Trotz Corona-Krise und trotz wegbrechender Einnahmen: Die Gemeinde Rottendorf hat am Bau eines sechsgruppigen Kindergartens am Grasholz festgehalten. Beim ersten Spatenstich stellte Bürgermeister Roland Schmitt die große Bedeutung heraus, um ausreichend Betreuungsplätze für die Kinder des Ortes bereitzustellen. Der Kindergarten ist zudem das erste Gebäude, das im Baugebiet Am Sand-West errichtet wird. Die Baukosten belaufen sich auf 6,6 Millionen Euro. Etwas mehr als die Hälfte wird durch Zuschüsse des Freistaates abgedeckt. Schon im Juli 2022 soll der Kindergarten stehen. Die Zeit drängt: Schon für den Start des neuen Kindergartenjahres im September rechnen Schätzungen mit 30 fehlenden Betreuungsplätzen.
Johannisverein als Träger
Die Planungen für den Kindergarten reichen bis ins Jahr 2017 zurück, als es erste Gespräche im Landratsamt gab. Der Gemeinderat fasste den nötigen Beschluss im Juli 2018. Für Lothar Schlereth, dem Vorsitzenden des Trägers, des Rottendorfer Johannisvereins, war dies ein "Signal für die Zukunft unserer Kinder" und für alle "Bauwilligen" im neuen Baugebiet.
Er mahnte, die Bauarbeiten zügig umzusetzen. Schon im kommenden Jahr würden die Krippenplätze fehlen. Große Sorgen bereitet ihm die Suche nach ausreichend Erziehern und Kinderpflegern. "Der Markt ist leer gefegt", stellte er fest. Mit Sonja Jünger steht immerhin schon die Leitung fest. Die erfahrene Pädagogin führt derzeit den ebenfalls vom Johannisverein betriebenen Kindergarten Am Marienheim. Die Entscheidung des Gemeinderats für den bewährten Träger fiel im Wettbewerb gegen vier weitere Kandidaten.
Nachhaltige Materialien
Architekt Rainer Kriebel sprach von einer "städtebaulichen Verbindung" zwischen dem alten Teil Rottendorfs und dem großen Baugebiet, die mit Hilfe des Kindergartens erreicht werde. In einem Ausschreibungsverfahren hatte sich das Würzburger Büro Grellmann, Kriebel, Teichmann gegenüber vier Mitbewerbern durchgesetzt. Bei den Planungen für den in Massivbauweise erstellten Kindergarten sei auf eine hochwertige und helle Gestaltung sowie "natürliche und nachhaltige Materialien" wertgelegt worden.
Auf der Südseite des winkelförmigen Gebäudes entstehe ein Vorplatz, der als Begegnungsort mit den Eltern dienen solle. Reizvoll sei auch die direkte Anbindung der Spielfläche an den angrenzenden Wald. Bei der Innengestaltung hob er besonders die große Spieltreppe als zentrales Element hervor, das beide Stockwerke verbindet. Die Fassade wird mit hell eingefärbten Ziegeln verkleidet.
Auch ein Schülerhort ist vorgesehen
Auf einer Fläche von 3850 Quadratmetern entstehen sechs Gruppen mit Platz für 124 Kinder. Davon sind 75 Plätze für den Kindergarten, 24 für Krippenkinder und 25 für einen Schülerhort. Der Schülerhort ist so ausgelegt, dass er flexibel verwendbar ist. Allerdings wurde bei der Planung damit gerechnet, dass es ab 2025 einen Rechtsanspruch für Eltern auf eine Hortbetreuung gibt. Es gibt im Gemeinderat jedoch auch skeptische Stimmen, die den Kindergarten als ungeeignet für einen Hort betrachtet, der Schüler ab der ersten Klasse der Grundschule aufnimmt.
Mit dem sechsgruppigen Kindergarten wächst das Betreuungsplatzangebot der Gemeinde um ein Drittel. Dies wird auch nötig sein: Der Bürgermeister verwies auf die laufende Nachverdichtung im Ort und das große Baugebiet Am Sand West. Die beiden Kindergärten Am Bremig und Am Marienheim sind derzeit randvoll. Für den betriebseigenen Kindergarten von s.Oliver gibt es sogar eine Warteliste.