Es ist Ramadan, der Monat, in dem gläubige Muslime und Musliminnen fasten. "Wir essen und trinken in dieser Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts - und das 29 Tage lang", beschreibt der Syrer Firas Bdiwi, der seit etwa vier Jahren im Würzburger Frauenland seinen Café-Feinkostladen "Firas Feinekost" betreibt. Für ihn sei es - verbunden mit seinem Glauben - eine besonders wichtige Zeit im Jahr, der er immer wieder mit Freude entgegen sieht. "Auch, wenn es manchmal anstrengend sein kann, den ganzen Tag nichts zu essen und vor allem, keine Flüssigkeit zu sich zu nehmen." Aber: Es bringe einen wieder näher zu sich selbst. "Ich spüre und fühle mich besser, und das Fasten hat auch körperlich eine reinigende Wirkung."
Trotz der Fastenzeit, die in diesem Jahr am 13. April begann und am Mittwoch, 12. Mai endet, steht er tagtäglich in der Küche seines Cafés und bereitet für seine Kunden arabische Speisen "to go" zu. Zum Beispiel Falafel, das sind Bratlinge aus pürierten Kichererbsen, oder Shawarma - eine Art arabischer Döner mit Hühnerfleisch. Auch typisch arabische Süßspeisen, wie beispielsweise Halawet El Jibdn oder Baklava hat Bdiwi im Angebot. Ob es ihm schwer falle, diese während des Fastens zuzubereiten und selbst nichts essen zu dürfen? "Das ist okay für mich, ich kann es aushalten, ohne, dass der Hunger zu groß wird", sagt er schmunzelnd. Auch seine täglichen Zigaretten fallen für den 34-Jährigen weg, denn zum Fasten im Ramadan gehört auch der Verzicht auf Genussmittel sowie die sexuelle Enthaltsamkeit. Auch das empfindet er als richtig, "denn es soll ja auch eine Zeit der religiösen Besinnung sein, in der man nicht von weltlichen Dingen abgelenkt werden soll". So gebe es für den Ramadan auch spezielle Gebete, beschreibt er. Auch die Moschee besucht er mit seiner Familie regelmäßig, momentan unter den vorgegebenen Corona-Hygieneregeln.
Ausnahmen beim Fasten
Bezüglich der Fastenpflicht gebe es aber auch Ausnahmen, erklärt der gebürtige Syrer: "Befreit von der Pflicht des Fastens sind alte und kranke Menschen, schwangere und stillende Frauen sowie Reisende. Sie könnten ihre Fastenpflicht zum Beispiel auch durch großzügige Spenden an Bedürftige abgelten. Es dürften aber auch einzelne Tage, an denen das Fasten aus triftigen Gründen nicht eingehalten werden kann, später nachgeholt werden.

Seine Arbeitszeit versucht Bdiwi gegen Abend etwas zu drosseln, damit er - wenn die Sonne untergeht - mit seiner Frau und dem zweijährigen Sohn seine erste Mahlzeit des Tages zu sich nehmen kann. "Man genießt das Essen dann, schaut aber schon, dass man nicht zu viel zu sich nimmt - denn das tut dem Magen dann auch nicht gut."
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Ursprünglich kommt Firas Bdiwi aus Homs, einer Stadt im Westen Syriens. Dort absolvierte er ein Wirtschaftsstudium und betrieb auch schon dort sein eigenes Geschäft. Nachdem seine Heimatstadt fast vollständig durch den Krieg zerstört wurde, flüchtete er 2014 nach Deutschland. Seit Herbst 2015 lebt er nun in Würzburg. Zusammen mit seinen drei Brüdern und Eltern, die ebenfalls in Würzburg ihr neues Zuhause gefunden haben. "Wir sind sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, uns hier etwas Neues aufzubauen", sagt er. Wichtig sei ihm, mit seinen Kunden, die teilweise auch gute Bekannte geworden sind, in einem offenen Austausch zu stehen. "Mit unseren verschiedenen Kulturen und Religionen können wir voneinander lernen. Und das ist gut so." So zeigt er sich auch offen, wenn es um den Fastenmonat Ramadan geht und Kunden mehr darüber wissen möchten. "Das Allerwichtigste ist der gegenseitige Respekt voreinander."
Sehnsucht nach der Heimat
Während des Ramadans habe er besonders Sehnsucht nach seiner Heimat, erzählt Bdiwi. Denn dort erlebe man die Fastenzeit mit allen gemeinsam. "Das ist schon etwas anderes als hier in Deutschland, zumal ja auch unsere religiösen Feiertage hier keine offiziellen sind", sagt er. So hält er derzeit intensiveren Online-Kontakt nach Syrien. Zum zweiten Mal in Folge wird wegen der Corona-Pandemie auch das Fastenbrechen kleiner ausfallen. Dieses wird mit dem Zuckerfest Eid al-Fitr (dieses Jahr am 13. Mai) für drei Tage begangen. "Normalerweise wird es in der Gemeinde und auch zusammen mit Freunden und der Familie ganz groß gefeiert. Das ist ja gerade leider nicht möglich."
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V., Aiman Mazyek, zugesagt, dass die wegen der Corona-Krise geltenden Kontaktbeschränkungen eingehalten würden. "Die Unversehrtheit der Menschen ist dabei nicht nur Bürgerpflicht, sondern steht im vollkommenen Einklang mit unseren Glaubensbestimmungen", heißt es auf der Homepage des Zentralrats. Und weiter: Es werde neben dem gebotenen Fasten während des Tages nicht auf die Verrichtung der zusätzlichen Gebete verzichtet, "denn diese werden wir wie im Vorjahr auch in unseren Häusern und Wohnungen durchführen, im engsten Kreis der Familie. Wir machen neben unseren Moscheen nun unsere Wohnungen zu den Orten der Anbetung Gottes, zu Orten des Lernens und zu Orten der Begegnung mit dem Schöpfer allen Seins“.
Das kann der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Würzburg, Al Ahmad, nur unterstützen: Zwar dürften Gottesdienste in der Moschee stattfinden, aber eben unter entsprechenden Hygieneregeln und "weniger als normalerweise". Deshalb sei es schön, "wenn auch zuhause ein Gebetsraum eingerichtet werden kann". Das Zuckerfest müsse leider in diesem Jahr nochmal im engsten Kreise stattfinden, so Al Ahmad.
So wird es auch der Syrer Firas Bdiwi halten, in der Hoffnung, "dass wir bis nächstes Jahr alles überstanden haben und wieder ein großes Fest feiern können".