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Würzburg: Ein syrischer Modellschneider beweist Mut

Würzburg

Ein syrischer Modellschneider beweist Mut

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    Ein Kunde bringt Manu Ibrahim zwei Hosen, die gereinigt werden müssen.
    Ein Kunde bringt Manu Ibrahim zwei Hosen, die gereinigt werden müssen. Foto: Pat Christ

    Wird er sich, seine Frau und die beiden Kinder mit einer eigenen Schneiderei durchbringen können? "Ich hatte schon ein bisschen Angst, als ich mein Geschäft eröffnete", blickt Manu Ibrahim zurück.Seit dem 2. Januar nimmt er in der Karmelitenstraße Näharbeiten aller Art an. Die anfänglichen Bedenken waren unbegründet: Das Geschäft läuft sehr gut, über Arbeitsmangel kann sich der 31-jährige Syrer nicht beklagen. Im Gegenteil. Manchmal ist es fast einen Tick zu viel.

    Als Manu Ibrahim 2015 nach Würzburg kam, konnte er weder Deutsch lesen noch schreiben. Mühsam begann er, sich die neue Sprache anzueignen. Heute ist er imstande, sich gut mit seinen Kunden zu verständigen. Zwar spricht er noch immer nicht perfekt. Aber viel wichtiger als die Sprache ist für seine Kunden ja auch das, was Ibrahim mit seinen Händen schafft. Das wird geschätzt - egal, worum es sich handelt. Und es gibt eigentlich nichts, was der Syrer, der mit seiner Familie auf dem Heuchelhof lebt, nicht tun könnte oder was er als Auftrag nicht annehmen würde.

    Ibrahim fertigt Bekleidung nach Maß an

    15 Jahre Erfahrung machen Ibrahim zu einem Meister in der Schneiderkunst. "Er fertigt oft komplizierte, diffizile Sachen an", sagt Doris Strauch aus Höchberg, die Ibrahim ehrenamtlich unterstützt. Der an Ostern dieses Jahres zum Christentum konvertierte Syrer fertigt beispielsweise Bekleidung nach Maß für Rollstuhlfahrer an. Gerade Menschen mit Spastiken benötigen spezielle Mode. Auch überzieht Ibrahim Spezialsitze für Menschen mit Handicap. Daneben macht er aber auch ganz einfache Sachen: Er näht abgerissene Knöpfe an oder tauscht verschlissene Reißverschlüsse aus.

    Manu Ibrahim lässt das Loch im Ärmel dieser Jacke im Handumdrehen verschwinden.
    Manu Ibrahim lässt das Loch im Ärmel dieser Jacke im Handumdrehen verschwinden. Foto: Pat Christ

    Dieser Tage fing er bereits um 7 Uhr an und arbeitete den ganzen Nachmittag hindurch. Erst gegen 21 Uhr konnte Ibrahim die Türe seines Geschäfts hinter sich schließen. Eine Firma wollte mehr als 400 T-Shirts geändert haben. Doch zum Glück ist nicht jeder Tag so stressig. Heute ist es relativ ruhig. Wobei ständig jemand die Schneiderei betritt. Soeben schaut Willi Funk herein. Der pensionierte Volksschullehrer aus Werneck kommt von seiner Würzburger Optikerin. Als er dort auf seine Brille wartete, fiel ihm ein Loch am Jackenärmel auf. Die Optikerin verwies ihn an Ibrahim - der sich gleich um die Sache kümmerte.

    Den Beruf des Modellschneiders gelernt

    Es ist die Perfektion, die Ibrahims Kunden schätzen. Vor allem aber spürt man, dass der aus Afrin im Gouvernement Aleppo stammende Syrer seinen Beruf über alles liebt. "Ich habe als Jugendlicher einiges ausprobiert, aber nichts hat mir sonst gefallen", erzählt Ibrahim. So habe er für kurze Zeit als Mechaniker und Elektriker gearbeitet. Schließlich erlernte er den Beruf des Modellschneiders. Früher in Syrien, so Ibrahim, hatten sich viele Menschen Bekleidung nach Maß anfertigen lassen: "Arbeitskraft und Stoffe waren bei uns günstig." Das sei in Deutschland anders: "Ich mache vielleicht zu 20 Prozent Maßanfertigung, alles andere ist Änderungsschneiderei."

    Nicht nur die Qualität seiner Arbeit lässt den Kundenstamm des Syrers rasch wachsen, sagt Doris Strauch: "Manu hat einfach eine ganz besondere Art." Schon früher, als er mit seiner Nähmaschine in Stadt und Kreis Würzburg von Flüchtlingslager zu Flüchtlingslager zog, sei den Ehrenamtlichen seine große Hilfsbereitschaft aufgefallen. Wenn etwas für andere zu nähen war, tat er es einfach. Bis heute macht Ibrahim Kleinigkeiten umsonst.

    Manu Ibrahim tauscht auch Reißverschlüsse aus.
    Manu Ibrahim tauscht auch Reißverschlüsse aus. Foto: Pat Christ
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