Die private Backline Music School machte Fete. Schüler und Lehrer rockten den Blauen Adler an der Mergentheimer Straße. Sie hatten prominente Gäste, auch von Seiten der E-Musik: Der Pianist Steffen Zeller kam, unterfränkischer Vorsitzender des Tonkünstlerverbands. Und mit Peter Näder, Popularmusikbeauftragter des Bezirks, war ein eingefleischter Pop-Mensch dabei.
Die beiden ungleichen Musiker sitzen gemeinsam in einem bayerischen Gremium, das Musiklehrer mit Hilfe von Qualitätskriterien vergleichbar machen soll. Jetzt verliehen sie der gesamten Backline-Schule mit ihren 14 Lehrern das Zeugnis für gute Musikpädagogik.
Klassikspezialist Zeller begründet die Kampagne so: „Private Musikschulen sind meist für U-Musik zuständig, die haben viele Lehrer ohne Diplome.“ Damit diese Dozenten gleichberechtigt sind mit ihren staatlich geprüften Kollegen an den Musikschulen der öffentlichen Hand, den sogenannten Verbandsmusikschulen, gibt es eine einfache Lösung: „Jeder Lehrer wird geprüft, ob er qualitätsvollen Unterricht gibt.“
Der unterfränkische Pop-Beauftragte Näder ergänzt aus der Praxis: „An den Privatschulen geben Leute Unterricht, die Platten und Konzerte machen und sich in der Praxis auskennen. Rock, Pop und Jazz findet in der richtigen Welt statt.“ Er lobt den Freistaat, der „das mal erkannt hat“.
Tatsächlich war es das Münchner Kunstministerium, das mit dem Tonkünstlerverband Bayern und dem Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen Standards für Verbandsschulen und Freiberufler entwickelte. Der Sinn: Letztere sollen ein Zertifikat für Bewerbungen an die Hand bekommen, eine Stütze bei Honorarverhandlungen. Schüler können bruchloser zwischen privatem und institutionellem Unterricht wechseln. Nicht zu unterschätzen: Zeugnisinhaber sind mehrwertsteuerbefreit.
Der Freistaat setzte sein Qualitätszertifikat gleich als Finanzwerkzeug ein. Häuser wie die Backline Music School können staatliche Förderung erhalten. Diese ist seit vergangenem Jahr an den Besitz des Zertifikats geknüpft. Wenn Zeller und Näder in den vergangenen Jahren die Anträge auf das Qualifikationsverfahren sichteten, wunderten sie sich oft: „Wieder keine Unterfranken dabei!“ Bisher zeichneten sie nur die Lohrer Sunny Music School aus.
Und jetzt, als erste in Würzburg, die Schule an der Barbarastraße, neben der es noch die Musikschule Deußer und die Mikas Akademie als größere Private gibt.
Der Bassgitarrist Achim Bierbauer leitet Backline. Gut sei eine Schule nicht, wenn sie möglichst schnell möglichst viele Kinder zu Instrumentalfertigkeiten verhilft. „Langjährige Schüler“ hätten ihm das Zertifikat eingebracht, sagt Bierbauer. Zweitens sei es auf „künstlerisches Können der Lehrer“ angekommen. Die wies der junge Rektor nach, indem er Internet-Links auf Videos mit Konzerten von Lehrerbands auflistete. Am schwierigsten seien die Lehrproben gewesen. Die geben die Prüflinge ab, indem sie sich beim Unterricht filmen lassen. Etliche ihrer Schüler wollten aber nicht vor der Linse spielen. Am Ende fanden sich genug Freiwillige.
Nach der Zeugnisübergabe wurde gefetzt. Erst die Juniors, dann die Fortgeschrittenenband Backline Select, die im Sommer im Hammelburger Mainpop Bandcamp eigene Kompositionen arrangiert hatte.