Gerne frönen die Erlabrunner und ihre Gäste in den Gasthäusern und Häckerwirtschaften im Ort dem Frankenwein. Und wenngleich sich die Gemeinde gerne als Weinort rühmt, ist hier die bewirtschaftete Rebfläche doch weitaus geringer als die Streuobstflächen. „Von 400 Hektar Gemarkungsfläche umfasst der Streuobstanteil rund ein Drittel“, schätzt OGV-Vorstandsmitglied Thomas Herrmann. Knapp fünf Hektar bewirtschaftet er selbst – im Nebenerwerb. Seit den 90er Jahren betreut er Bewirtschafter von Streuobstwiesen im Ort in Fragen der Naturschutz- und Agrarförderung.
Als Clematis-Dorf gelangte der 1700-Seelen-Ort zu internationaler Berühmtheit, seit vom Obst- und Gartenbau die Pflanzung der blühenden Kletterkünstler zum 800-jährigen Jubiläum angeregt wurde. Auch was die Renaissance des Streuobstanbaus betrifft, gibt der Obst- und Gartenbauverein gerne den Takt vor.
Die Bemühungen hierzu gehen über die gegenwärtige Gesamtentwicklung des Ortes hinaus. Denn dort wo einst die Ochsen auf der nach ihnen benannten Wiese am Ortsrand saftiges Grün fanden, erfolgte durch die Gemeinde die freiwillige Ausweisung einer Ausgleichsfläche zur Erschließung des Neubaugebiets Erlenbrunnen/Goldbühlein. Die teilweise schon mit Streuobst bepflanzte 1,55 Hektar umfassende Fläche wurde durch den OGV von der Gemeinde gepachtet, als „Streuobst-Spielwiese“ für die Mitglieder. Auf der Fläche hat Landschaftsarchitekt und OGV-Vorstandsmitglied Jürgen Faust als botanische Besonderheit den in hiesiger Region äußerst seltenen „Elsässer Haarstrang“, eine ausdauernde krautige Pflanze, entdeckt.
Zwischen Mainufer und Staatsstraße gelegen, pflanzten hier die Vereinsmitglieder kürzlich an der Regionalität orientierte, klassische Obstsorten. Insgesamt 54 Bäume, überwiegend Äpfel, aber auch Birnen, Speierlinge und Mirabellen wurden in die Erde eingeschlagen. Auch was die spätere Vermarktung des Obstes betrifft, gibt es bereits Ideen. Als Säfte soll das regional erzeugte Obst bei Festen und Veranstaltungen auch vor Ort vermarktet werden.
Als Portal denkbar ist hierzu auch die im Februar letzten Jahres gegründeten Genossenschaft „Main-Streuobst-Bienen-eG“ (mehr Infos:
).
Dem Streuobstanbau im Ort galt aber schon früher das Augenmerk. „Über die gesamte Gemarkung verteilt wurden schon Ende der 80er-Jahre als Bereicherung der Kulturlandschaft in Zusammenarbeit mit der Oberen Naturschutzbehörde 1300 Hochstamm-Obstbäume gepflanzt“, erinnert sich Thomas Herrmann. Für den Landesverband für Gartenbau und Landespflege war dies im September 1994 Anlass zu einer Auszeichnung durch den damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber für die „vorbildlichen Leistungen der Gemeinde Erlabrunn bei der Erhaltung und Pflege der Obstbäume zum Wohle der Natur und Heimat“.
In der Fortsetzung der damaligen Intention erfolgte im Herbst 2010 eine heftig kritisierte Freistellung von Streuobstflächen am Waldrand der Waldleite. Auf einer Fläche von fünf Hektar wurde die zunehmende Verbuschung beseitigt. Damit sollte der nachfolgenden Pflanzung Entwicklungsraum gegeben werden. Mit Erfolg, wie das Ergebnis heute zeigt. Der Kritik an Hubert Marquardt als Initiator für den Landschaftspflegeverband Würzburg ist mittlerweile Begeisterung gewichen für die naturnahe Kulturlandschaft am Ortsrand. Geht es nach den Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins, sollen die Produkte der örtlichen Streuobstwiesen in Zukunft mindestens so bekannt sein wie der Rebensaft vom „Erlabrunner Weinsteig“.
Streuobst und die Gemeinde Erlabrunn
Die Erlabrunner Gemarkung umfasst heute eine Fläche von nur 400 Hektar. Jedoch gibt es 635 Eigentümer von 1817 Flurstücken (ohne Gebäudeflächen). 1008 Flurstücke sind kleiner als 1000 Quadratmeter. Der Besitz von 459 Eigentümern ist kleiner als 3000 Quadratmeter. Der Anteil der Streuobstwiesen umfasst derzeit etwa ein Drittel der Gemarkungsfläche – Tendenz zunehmend. Aufgrund der biologischen Vielfalt besteht ein wesentlicher Teil der Gemarkung aus FFH- und Landschaftsschutzgebieten.
1994 waren dem Landesverband für Gartenbau und Landespflege die "vorbildlichen Leistungen der Gemeinde Erlabrunn bei der Erhaltung und Pflege der Obstbäume zum Wohle der Natur und Heimat" eine Auszeichnung durch den damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wert.
1997 bekam die Gemeinde allerdings den zum ersten Mal von der Kreisgruppe Würzburg des Bund Naturschutz vergebenen Wanderpreis „Die Umweltsau“ verliehen. Begründung: Wo einst die preisgekrönten Obstbäume wuchsen, zog sich eine breite Trasse quer durch den alten Obstbaumbestand und die Hecken. Um das Neubaugebiet mit rund 100 Bauplätzen vor Wassereinbrüchen zu schützen, baute die Gemeinde ein umfangreiches Umflutsystem. Quelle: MP Archiv und Thomas Herrmann (OGV)