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Ein Urgestein der Stadtverwaltung

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Ein Urgestein der Stadtverwaltung

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    Ein Urgestein der Stadtverwaltung
    Ein Urgestein der Stadtverwaltung Foto: FOTO ANDREAS JUNGBAUER

    In Niederwerrn geboren, wuchs Nätscher ab 1951 in der Zellerau auf. Nach einer Ausbildung als Großhandelskaufmann kam er 1965 in die Würzburger Stadtverwaltung. Eingestellt wurde er eigentlich als Ersatzregisterführer im Einwohnermeldeamt, "dort war ich aber nicht eine Minute tätig", erzählt er lachend, denn richtig angefangen hat er in der Ausländerabteilung der Stadt. Drei Jahre später wurde er ins Sekretariat des Hauswirtschaftlichen Berufsbildungszentrum berufen. "Neben dem Hausmeister und dem Religionslehrer war ich dort der einzige Mann unter 1000 Frauen", blickt Nätscher zurück. 1973 ging es ins Schulverwaltungsamt, ehe Nätscher ab 1982 für die Arbeit im Personalratsbüro zuerst befristet und ab 1989 vollständig freigestellt wurde.

    Vier Oberbürgermeister hat Nätscher im Rathaus erlebt. Dr. Hellmuth Zimmerer habe ihm seinerzeit den Weg in der Stadtverwaltung geebnet, erzählt er. Mit Dr. Klaus Zeitler hatte er die heftigste Auseinandersetzung seiner ganzen Laufbahn. Der wollte nämlich 1973, dass städtische Bedienstete grundsätzlich in Würzburg wohnen sollten. Da hatte Nätscher sich gerade ein Reihenhaus in Margetshöchheim gekauft und Zeitler wurde mächtig sauer. Doch Nätscher ist ein Kämpfer und ließ sich auch durch eine Kündigungsandrohung nicht unter kriegen. Unter OB Jürgen Weber war die Phase des großen Umbruchs und mit OB Pia Beckmann muss Nätscher den Mangel mit verwalten, was sich auch durch Einschnitte beim Personal bemerkbar macht. So vertrat Franz Hohm, Nätschers Vorgänger als Gesamtpersonalratsvorsitzender, 1978 noch 4000 Mitarbeiter, heute sind es 2500.

    Franz Hohm war es auch, der Nätscher für die Personalvertretung aktivierte. "Unterschreib da emal", forderte er ihn 1974 auf, als wieder einmal Personalratswahlen anstanden. Nätscher tat wie ihm geheißen und war Kandidat. Auf einem hinteren Platz aufgestellt, erzielte er das viertbeste Ergebnis. Jetzt war er Mitglied des Personalrats der Allgemeinen Verwaltung, wurde vier Jahre später wiedergewählt und zog erstmals auch in den Gesamtpersonalrat ein. Bis heute wurde er stets mit dem jeweils besten Einzelergebnis bei jeder Wahl bestätigt. Seit 1984 ist er Vorsitzender beider Personalräte.

    Nächstes Jahr wird diese Ära enden, denn dann scheidet Karl-Heinz Nätscher aus dem aktiven Dienst aus. Ein Nachfolger für den Vorsitz im Personalrat ist noch nicht in Sicht.

    Nätscher hat viele Veränderungen in der Stadtverwaltung erlebt. Da war die Umstellung auf EDV, die vielleicht etwas spät kam, wie er heute meint, aber man habe dadurch auch Fehler der Vorgänger vermeiden kommen. Sein Verdienst ist es, dass 1982 im Rathaus auf seine Initiative erstmals ein Personalratsbüro eröffnet werden konnte. Damals begann man zu verstehen, dass die Mitarbeiter ein Recht auf Beratung, Information und Hilfe haben. Nätscher führte mit dem Grafeneckart-Echo eine Mitarbeiter-Zeitung ein, die er jahrelang komplett selbst gestaltete und mit Inhalten füllte. Die aus seiner Sicht gravierendste Veränderung war aber die Arbeitsverdichtung, die an den einzelnen Mitarbeiter immer höhere Ansprüche stellte.

    Am zufriedensten war Nätscher immer dann, "wenn ich für andere etwas erreichen konnte". Das war oft eine Gratwanderung, zeichnet sich der Personalratsvorsitzende doch durch ein hohes Maß an Loyalität gegenüber seinem Arbeitgeber aus. "Das Leben ist vielfach von Kompromissen bestimmt", lautet seine Devise. Und er ist gut damit gefahren. "Wir haben uns mit der Stadtverwaltung nur ganz selten vor Gericht getroffen, und wenn, dann haben wir meistens Recht bekommen". Nätscher strebt ein verständnisvolles Miteinander an, kann in der Sache aber auch knallhart sein.

    Wenn er bald aus dem Amt scheidet, lässt Karl-Heinz Nätscher ein paar Wünsche zurück: Er hofft, dass die Stadt künftig mehr finanzielle Unterstützung Hilfe von außen erhält. Und er wünscht sich eine bessere Personalentwicklungspolitik, "bei der der Mensch im Mittelpunkt steht und die nicht nur ein Wahlkampfthema ist".

    Aber Nätschers Tätigkeit reichte auch weit über das Rathaus hinaus. Als Mitglied der Bundestarifkommission der ÖTV bzw. heute ver.di. saß Nätscher oft mit der Bonner und Berliner Polit-Prominenz an einem Tisch und kann von sich behaupten: "Die Bundesinnenminister der letzten 20 Jahren kenne ich alle persönlich". Außerdem ist er in zahlreichen Ehrenämtern in Bayern und im gesamten Bundesgebiet aktiv.

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