Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg/Schweinfurt: Elternvertreterin:"Digitalisierung der Schulen wurde verschlafen"

Würzburg/Schweinfurt

Elternvertreterin:"Digitalisierung der Schulen wurde verschlafen"

    • |
    • |
    "Die Digitalisierung der Schulen wurde verschlafen": Deutliche Kritik an der Politik äußert Susanne Arndt, die Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung in Bayern, in ihrer Antwort auf den "Samstagsbrief"  dieser Redaktion.
    "Die Digitalisierung der Schulen wurde verschlafen": Deutliche Kritik an der Politik äußert Susanne Arndt, die Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung in Bayern, in ihrer Antwort auf den "Samstagsbrief"  dieser Redaktion. Foto: Symbolfoto: Marijan Murat, dpa

    Der "Samstagbrief" an Susanne Arndt, die Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern (LEV), hat zu kontroversen Reaktionen geführt. Viele Leser fanden den Appell unseres Autors an die Eltern, statt Brandbriefe an den Kultusminister zu schreiben, lieber mit den Lehrern und Schulleitern vor Ort um konkrete Lösungen fürs Lüften der Klassenzimmer oder die Notengebung im Unterricht zu diskutieren, genau richtig.

    Andererseits schildern viele Eltern aber auch, wie dieses Ringen um gute, lokale Lösungen vielfach scheitert – unter anderem deshalb, weil Schulleiter sich hinter tatsächlichen oder vermeintlichen Corona-Auflagen durch das Kultusministerium versteckten.

    Hier ist im Wortlaut die Antwort von Susanne Arndt:

    "Sehr geehrter Herr Czygan, ich danke Ihnen für den Brief. Ihre engagierten Worte bestätigen meine Einschätzung, dass der Brief der Elternverbände an Kultusminister Michael Piazolo exakt zur richtigen Zeit auf ein drängendes Problem aufmerksam macht und dabei die gewünschte Öffentlichkeit erreicht.

    "Moderate Gespräche haben keinen Erfolg gebracht"

    Sie haben völlig Recht, darauf hinzuweisen, dass Lösungen für die pandemiebedingten Probleme an den Schulen nur mit gemeinsamer Anstrengung, mit Kompromissbereitschaft auf allen Seiten sowie Flexibilität zu erreichen sind. Genau diese Haltung hat die LEV seit vielen Jahren konsequent vertreten. In zahlreichen Arbeitsgruppen und Gesprächsrunden haben Elternvertreter immer wieder auf Mängel hingewiesen, die vor allem beim Thema Digitalisierung offenkundig sind. Leider haben diese – stets moderat geführten – Gespräche keinen Fortschritt gebracht.

    Susanne Arndt ist Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern (LEV).
    Susanne Arndt ist Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern (LEV). Foto: LEV

    Noch immer ist die technische Ausstattung vieler Schulen in Bayern ungenügend. Der Digitalpakt ist nicht annähernd umgesetzt. Die Digitalisierung wurde trotz aller Warnungen verschlafen. Die Corona-Pandemie bildet lediglich einen Umstand, der die Versäumnisse besonders deutlich zutage treten lässt und eine entsprechende Diskussion anstößt. Hätten das Kultusministerium und die Kommunen oder Landkreise beizeiten ihre Hausaufgaben gemacht – und damit die Schulen fit für Gegenwart und Zukunft – wären viele Probleme, die es während des Lockdowns gegeben hat, gar nicht aufgetreten.

    Interessanterweise hat die deutlich formulierte Kritik in unserem Brief an den Kultusminister sehr schnell Wirkung gezeigt. Es gab Ankündigungen, wesentliche Forderungen der Eltern nunmehr rasch umzusetzen. Das zeigt uns ebenfalls, dass dieser Brief zu dieser Zeit notwendig war.

    "Vielerorts sind Schulen vollständig überlastet"

    Herr Czygan, Sie weisen darauf hin, dass es sinnvoller sei, die Probleme dezentral und unbürokra-tisch in den einzelnen Schulen anzugehen. Damit wiederholen Sie eine Haltung, die auch die LEV schon lange einnimmt. Eltern kennen das Prinzip der Subsidiarität. Diese Struktur bedeutet aber auch, dass immer dann, wenn eine Ebene nicht in der Lage ist, umfassend zu handeln, die nächsthöhere Ebene eintreten muss. Vielerorts sind Schulen, Kollegien und Schulleitungen vollständig überlastet. Sie sind engagiert am Werk, sehen sich jedoch mit Schwierigkeiten konfrontiert, für die sie keine Handlungsrichtlinien haben.

    Als Elternvertretung auf Landesebene muss es uns auch ein Anliegen sein, Bildungsgerechtigkeit im ganzen Land zu sichern. Dies kann nur gelingen, wenn die Schulen durch überregional angelegte Regelungen gestützt werden. So kann es nicht im Ermessen einer einzelnen Schulleitung liegen, zu entscheiden, wie viele Leistungsnachweise zu erheben sind. Die Landeselternvertretung hat nichts anderes getan, als zu fordern, dass alle Ebenen die ihnen zufallenden Aufgaben erledigen. An dieser Stelle sehen wir erheblichen Nachholbedarf. Um darauf aufmerksam zu machen, sind manchmal deutliche Worte nötig und in einer Demokratie auch gerechtfertigt.

    Mit freundlichen Grüßen aus München, Susanne Arndt

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden