Sonntagabend, gegen 18.30 Uhr. Holzkirchen ist der erste Ort im Landkreis Würzburg, wo die Wahlhelfer bereits die 567 abgegebenen Stimmzettel ausgezählt haben. Das Ergebnis liegt im bayernweiten Trend. Nun ist Holzkirchen mit seinen 803 Wahlberechtigten kein bedeutender Ort für den Ausgang der Europawahl im Landkreis Würzburg. Für sich betrachtet ist Holzkirchen aber ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Wählerpräferenzen im ländlichen Raum und in stadtnahen Gemeinden sind.
Große Freude bei den Grünen
Denn im stadtnahen Rottendorf beispielsweise schneidet die CSU mit 40,6 Prozent schlechter ab, als bei der Europawahl 2014 (44,3 Prozent). Die Grünen können dagegen ihr Wahlergebnis von vor fünf Jahren deutlich verbessern – von 11,5 auf 20,72 Prozent. Wahlverlierer, fast quer über den Landkreis verteilt, ist die SPD. In Rottendorf verlieren die Genossen deutlich an Stimmen. Mit 12,2 Prozent (24,7 Prozent) sind sie hier am Sonntag die drittstärkste Partei. „Das ist Wahnsinn“, kommentiert Grünen-Kreisvorsitzender Sven Winzenhörlein das gute Ergebnis seiner Partei.
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Entsprechend super sei auch die Stimmung im Talaveraschlösschen in Würzburg gewesen, wo viele Parteifreunde und Anhänger am Sonntagabend das Wahlergebnis feierten. „Das Ergebnis hat meine Erwartungen übertroffen“, sagt der 43-Jährige, der bei den Kommunalwahlen im März 2020 in seiner Heimatgemeinde Höchberg Bürgermeister werden möchte. „Das ist auf jeden Fall eine gute Vorlage“, sagt er und schaut auf 27,1 Prozent für die Grünen in seiner Heimatgemeinde. „Das macht mir Mut.“ Und er weiß, dass die Grünen gerade mit ihren Themen „den Nerv der Zeit“ treffen.

CSU–Kreisvorsitzender Thomas Eberth sitzt nach der Wahl entspannt im Gasthaus und trinkt ein Bierchen. Worauf? „Erst einmal darauf, dass alles gut gegangen ist“, sagt er am Telefon. Und er freut sich über die gute Wahlbeteiligung von 73 Prozent in Kürnach. „Das bedeutet, dass sich die Menschen für Europa engagieren und interessieren.“ Zufrieden ist Eberth auch mit dem CSU-Ergebnis im Landkreis Würzburg, auch wenn er sich gewünscht hätte, dass der Weber-Effekt der Partei „Power“ gibt und sie dadurch auf 44 Prozent komme. Schockiert ist Eberth über das Abschneiden der AfD, die mit 6,9 Prozent zur viertstärksten Partei im Landkreis Würzburg aufgestiegen ist. Bedauerlich sieht er das Abschneiden der SPD.
"Das ist Wahnsinn."
Sven Winzenhörlein, Kreisvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen
Ganz im Sinne von Europa lernt Stefan Wolfshörndl gerade zuhause mit seinem Sohn Französisch. „Das Wahlergebnis entmutigt mich nicht“, sagt der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende. Denn eine Europawahl sei mit einer Kommunalwahl nicht zu vergleichen. Dennoch ist das Ergebnis „dramatisch für die unterfränkische SPD-Kandidatin Kerstin Westphal, weil sie zehn Jahre lang einen super Job gemacht hat.“
Steigerungsfähigkeit bei den kleinen Parteien
Die Linken schneiden im Landkreis Würzburg leicht schwächer ab als bei der Europawahl 2014. „Das ist kein Grund zur Freude“, sagt Kreisvorsitzender Viktor Grauberger, aber auch „kein Weltuntergang.“ Manfred Dülk von den Freien Wählern betrachtet das Gesamtergebnis seiner Partei. „Damit bin ich zufrieden, im Landkreis Würzburg sind wir sicher noch steigerungsfähig.“
Eine deutliche Verbesserung hätte sich auch Wolfgang Kuhl, Kreisvorsitzender der FDP, gewünscht. „Zumindest eine Fünf vor dem Komma hätte es schon sein dürfen“, sagt er. Am Ende sind es 3,56 Prozent, fast doppelt so viele Stimmen wie 2014.