Der Sommer kommt näher und mit ihm die Saison für die Segelflieger am Würzburger Schenkenturm. Gerade die Bürger von Zell und Margetshöchheim werden dies argwöhnisch betrachten, beklagen sie sich doch schon seit längerem über das aus ihrer Sicht störende Flugzeuggebrumme am Himmel. Aber daran wird sich wohl auch in diesem Jahr nicht viel ändern.
Mit eigens für einige Tausend Euro angeschafften Lärm-Messboxen wollten die Gemeindeoberen der beiden Kommunen die Flieger des Flugsportclubs (FSC) in die Schranken weisen und mit Hilfe einer Anwältin eine „verbindliche, überwachbare und einklagbare Vereinbarung ausarbeiten“, wie Margetshöchheims Bürgermeister Waldemar Brohm es im Dezember vergangenen Jahres ankündigte. Doch das Ergebnis war ernüchternd: „Leider haben die Auswertungen der Messboxen nichts erbracht, was es uns ermöglichte, auf den FSC ausreichend Druck ausüben zu können“, sagt Brohm jetzt.
Kompromisssuche
Vor kurzem habe es ein Gespräch zwischen ihm, der Zeller Bürgermeisterin Anita Feuerbach und Vertretern des FSC gegeben, zu dem beide Seiten sogar ihre Anwälte mitgebracht hätten. „Wir haben versucht, einen Weg zu finden, mit dem beide Seiten leben könnten, aber das Gespräch hat uns da wenig vorangebracht. Aus unserer Sicht war von Seiten des FSC keinerlei Bereitschaft zu einem Entgegenkommen zu erkennen“, sagt Brohm.
Diesen Schuh will sich aber Heinz Gräf, Vorsitzender des FSC, nicht anziehen lassen: „Die Gemeinden wollten uns noch mehr einschränken, dabei machen wir ja am Wochenende schon eine freiwillige Mittagspause von 13 bis 15 Uhr“, sagt er. „Die sollten wir jetzt noch verlängern, aber das geht nicht. Wir brauchen für die Segelflüge die Thermik, die gegen 12 bis 13 Uhr einsetzt“, sagt Gräf.
„Wenn wir die nicht nutzen können, können wir keine Sport- und Streckenflüge mit den Seglern mehr in Angriff nehmen, die ja bis zu 500 oder 600 Kilometer lang sind“, weiß er. „Dann ist unser Sport des Segelfliegens tot.“ Sein Club habe aber zugesagt, die Flugschneisen der 15 bis 20 Schleppflüge pro Tag zu „streuen“, damit nicht immer dieselben Anwesen überflogen werden.
Das langt den Margetshöchheimern und Zellern aber nicht: „Wir lassen jetzt von unserer Anwältin überprüfen, inwieweit die Nutzungsänderung mit der Ausweitung der Mittagsnutzung durch das Luftamt Nordbayern in Nürnberg Rechtens war, ohne die betroffenen Gemeinden dazu zu hören“, sagt Brohm.
Das bestätigt Rechtsanwältin Franziska Heß von der Kanzlei Baumann aus Würzburg, die in der Kanzlei schwerpunktmäßig Fälle aus dem Luftverkehrsrecht bearbeitet: „Derzeit werden auch die Ergebnisse der Lärmmessungen nochmals überprüft und ausgewertet und erneut von Sachverständigen bewertet“, sagt sie.
Allen drei Parteien schwebt aber anstelle von Streit und Verboten eine andere Lösung vor: „Langfristig setzten wir allerdings auf Windenstarts“, sagen Brohm und Feuerbach. Dem stimmt auch Gräf zu: „Am idealsten wäre eine Windenlösung, aber dazu ist der Platz zu klein“, sagt er. Der FSC habe vor etwa zwei Jahren schon einen Antrag auf Verlängerung der Bahn in Richtung der ehemaligen Schießanlage bei der Stadt gestellt, aber der sei vom Umweltamt abgelehnt worden, weil dort Trockenrasen kartiert sei.
Hoch über Zell
„Aber das wäre der Idealfall für alle“, sagt Gräf. „Die Bahn könnte so von rund 670 auf fast 1150 Meter verlängert werden, damit könnten wir nicht nur leise elektrische Windenstarts durchführen, sondern die Motormaschinen wären über Zell auch schon rund 150 bis 200 Meter höher als jetzt“, sagt der FSC-Vorstand. Es gebe bereits Anfragen von Baufirmen, die dort ihren Aushub ablagern wollten. „Das Entgelt für die Ablagerung würde es uns sogar kostenneutral ermöglichen, den Aushub einzuebnen, zu planieren und eventuell sogar einen schmalen Asphaltstreifen anzulegen.“