Es ist kalt, hellhörig, lichtdurchlässig, nicht winterfest und insgesamt viel zu klein: Seit die Regierung von Unterfranken das Erstaufnahmezelt für Asylbewerber in der Zellerau vor gut sechs Wochen aufgebaut hat, hagelte es von Ehrenamtlichen und Anwohnern Kritik. Dass die provisorische Unterkunft keine Dauerlösung sein kann – darüber waren sich Politiker und Bürger von Anfang an einig. Nur das „Wie“ hing bislang in der Luft. Jetzt steht fest, wie es auf dem Gelände an der Weißenburgstraße weitergehen soll.
„Wir planen dort eine befestigte langfristige Unterkunft mittels mobiler Holzständerbauweise“, formuliert der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke auf Anfrage der Redaktion. Auf dem Gelände, auf dem momentan noch das Zelt steht, sollen in den kommenden Wochen fünf Gebäudekomplexe aufgestellt werden. Diese Häuser sollen auf zwei Etagen insgesamt 36 sogenannte Wohnmodule beinhalten.
Zwei Schlafzimmer, ein Wohnraum mit Kochnische und ein Bad – so sehen diese Module von innen aus. Vier bis sechs Asylbewerber sollen in den 40 Quadratmeter großen Wohnungen jeweils untergebracht werden, dazu kommen vier Gemeinschaftsräume. „Insgesamt sieht das dann tatsächlich aus wie ein Gebäude“, sagt Hardenacke.

Wohngemeinschaften statt Massenlager – das ist eines der erklärten Ziele dieser Holzständerbauweise. „Die Leute haben Privatsphäre, sie können sich selbst versorgen und auch als Familien zusammenleben“, sagt David May von der Tiroler Firma AT-Bauelemente, die die Fertighäuser in die Zellerau liefert. So könnten sich Großfamilien etwa zwei Wohnungen nebeneinander nehmen und hätten damit vier Schlafzimmer zu Verfügung.
Die Vorteile der Holz-Module
Die kostengünstige und menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen sei der Ansporn des Unternehmens gewesen, erklärt der Betriebsleiter für Deutschland. „Man kann die Module schnell auf- und abbauen, sie leicht verstauen, wenn man sie nicht mehr benötigt, und später wieder problemlos verwenden“, zählt May die Vorteile des Holzständerbaus auf. Auch die Betriebskosten hielten sich in den Fertighäusern dank einer Infrarotheizung in Grenzen. „Ein Modul kostet rund 20 000 Euro“, sagt May. Je nachdem, wie viel Inneneinrichtung dabei sein soll.

„Die Wohnungen in der Zellerau werden komplett möbliert sein“, informiert Hartmut Schmitt vom Staatlichen Bauamt Würzburg. Zusätzlich zu den Gemeinschaftsräumen werde ein Büro als Anlaufstelle für die Asylbewerber bei jeglichen Fragen eingeplant und auch für den Deutschunterricht soll ein Zimmer freigehalten werden. Die Gesamtkosten für die neue Unterbringung lägen bei 1,5 Millionen Euro.
„Es ist vom Sozialen her das 'kleinere' Konzept“, sagt Schmitt über die Bauweise, die derzeit auch in der Gemeinschaftsunterkunft in Marktheidenfeld angewandt wird. Warum die Wahl gerade auf die Holzständerbauweise gefallen sei, kann Schmitt recht schnell beantworten: „Wir haben uns für das entschieden, was schnell lieferbar ist.“ Denn die häufig genutzten Wohncontainer seien momentan ausverkauft, erst im März 2016 hätte man wieder welche bekommen können.
Viel zu spät – war es doch schon jetzt manche Nächte sehr frisch und klamm im Zelt. „Wir beginnen gerade mit den Erschließungsmaßnahmen“, erklärt der Bauexperte. Ende Oktober sollen die ersten Wohnkomplexe stehen, Anfang Dezember sollen dann bis zu 200 Flüchtlinge in die fünf Häuser einziehen können.
"Wer reinkommt, wird sich noch zeigen"
„Jetzt wird das Zelt nach und nach zurückgebaut“, sagt Regierungssprecher Hardenacke. Einige Asylbewerber, die bislang in der Zellerau untergebracht wurden, seien bereits nach Unterpleichfeld verlegt worden. Ob diese dann im Dezember in die neuen Häuser einziehen werden, ist unklar: „Wer reinkommt, wird sich noch zeigen.“ Aus den Unterlagen des Stadtrates geht allerdings hervor, dass die Flüchtlingsunterkunft vor allem für Familien gedacht ist. Daher sei auch mindestens ein Spielplatz im Gespräch.
Wie lange die mobilen Wohnmodule in der Zellerau genau stehen werden, will und kann im Moment niemand sagen. Es sei beabsichtigt, die Nutzung als Flüchtlingsquartier zunächst auf fünf Jahre zu befristen, heißt es im Stadtrat am Donnerstag. Doch angesichts des anhaltenden Flüchtlingsstroms hält sich die Stadt bereits eine Verlängerung um weitere zwei Jahre offen. Und auch die Regierung, auf deren Gelände die Wohnungen aufgebaut werden und die der Träger der Erstaufnahmestelle ist, hält sich bei Zukunftsprognosen zurück. Man könne derzeit nur sagen, dass die Flüchtlingsunterkunft in der Zellerau „auf mehrere Jahre angelegt ist“.