Trotzphase, falsche Ernährung oder zu hoher Medienkonsum: Familienberater Andreas Dederich erklärt, wie sich Eltern in schwierigen Situationen verhalten könnten.
Eine Dreijährige trotzt beim Händewaschen.
Dann lässt man sie im Bad sitzen. Jetzt bockt sie. Jetzt ist sie emotional. Jetzt kann sie nicht denken. Am besten Tür zumachen und sagen. „Du weißt, was du zu tun hast!“ Manche Kinder kommen nach einiger Zeit mit gewaschenen Händen heraus. Will das Kind vorher raus, bleiben Sie mit ihm im Bad, reden Sie kein Wort, bis sich sein emotionales System reguliert hat. Erst dann haben Sie Zugang zu seinem Verstand. Dann nicht gleich fordern, sondern fragen: „Was machen wir jetzt?“ Der Ball liegt im Feld des Kindes. Eine Dreijährige wird sagen: „Hände waschen, Mama.“ Wenn Sie antworten: „Das hast du gut verstanden“, löst sich der Konflikt auf.
Ein Kind steht beim Essen ständig auf.
Wenn das Kind aufsteht, ist das Bratwürstchen weg. Eltern sollten nichts androhen, sondern es einfach tun. Wenn das Kind jammert, dann muss es nicht hungern. Das Würstchen ist weg. Es bekommt einen Apfel.
Pünktlichkeit: In manchen Familien spielen sich morgens regelrechte Dramen ab.
Die meisten wollen ihrem Kind die Peinlichkeit ersparen, zu spät zu kommen. Schlaue Kinder wissen, dass Eltern es immer rechtzeitig schaffen. Eltern sollten sich deshalb mit Pädagogen absprechen und Kinder tatsächlich einmal auflaufen lassen. Die meisten wollen es wissen. Wenn die Straßenbahn zur Schule weg ist, muss das Kind die Zeit, die es zu spät kommt, nach dem Unterricht nachholen. In Rücksprache mit den Lehrern kann man so zuhause darauf hinarbeiten, dass das Kind selbstverantwortlicher wird. Und die Eltern sind morgens ganz entspannt.
Ein Kind isst weder Obst noch Gemüse.
Oft ist es nur eine Phase oder ein Machtspiel: Damit das Kind überhaupt etwas isst, bekommt es das, was es gerne mag. In diesem Fall müssen es ihm die Eltern schwer machen: Kein Schokoriegel als Ersatz! Einmal hat sich ein Junge nur von Milch ernährt. Hier riet der Kinderarzt: Wenn das Kind Hunger hat, greift der Selbsterhaltungstrieb. Die Mutter gab ihm ein Bratwürstchen und just hat er es gegessen. Im Zweifel sollten Eltern eine Ernährungsberatung oder den Kinderarzt aufsuchen.
Sollte das Kind sein eigenes Handy haben?
Wenn ich meinem Kind ein Smartphone zur Verfügung stelle, darf es nicht unbegrenzt und unkontrolliert im Kinderzimmer liegen. Eltern sollten die Zeit strikt begrenzen und wissen: Wozu braucht das Kind das Handy? Wann und wie lange wird es genutzt? Wir haben 2,5 Millionen suchtkranke Kinder durch zu hohen Medienkonsum. Mediennutzung ist wie Fahrradfahren ohne Helm. Es kann alles gut gehen. Es kann aber auch im Alter von fünf Jahren eine Katastrophe mit irreparablen Schäden auslösen: durch Gewalt, Sexualität oder Mobbing im Internet. Es kommt vor, dass Grundschullehrer morgens hinter der Turnhalle Handys beim Genuss von Hardcore-Pornos einziehen.