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Eine Frage der Ehre für Alfred Eck

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Eine Frage der Ehre für Alfred Eck

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    Das Sterbebild von Alfred Eck. Er wurde am 7. April 1945 von der Wehrmacht erhängt. FOTO: Eck
    Das Sterbebild von Alfred Eck. Er wurde am 7. April 1945 von der Wehrmacht erhängt. FOTO: Eck Foto: Eck

    In Aub (Lkr. Würzburg) stellt sich diese Frage seit nunmehr 32 Jahren. Alfred Eck – Verräter oder Held? Eine Geschichtswerkstatt bringt zwar Klarheit, aber noch lange kein Ergebnis.

    Alfred Eck wurde nur 34 Jahre alt. Am 7. April 1945 starb er am Galgen auf dem Auber Marktplatz. Ein Hauptmann der Wehrmacht hat ihn zum Tode verurteilt. Wegen Verrat, Fahnenflucht und Volksschädigung. In Zivil ging der Soldat Eck in der Nacht auf den 7. April 1945 auf die Amerikaner zu und verhandelte mit ihnen über die friedliche Übergabe seines Heimatdorfes Baldersheim, zeigte ihnen sogar den Weg durch den Minensperrgürtel, um sinnloses Blutvergießen vermeiden. Als Eck schließlich auch auf die in Baldersheim stationierten Wehrmachtssoldaten zuging, um diese zum Abzug zu bewegen, verließen diese ihre Stellung, nahmen Eck fest und führten ihn nach Aub zum Hauptmann der Truppe.

    Sinnloses Blutvergießen wurde vermieden

    Die Amerikaner konnten so Baldersheim kampflos einnehmen. Doch damit war der Krieg noch nicht zu Ende. Am 12. April fiel nach einer mehrtägigen Schlacht das Gollachstädtchen Aub. 14 junge Soldaten verloren ihr Leben, weil sie die Stadt bis zum letzten Tropfen Blut verteidigen mussten.

    Wehrmachtssoldaten vollstreckten das Urteil. Drei Tage hing Alfred Eck am Marktplatz. Zur Abschreckung. Eck, der Verräter. Dieser Eindruck sollte sich bei den Vorübergehenden einprägen. Dieses Bild sollten die Menschen im kleinen Städtchen an der Gollach immer sehen, wenn sie an Alfred Eck denken.

    Der Plan des Wehrmacht-Majors ging auf. Noch heute gibt es in Aub einige, die bei Alfred Eck zuallererst das Bild eines Verräters im Kopf haben. Einen Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime verbinden sie mit ihm nicht. Zweimal ist deswegen bereits die Benennung der Grundschule nach Alfred Eck gescheitert. Das erste Mal, 1985, fasste der Stadtrat zwar den Beschluss dazu, er rechnete aber nicht mit dem Widerstand des damaligen Schulamtsdirektors. Der wollte eine Schule niemals nach einem Verräter benennen. Durch die Diskussion, die daraus entstand, fühlte sich die Familie Eck derart in Misskredit gebracht, dass sie schließlich ihre Zustimmung zur Namensänderung zurückzog.

    Das zweite Mal, 2015, befasste sich der Stadtrat wieder damit. Ein Mann aus Eibelstadt hat sich an die „schäbige Diskussion“ von damals erinnert und sah jetzt die Zeit für eine Alfred-Eck-Schule gekommen. Der Stadtrat lehnte ab, hat sich aber vorgenommen, „eine angemessene Form der Ehrung“ für den Baldersheimer zu finden. Wohlwissend, dass es in Aub und Baldersheim Vorbehalte gegen eine Würdigung Ecks gibt. Ein Mitglied des Stadtrats behauptete gar: „Alle Wehrmachtssoldaten müssten geehrt werden, weil sie alle Helden sind.“ Auch Zweifel an der Geradlinigkeit Ecks wurden laut. Diese gipfelten in einem Hakenkreuz, das Unbekannte in den Grabstein Alfred Ecks auf dem Baldersheimer Friedhof kritzelten.

    Eck hat seine Mitwisser nicht verraten

    Vier Mal tagte in den vergangenen eineinhalb Jahren eine Geschichtswerkstatt. Zeitzeugen wurden befragt, Quellen ausgewertet, Hans-Reiner Eck, der Neffe des Ermordeten, wurde einbezogen. Er legte das Gerichtsprotokoll gegen den Wehrmachts-Major vor, der 1945 das Todesurteil gegen Eck fällte. Vier Jahre später sprach ihn das Schwurgericht am Landgericht Würzburg der fahrlässigen Tötung schuldig und verurteilte den Offizier zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren.

    Das Protokoll der Verhandlung löst Zweifel: Alfred Eck hat seine beiden Mitwisser, den damaligen Baldersheimer Bürgermeister Engert und den Landwirt Neeser auch unter brutalen Schlägen nicht verraten. Und auch heute noch geäußerte Mutmaßungen, Eck sei Mitglied der NSDAP gewesen, werden durch die protokollierte Aussage des angeklagten Majors entkräftet. Auf seine Frage hin, ob Eck Mitglied einer Partei sei, habe dieser entgegnet: „Ja, es fragt sich nur bei welcher.“

    Für das Frühjahr 2019 ist eine Ausstellung geplant

    Der pensionierte Sonderschullehrer Frank Stößel leitet die Geschichtswerkstatt. Für ihn steht fest: „Alfred Eck war ein mutiger Held. Ein Mann mit Zivilcourage.“ Doch bevor eine Gedenktafel am Auber Marktplatz an ihn erinnern wird, soll es ab Frühjahr 2019 eine Ausstellung im Spitalmuseum geben. Thema soll die NS-Zeit im Allgemeinen und das Leben und Wirken Alfred Ecks sein. „Irgendwo eine Tafel anzubringen, kann kontraproduktiv sein. Wir möchten die Auber und Baldersheimer mitnehmen, um mit den Gerüchten aufzuräumen“, sagt Aubs Bürgermeister Robert Melber. Und fügt hinzu: „Wir wollen, dass der Normalbürger das begreift und versteht.“ Kreisheimatpfleger Hermann Oberhofer ergänzt: „Die Entscheidung für eine Gedenktafel muss dann aus der Bevölkerung kommen.“

    Es wird also noch eine Zeit ins Land gehen, bis Alfred Eck seine letzte Ehre bekommt.

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