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Ochsenfurt: Einführung des E-Rezepts in Würzburg und Ochsenfurt: Warum es kaum genutzt wird und welche Probleme es bringt

Ochsenfurt

Einführung des E-Rezepts in Würzburg und Ochsenfurt: Warum es kaum genutzt wird und welche Probleme es bringt

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    Eine Mitarbeiterin der Klingentor Apotheke in Ochsenfurt steckt die Gesundheitskarte eines Patienten in das Lesegerät. Viele Apothekerinnen und Apotheker berichten von Umsetzungsproblemen bei der Einführung des E-Rezepts.
    Eine Mitarbeiterin der Klingentor Apotheke in Ochsenfurt steckt die Gesundheitskarte eines Patienten in das Lesegerät. Viele Apothekerinnen und Apotheker berichten von Umsetzungsproblemen bei der Einführung des E-Rezepts. Foto: Heiko Becker

    Das sogenannte E-Rezept ist die digitale Variante des typischen, rosa Zettels, den Patientinnen und Patienten bisher für die Abholung von verschreibungspflichtigen Medikamenten bekommen haben. Die neue Variante kann entweder über die E-Rezept-App oder als Ausdruck vom Arzt mit einer Art QR-Code erhalten werden. Bis Anfang 2024 soll sich die Umstellung etablieren und eine elektronische Verschreibung für Ärztinnen und Ärzte verpflichtend sein.

    Doch bei der technischen Umstellung in Arztpraxen gibt es Probleme. Zudem wurde die Funktion seit Verfügbarkeit kaum genutzt, berichten Apotheken aus Würzburg und Umgebung.

     Apotheken blicken besorgt auf die Umstellung

    Den Tränen nah berichtet Andrea Schneider, aus der Klingentor Apotheke in Ochsenfurt, wie sehr ihre Apotheke mit den technischen Schwierigkeiten und dem Personalmangel zu kämpfen hat. "Ich mache 76 Tage Notdienst im Jahr, weil wir kein Personal haben und ständig kommen noch neue Umstellungen und Programme hinzu, wer soll da noch mitkommen?", beklagt sich die Apothekerin.

    Sie ist der Meinung, dass die Modernisierung in der Theorie eine große Erleichterung sei, die Praxis aber das Gegenteil zeige. "Wir legen alle Verantwortung in die Hände der Computer und deren Programme, aber diese funktionieren oft nicht richtig", beschwert sich Schneider. Sie erklärt, dass digitale Fehler oft viel schwieriger zu beheben seien, als manuelle. "Wir haben weder die Zeit, noch das Personal, den ganzen Tag von einem Computer zum anderen zu springen, wir arbeiten hier mit Menschen - die haben Vorrang", sagt sie.

    Apothekerin: Ärzte weigern sich, E-Rezepte auszustellen

    Annika Hundeshagen von der Würzburger Adalbero-Apotheke ist unzufrieden mit der Situation und blickt besorgt in die Zukunft. "Wir bekommen kaum E-Rezepte, da die Ärzte sich weigern, diese auszustellen", sagt sie. Hundeshagen erklärt, dass sie seit Jahren auf die Umstellung vorbereitet seien, aber durch das Verhalten der Ärzte keine Praxiserfahrung bekommen. "Wenn das E-Rezept im nächsten Jahr zur Pflicht wird, werden wir hier überrannt, da uns die Übung mit dem neuen System fehlt", berichtet sie weiter.

    Eine Gesundheitskarte in einem Lesegerät. 
    Eine Gesundheitskarte in einem Lesegerät.  Foto: Heiko Becker

    Bereits vor zwei Jahren hat die Apotheke die sogenannten Konnektoren angeschafft. Diese ermöglichen den Zugriff zum Server der Bundesregierung und seien notwendig, um E-Rezepte bearbeiten zu können. Das Problem sei, so Hundeshagen, dass diese nach fünf Jahren ausgetauscht werden müssen und dann auf dem Elektroschrott landen, da es keine Möglichkeit gäbe, die integrierte Software zu updaten. Die Kosten für so ein Gerät belaufen sich auf etwa 3500 Euro, erklärt sie. Auch wenn ein Großteil der Kosten vom Staat gedeckt werde, müssten die Apotheke in Vorkasse gehen.

    Trotz eines holperigen Starts, dennoch ein langfristiger Erfolg?

    Michael Dickmeis von der Sonnen Apotheke aus Würzburg ist hingegen optimistisch. "Wir sind seit 2019 bereits auf das neue System eingestellt. Wir warten nur noch auf die Ärzte", sagt er. "Wenn die Arztpraxen ihre Programme angepasst haben und die E-Rezepte richtig ausstellen, dann ist das ein gutes System und eine große Entlastung", so Dickmeis.

    Er ergänzt, dass es allerdings genau hier zu Problemen komme, da viele Ärzte selbst noch keine Erfahrung mit der Umstellung haben würden. "Es ist peinlich für unser Gesundheitssystem, dass die Umstellung so lange dauert, aber bei Problemen schiebt jeder die Verantwortung von sich, das blockiert den Fortschritt."

    Dennoch ist er der Meinung, die großflächige Einführung des Systems werde zeitnah die meisten Probleme ausmerzen. Funktionen, wie das "Auseinzeln", bei dem Apotheken Medikamentenpackungen öffnen können, um die rezeptierte Stückzahl an Tabletten auszugeben, wenn diese vorrätig, aber nicht in benötigter Packungsgröße vorhanden ist, befänden sich derzeit nicht im System.

    Wie Ärzte auf die Umstellung reagieren

    Georg Sonnek, Prokurist bei der Main-Klinik in Ochsenfurt, sagt, "die entsprechende Technik ist bereits vorhanden, aber wir nutzen sie kaum bis gar nicht, weil die Software des Anbieters sehr kompliziert und unpraktisch ist". Die Klinik habe bisher kaum praktische Erfahrung mit der Ausstellung der E-Rezepte.

    "Solange das Papier-Rezept existiert, nutzen wir dies, es ist bisher einfach praktischer", berichtet er. Laut seinen Angaben habe die für die Klinik zuständige Softwarefirma jedoch eine grundlegende Überarbeitung der Software angekündigt, "welche dringend notwendig ist", so der Prokurist.

    In Bezug auf die Finanzierung meint Sonnek, dass die Anschaffungskosten hoch seien, aber weitestgehend durch staatliche Finanzierung gedeckt werden würden. Jedoch müssten Apotheken und Ärzte in Vorkasse gehen. "Es ist kein finanzielles Desaster, wie manch andere Dinge, aber für kleine Apotheken und Praxen, haben die Kosten nochmal andere Dimensionen als für unsere Klinik", so Sonnek weiter.

    Eine Umstellung folgt der Nächsten

    In der Gemeinschaftspraxis in Randersacker ist die Umstellung noch in vollem Gange. Andrea Grebner steht der Umstellung mit gemischten Gefühlen gegenüber. Mit Rückblick auf die Umstellung zur elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung meint sie, "das war ein erheblicher Aufwand an Kosten und Zeit. Es hat Monate gedauert, bis die Prozesse fehlerfrei funktioniert haben, ich glaube kaum, dass es bei den E-Rezepten anders wird."

    Sie hofft auf eine erste Testphase der neuen Software in den kommenden Monaten, um einige Erfahrungen in der Handhabung noch vor der Pflichtumstellung zum Jahreswechsel machen zu können - "damit der Wechsel so problemlos, wie möglich vonstattengeht."

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