden Materials ab und fördert so allmählich das Innenleben des Gesteins hervor. Auch er hat schon einen Entwurf, der aus zwei getrennte Stelen besteht.

    Doch ganz sicher ist er sich nicht, wie sich der Stein bearbeiten lassen wird. „Ich bin selber gespannt“, sagt er. Am ehesten seinen gewohnten Werkstoffen entspricht die Blaubank, in der Ton eingelagert ist. Sie kommt poliert oder fein geschliffen besonders zur Geltung und überzeugt durch einen starken Glanz.

    Einen völlig anderen Zugang wählt Dierk Berthel. Der Absolvent der Aschaffenburger Steinmetz- und Bildhauerschule verlässt sich ganz auf die Empfehlungen der Steintechnikerin der Firma HemmStone, Sabine Nahm: „Ich gehe immer vom Material aus und lasse mich überraschen, wohin es mich führt“, erzählt der Künstler aus Rannungen im Landkreis Bad Kissingen.

    Die genaue Beschaffenheit des Materials ist für ihn weniger wichtig. Ähnlich wie in den Jazzexperimenten, bei denen er hin und wieder zur E-Gitarre greift oder mit dem Verstärker eigenartige Geräusche erzeugt, geht es darum, auf die Umgebung zu reagieren.

    Am Ende fällt seine Wahl auf den „Mooser Kernstein“, der aufgrund eines hohen Anteils an Schalentrümmern der urzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt, deutlich stärkere Strukturen aufweist als die beiden anderen Muschelkalk-Sorten.

    Der vierte am Symposion beteiligte Bildhauer ist der junge Berliner Künstler Sebastian Paul. Wer sehen will, ob er als einziger figürlich arbeitender Bildhauer in der Tradition Michelangelos oder Rodins einen menschlichen Körper aus dem Muschelkalk herausarbeiten wird, muss sich davon selber überzeugen. Am Tage des Vortreffens war er noch bei einer Sommerakademie in Italien bei den weltberühmten Steinbrüchen mit dem weißen Carrara-Marmor.

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