Am 11.11. um 11.11 Uhr fällt der Startschuss für die närrische Session – so wie jedes Jahr. Doch gemeinsam auf engstem Raum feiern, singen und tanzen? Aktuell undenkbar. Ganz nehmen lassen wollen sich viele Faschingsfreunde die fünfte Jahreszeit dennoch nicht.
Darunter Bernd Kleinschnitz. Der Greußenheimer ist seit seiner Kindheit im Fasching aktiv und für sein närrisches Hobby mittlerweile auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt. Elf Jahre lang war der gelernte Industriemeister Sitzungspräsident der FaschingsFreunde Greußenheim. Als Büttenredner stand Kleinschnitz schon bei großen Veranstaltungen wie der "Närrischen Weinprobe" auf der Bühne. Als Mitgründer des Bündnisses "A bissle was geht immer" setzt der 53-Jährige sich gemeinsam mit Faschingsvereinen aus ganz Mainfranken dafür ein, dass die fünfte Jahreszeit auch diesmal nicht ausfallen muss. Im Interview erklärt Kleinschnitz, welche Ideen dahinter stecken.
Frage: Wie verbringen Sie denn dieses Jahr den 11.11.?
Bernd Kleinschnitz: Ich werde um 11.11 Uhr gedanklich beim Faschingsauftakt dabei sein, aber bin - wie die meisten - auf der Arbeit. Bei uns in Greußenheim wird es diesmal keine große Aktion geben. Andere Vereine machen den Rathaussturm zum Beispiel in ganz kleinem Rahmen und stellen ein Video davon online.
Wie war das für Sie, als klar wurde, dass auch der Fasching wegen Corona nicht so stattfinden kann wie sonst?
Kleinschnitz: Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis das allen bewusst wurde. Anfangs habe ich auch nicht damit gerechnet, dass sich die Corona-Pandemie so in die Länge ziehen würde. Dann kam die Information aus der Politik, dass auch der Fasching in der Schwebe sei. Das war schon erschreckend. Manche haben dann gleich gesagt: 'Dann machen wir nichts. Ist halt so.'

Zu denen gehören Sie nicht. Warum halten Sie es für so wichtig, dass der Fasching eben nicht komplett ausfällt?
Kleinschnitz: Den Fasching und das Brauchtum jetzt komplett ad acta zu legen, wäre meiner Meinung nach nicht richtig. Das sehen auch viele andere so. Deshalb hat sich die Aktionsgruppe „A bissle was geht immer“ mit Verantwortlichen aus verschiedenen Vereinen gegründet. Und wir haben gemeinsam überlegt, wie wir trotzdem den Humor und die Freude am Fasching verbreiten können – ohne dabei ein Risiko einzugehen. Mittlerweile machen insgesamt 36 Vereine mit. Nicht nur aus dem Landkreis Würzburg, sondern auch aus den Landkreisen Main-Spessart, Bad Kissingen, Kitzingen und Schweinfurt. Unser Ziel ist es, kreativ zu sein und mit besonderen Formaten trotzdem ein bisschen Fasching möglich zu machen.
Wie könnte das denn aussehen?
Kleinschnitz: Manche Vereine wollen digitale Auftritte veranstalten. Eine andere Idee ist auch die "Bütt on Tour". Das könnte zum Beispiel so aussehen, dass sich eine kleine Gruppe für zu Hause buchen lässt. Der Auftritt findet dann im Hof, im Garten oder notfalls auf der Straße statt, wo dann G'schichtli, Witzli und erfundene Wahrheiten erzählt werden. In Greußenheim werden wir das zu Fünft durchziehen – natürlich mit Abstand und Maske. Wenn die Leute nicht zum Fasching kommen können, kommt der Fasching eben zu den Leuten. Die Idee von "A bissle was geht immer" haben wir mit einer Spendenaktion gekoppelt. Alle Einnahmen gehen an den "Herzenswunsch Krankenwagen" der Malteser, die schwerkranken oder sterbenden Menschen einen Wunsch erfüllen.

Sie sind im Januar noch bei der "Närrischen Weinprobe" aufgetreten. Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie auf einer großen Bühne stehen oder vor nur wenigen Menschen?
Kleinschnitz: Der Büttenredner lebt vom Publikum, das ist das A und O. Nur mit gutem Publikum kann er eine gute Bütt bringen. Die entwickelt sich oft erst im Kontakt mit den Zuhörern. Das ist diesmal schwieriger als sonst. Natürlich hätte ich gerne 500 Leute im Saal sitzen, aber ein Publikum aus fünf oder zehn Personen ist mir immer noch lieber als gar nichts zu machen. So können wir immerhin einer kleinen Gruppe eine Freude machen und den Fasching auch in dieser schwierigen Zeit am Leben halten.
Als Büttenredner sind Sie relativ flexibel. Gibt es für alle Akteure im Fasching eine Möglichkeit, trotz Corona aufzutreten?
Kleinschnitz: Schwierig wird es für Tanzgruppen. Das Konzept von "Bütt on Tour" funktioniert hier nicht, weil zu viele Personen beteiligt sind und es im Freien schwer umsetzbar wäre. Manche Vereine wollen die Aufführung deshalb filmen und dann online stellen, aber aktuell wäre nicht einmal das möglich. Die FaschingsFreunde Greußenheim und viele andere Vereine haben sich entschieden, auch in diesem Jahr einen Sessions-Orden an die Akteure zu vergeben. Damit möchten wir unsere Wertschätzung zeigen und auch für die nächsten Jahre motivieren. Denn viele Gruppen hatten trotz der schwierigen Bedingungen Pläne geschmiedet, mit dem Training begonnen und gehen jetzt am Ende leider leer aus.
Wie laufen die Vorbereitungen von "A bissle was geht immer" aktuell?
Kleinschnitz: Aus der Aktionsgruppe haben sich sechs Personen um das Organisatorische gekümmert. Wir haben Banner gestaltet und schon etwa 2000 Pins – das sind Anstecker fürs Revers – mit unserem eigenen Logo unter die Leute gebracht. Richtig los geht es am 11.11. um 11.11 Uhr. Dann stellen wir unser Video zur Aktion "A bissle was geht immer" auf unseren Social-Media-Kanälen online. Darin stellen wir unsere Ideen offiziell vor. Wir sind sehr gespannt, wie das ankommen wird und hoffen auf viel Unterstützung.