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Güntersleben: Ein Schmuckstück im Altort: Ein Spenglermeister hat das historische Rathaus von Güntersleben aufwendig saniert

Güntersleben

Ein Schmuckstück im Altort: Ein Spenglermeister hat das historische Rathaus von Güntersleben aufwendig saniert

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    Das Frühmessnerhaus (links) in Güntersleben ist saniert worden. Es bildet mit St.-Maternus-Kirche, Schule, Rathaus und Pfarrhof ein das Zentrum von Güntersleben.
    Das Frühmessnerhaus (links) in Güntersleben ist saniert worden. Es bildet mit St.-Maternus-Kirche, Schule, Rathaus und Pfarrhof ein das Zentrum von Güntersleben. Foto: Anand Anders

    Sanieren im Bestand ist ein Wagnis, bei Denkmalschutz gehört Freude am Risiko dazu. Handelt es sich jedoch um ein im Ort prominentes Gebäude wie das erste Rathaus der Gemeinde Güntersleben, das sogenannte Frühmessnerhaus, geht es nicht ohne eine gehörige Portion Mut. Auf historischen Aufnahmen ist der markante Bau vielfach zu sehen. Zu Füßen der St.-Maternus-Kirche bildet es mit Schule, Rathaus und Pfarrhof ein einmaliges Ensemble, kurz das alte geistliche und weltliche Zentrum des Ortes. Spenglermeister Stefan Bott hat die Herausforderung dennoch nicht gescheut. Nach gut einem Jahr sind die Bauarbeiten beendet. Die vier Wohnungen sind ab April vollständig vermietet.

    Ein Haus mit Geschichte

    "Es war nicht immer einfach, meine Frau und ich wollten das Haus aber möglichst so wie es früher war den Bürgern übergeben", erzählt der Bauherr, der erstaunlich entspannt wirkt. Das Frühmessnerhaus ist ein ungewöhnliches Haus. Ein Haus mit Geschichte.

    Die Marienfigur am Hauseck ist farblich gefasst worden.
    Die Marienfigur am Hauseck ist farblich gefasst worden. Foto: Anand Anders

    In einer Umfrage zum Städtebauförderprogramm für den Altort vor einigen Jahren hatten es die Bürger als zentrales, identitätsstiftendes Bauwerk hervorgehoben und mit dem Wunsch verbunden, das frühere Rathaus wieder öffentlich zu nutzen. Eingeweiht wurde es 1731 mit der Inschrift "Zur grösseren Ehr Gottes für die gemeine Wohlfart erbaut" über dem Eingangsportal. Das frühere Rathaus zeigt sich als zur Architektur gewordene Ausdruck einer stolzen Bürgergemeinde.

    Der Grundstock ist jedoch deutlich älter. Das Rathaus wurde auf einem 1591 erstmals erwähnten Bruchstein-Gewölbekeller erbaut, der als Gemeindeschmiede diente. Die Kirchenstiftung erwarb es 1929 aus privater Hand. Ein Ruhestandspriester zog ein, der die Aufgabe hatte, in der Kirche die Frühmesse zu feiern. Daher der ungewöhnliche, im Ort noch immer verwendete Name.

    Im Inneren gab es bei der Sanierung weitgehend freie Hand.
    Im Inneren gab es bei der Sanierung weitgehend freie Hand. Foto: Anand Anders

    Zuletzt als Mietshaus und Lager genutzt, war der Zustand des Gebäudes schlecht. Die Kirche wollte verkaufen. Bei der entscheidenden Abstimmung im Rat scheute die Mehrheit das Risiko und verzichtete auf ihr Vorkaufsrecht. Damit kam Bott zum Zuge. Unter der Auflage, das Anwesen zu renovieren, konnte er es im September 2022 notariell erwerben. Im folgenden Frühjahr starteten die Bauarbeiten.

    Als Vorlage diente eine alte Aufnahme von 1912, die die Fotofreunde in ihrem Archiv aufbewahren. Damals wurde letztmals gründlich saniert. Mit dem Amt für Denkmalschutz wurde das Vorhaben bei drei Ortsterminen abgestimmt. Beim Innenausbau habe er weitgehend freie Hand bekommen, berichtet Bott.

    Eine Wärmepumpe in Verbindung mit der Photovoltaikanlage auf einem Anbau sorgt dafür, dass das historische Gebäude nun auch moderne Anforderungen erfüllt. Mehrere Nutzungsänderungen als Schule, Wohnung, Unterkunft für katholische Jugendgruppen und die Hitlerjugend oder als Lagerraum hinterließen ihre Spuren. Im Gewölbekeller war bei Kriegsende schließlich eine militärische Leitstelle untergebracht.

    Das Schmuckstück in der Ortsmitte soll zu neuem Leben erweckt werden.
    Das Schmuckstück in der Ortsmitte soll zu neuem Leben erweckt werden. Foto: Anand Anders

    Schwieriger umzusetzen waren die Auflagen für die Außenfassade: Innen- statt Außendämmung, ein Verzicht auf künstlichen Silikatputz und Kunststoff-Armierungen. Mehrflügelige Holzfenster mit echtem Wetterschenkel, Fensterbänke mit Wulst und Sandstein-Gewänder. Bei etwa 40 Fenstern bedeutete dies erkleckliche Mehrkosten.

    Echte Hingucker: Figuren und Inschriften

    Echte Hingucker sind die liebevoll restaurierten Figuren und Inschriften: Die Marienfigur am Hauseck ist nun erstmals koloriert. Auf mögliche Zuschüsse des Denkmalschutzes hat der Bauherr bewusst verzichtet: "Wir sind Handwerker und wollen fertig werden." Wichtig für die Wirtschaftlichkeit war dagegen die steuerliche Begünstigung durch die Städtebauförderung.

    Bott kommt ursprünglich aus dem benachbarten Thüngersheim. Nach Güntersleben hat ihn das um 2000 erschlossene Gewerbegebiet Fahrental gelockt. Mit der Sanierung möchte er der Gemeinde daher auch etwas zurückgeben: Für den Gewölbekeller sucht der Spenglermeister noch einen passenden Nutzer.

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