1,70 Euro sind im Alltag schnell ausgegeben. Beispielsweise für den Kaffee vor Arbeitsbeginn oder die Nussecke in der Mittagspause. In Tansania müssen viele Menschen mit diesem Geldbetrag den ganzen Tag zurechtkommen und leben damit unterhalb der Armutsgrenze. Die Gründe für die Armut sind vielfältig. Durch extreme Wetterbedingungen werden beispielsweise immer wieder Ernten und damit wichtige Nahrungsgrundlagen zerstört. Die Folge: Unterernährung, die körperliche und geistige Behinderungen auslösen kann. Laut Christoffel-Blindenmission (CBM) gibt es für die Behandlung von Patienten jedoch zu wenig Mediziner im afrikanischen Land. Krankenhäuser sind für Betroffene häufig viel zu weit entfernt und eine Behandlung ist daher meist unmöglich.
Von Würzburg nach Moshi
Um die vor Ort nötige Unterstützung zu leisten, hat Karin Knoll vergangenes Jahr einen Entschluss gefasst: Sie will zwei Jahre als Augenärztin in Tansania arbeiten. Ende Januar hat sie die Uniklinik Würzburg erst einmal hinter sich gelassen und ist nach Moshi am Fuße des Kilimandscharo geflogen. Dort arbeitet die 33-Jährige im Auftrag der CBM im "Kilimanjaro Christian Medical Centre" (KCMC).
„In Deutschland gibt es 80 bis 90 Augenärzte pro eine Million Menschen. In Afrika gibt es nur einen Augenarzt für eine Million Menschen", sagt Knoll. Sie wird an der Klinik in Moshi Patienten behandeln und operieren. Außerdem übernimmt sie Schulungen und Weiterbildungen für das Fachpersonal und für Medizinstudenten.
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Komplettes Neuland ist der Einsatz in Tansania nicht für sie. Bereits vier Mal war sie dort. 2011 flog sie das erste Mal nach Moshi und arbeitete zwei Monate lang als Praktikantin in der Klinik. "Es war spannend, als Studentin in diese Welt einzutauchen", erinnert sich Knoll. Sie schätzte vor allem die Einstellung der afrikanischen Bewohner. "Sie haben es nicht einfach, sind aber sehr freundlich", findet die Ärztin. Bei der ersten Reise habe sie viel Eindrücke gewinnen können, die sie als Urlauberin nicht hätte bekommen können.

Über einen Oberarzt kam der Kontakt mit der Blindenmission zustande, danach reiste sie immer mal wieder für ein paar Wochen nach Tansania. Nun ist sie für zwei Jahre an der Klinik. "Ich möchte nachhaltig etwas bewirken, das geht nicht von heute auf morgen", sagt die Ärztin. Der Standard des Krankenhauses sei ähnlich wie in Deutschland, auch wenn Kliniken dort natürlich anders aussehen würden. "Sie sind in Moshi aber erstaunlich weit", findet Knoll. Im 630-Betten-Krankenhaus und der zugehörigen Augenabteilung wurden unter anderem die ersten Chirurgen Tansanias ausgebildet, die einen Grauen Star operieren können.
"Ich möchte nachhaltig etwas bewirken, das geht nicht von heute auf morgen."
Karin Knoll, Augenärztin
Denn diese Krankheit ist dort häufig verbreitet. Die Linse trübt sich und die Betroffenen sehen immer weniger. Wenn die Menschen in Afrika dadurch nicht auf dem Feld helfen können, betrifft das die Existenz einer ganzen Familie. Sie hat dadurch nämlich weniger Einkommen. Grauer Star lässt sich nur durch eine Operation behandeln. Medikamente helfen nicht. Die OP dauert meist nur 15 Minuten, doch das ist für afrikanische Verhältnisse einfacher gesagt als getan.

Kosten können übernommen werden
"In Würzburg geht man über die Straße und findet zwei Ärzte, in Afrika dauert die Anreise zu einem Arzt teils mehrere Tage", sagt Knoll. Zusätzlich könne sich natürlich auch nicht jeder den Transport und eine Behandlung leisten. Wenn jedoch ein Patient in die Klinik kommt und dringend eine Behandlung braucht, die er nicht zahlen kann, versuche das Krankenhaus oder die CBM die Kosten dafür zu übernehmen. Karin Knoll hat schon oft erlebt, wie sprachlos Patienten nach Behandlungen sind, weil sie endlich wieder sehen können. "Sie sind dann ganz still und können es selbst nicht glauben", sagt sie.
Mit der Sprache hapert es noch
Die Blicke und die Freude der Patienten versteht die Ärztin auch ohne große Sprachkenntnisse. Mit diesen hat sie nämlich noch leichte Probleme. "Das ist wirklich nicht so einfach für mich", gibt sie lachend zu. Sie hat bereits einen Suaheli-Kurs in Wuppertal besucht und hat auch eine Lehrerin in Moshi. Doch sie ist überzeugt, bald besser mit ihren Patienten kommunizieren zu können: "Ich strenge mich an, der Wille ist da."
An ihrem ersten Tag in der Klinik wurde sie herzlich empfangen. "Es war schön, die Kollegen wieder zu sehen, die ich von meinem letzten Aufenthalt schon kannte. Das hat mir auch den Einstieg auf der Arbeit erleichtert", sagt sie. Immer wieder beeindruckend sei es außerdem, morgens auf dem Weg zur Arbeit den schneebedeckten Gipfel des Kilimanjaro zu sehen.
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