"Nein, ist aus!" "Haben wir schon lang nicht mehr." "Kriegen wir auch so bald nicht rein, leider." Wer in diesen Zeiten im Supermarkt nach Hefe fragt, erntet Kopfschütteln. Hefe, banale Haushaltshefe im 42-Gramm-Würfel, üblicherweise für maximal 30 Cent das Stück in Supermarkt-Kühlregalen vorrätig , ist aktuell so gut wie gar nicht zu bekommen. Ist Hefe ein ähnlich begehrtes Krisenprodukt wie Klopapier?
"Absolut", meint der Leiter eines Einkaufsmarkts im südlichen Landkreis Würzburg. Offenbar seien Kunden vermehrt dazu übergegangen, ihr Brot oder ihren Kuchen selber zu backen, weil sie sich damit sicherer fühlten, mutmaßt er. "Rational ist das nicht erklärbar, aber manches ist ja nicht erklärbar in diesen Zeiten." Eine stellvertretende Marktleiterin aus Würzburg dagegen hat überhaupt kein Problem damit, sich den Run auf die unscheinbaren Würfel zu erklären. "Viele Mütter sind mit ihren Kindern ja gerade daheim; da wird halt gebacken, um sich die Zeit zu vertreiben", meint sie.

Vielen Marktleitern aus der Region zufolge ist nicht nur der handelsübliche Hefewürfel aus. Auch Trockenhefe und Sauerteigextrakt gebe es nicht oder kaum mehr, Backpulver hingegen sei vorrätig. Leergeräumt, berichten viele Marktleiter, würden oft auch die Regale mit fertigen Backmischungen.
Wo es noch Hefe gibt, wird rationiert
Weil sich Hefe offenbar zu einem der begehrtesten Handelsgüter in Krisenzeiten entwickelt, wird in den ganz wenigen Märkten in der Region, wo Hefe noch ankommt, rationiert. "Wir passen auf. Dass ein Kunde zehn Hefewürfel in seinen Einkaufswagen packt, wollen wir vermeiden", sagt ein Marktleiter aus dem nördlichen Landkreis Würzburg. An der Kasse werde so ein Hefe-Horter angesprochen und gebeten, fair zu bleiben und nur die "haushaltsübliche Menge" mitzunehmen. Die liegt laut Marktleiter bei "zwei, drei Würfeln". Wobei es schwierig sei, einzuschätzen, ob jemand über Bedarf kaufe. "Es gibt ja immer mehr Leute, die zusätzlich für andere einkaufen."
- Immer aktuell: Die Corona-Lage in Unterfranken
Dass tatsächlich noch Hefe in den Einkaufswagen gelangt, scheint in Unterfranken aber die absolute Ausnahme zu sein. Ein Marktleiter berichtet, dass man angesichts der vielen enttäuschten Kunden auf Hefesuche dazu übergegangen sei, Do-it-yourself-Heferezepte anzubieten. "Man braucht dafür Zucker, Mehl und Bier". Auch in Internetforen werden Anleitungen zur Selbstherstellung von Hefe weitergegeben. Die Zutaten variieren sehr stark, mal scheint Alkohol notwendig, mal vergorene Datteln.
Verband der Hefehersteller verweist auf personelle Schwierigkeiten
Wann Hefe wieder in die Marktregeale kommt und ob der Hefenachschub noch vor Ostern eintrifft, damit der festliche Hefezopf auch heuer wieder gebacken werden kann, mag derzeit kein Marktleiter voraussagen. Laut dem in Bonn ansässigen Verband der Hefeindustrie haben die Hefehersteller in Deutschland angesichts der erhöhten Nachfrage den Ausstoß an Würfelhefe bereits deutlich erhöht. "Wir produzieren am Limit der Verpackungsfähigkeit", teilt der Verband mit.
Auf die Frage, woran es liege, dass nicht mehr Hefe produziert werden könne, heißt es: "Weder die Rohstoffverfügbarkeit noch die Fermentationsleistung stellt ein Problem dar. Jedoch sind auch wir mit personellen Schwierigkeiten konfrontiert und tun alles, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten. Dies kann in einigen Fällen auch zu Schwierigkeiten bei der Organisation von Produktion und Logistik führen."