Gemeinsam haben rund 300 Väter und Mütter, ältere Schüler und einige Lehrer sämtliche Klassenzimmer des Friedrich-Koenig–Gymnasiums (FKG) renoviert – statt weiter darauf zu warten, dass die Stadt das tut. Schulleiter Siegfried Rose ist vom Engagement der Schulfamilie begeistert. Die Stadt hat die Hälfte der Kosten übernommen.
Zwölf Millionen Euro investiert die Stadt heuer in ihre Schulen. Gut fünf Millionen davon fließen in Großprojekte. Beispiele sind Anbauten wie an Mönchberg-Grund- oder David-Schuster-Realschule oder die anstehende Renovierung
Über drei Millionen kommen über unterschiedliche Programme verschiedenen Schulen in der Stadt zugute: zum Beispiel für energetische Sanierung, Brandschutz oder die Modernisierung von naturwissenschaftlichen Fachräumen. 600 000 Euro gibt es für die Ausstattung der Schulen und 2,8 Millionen Euro sind für dringende kleinere Reparaturen und Wartung vorgesehen.
„Die Rückmeldungen von den Schulleitern sind in den letzten Jahren sehr positiv“, sagt Schulreferent Muchtar Al Ghusain. Dass die Stadt wieder mehr für ihre Schulen übrig habe, sei dort sehr wohl angekommen. Tatsächlich hat der Stadtrat in den vergangenen Jahren den Spielraum des Schulreferenten erweitert. 4,5 Millionen Euro waren es 2003. Bis 2009 blieben die Ausgaben auf diesem Niveau. 2010 wurde mit zehn Millionen erstmals deutlich mehr investiert.
Warum schimmeln aber trotzdem in vielen Schulen die Wände der Duschen, tropft Regen durchs Turnhallendach oder fehlt Sonnenschutz, so dass Kinder und Lehrer in heißen Sommern leiden? Erstens hat jahrelanges Sparen am Bauunterhalt der vielen alten Gebäude – die jüngste Würzburger Schule wurde 1995 am Heuchelhof gebaut – zu einem Investitionsstau geführt. Zweitens ist die „Schulstadt“ Würzburg für rund 50 Schulgebäude zuständig – da sind 12 Millionen Euro im Jahr schnell weg, ohne alle glücklich machen zu können.
„In vielen Schulen wären langfristige Investitionen nötig, aber es wird oft nur das repariert, was akut notwendig ist“, sagt Katja Weirauch, die in der Arbeitsgemeinschaft der Würzburger Gymnasien und Umgebung (ARGE) sowie im Gesamtvorstand der Landeselternvereinigung für Gymnasien aktiv ist. Das sei nicht nur in Würzburg so. Dennoch hofft Weirauch, dass sich daran jetzt etwas ändern könnte: „Der Stellenwert von Bildung wächst angesichts der aktuellen politischen Lage. Vielleicht führt das auch zu positiven Veränderungen für die bauliche Situation der Gymnasien.“
Auch bei Grundschulen dauert es manchmal lange, bis investiert wird: 17 Jahre lang hat zum Beispiel die Goethe-Kepler-Grundschule auf einen neuen Pausehof gewartet. Dass der asphaltierte Hof im vergangenen Jahr endlich zu einem modernen umgestaltet wurde, ist laut Elternbeiratsmitglied Christoph Burek vor allem dem langen Atem von Schulleitung und Eltern zu verdanken, die viel mitfinanziert und -organisiert haben.
Am FKG gingen die Eltern noch einen Schritt weiter. Eine Arbeitsgruppe des Elternbeirats stellte ein Sanierungskonzept für sämtliche Klassenzimmer der Schule auf. Vier Jahre lang haben insgesamt rund 300 Eltern und Schüler mit rund 3000 Arbeitsstunden 30 Klassenzimmer renoviert. Die Stadt übernahm jeweils die Hälfte der Renovierungskosten eines Klassenzimmers. 13 000 Euro wurden gespendet.
„Das war ein großartiges, auch fachlich hochkompetentes Engagement der Eltern, für das ich mich sehr herzlich bedanke“, sagt Schulreferent Al Ghusain. Auch Direktor Rose ist dankbar. „Zuerst gab es auch skeptische Stimmen“, erinnert er sich an den Beginn der Aktion im Jahr 2011. Einige Eltern hätten diese zunächst abgelehnt, da es schließlich Aufgabe der Stadt sei, das FKG instand zu halten. Doch die meisten hätten anerkannt, dass die Stadt bereits jedes Jahr eine Menge Geld investiere. Zum Beispiel in Turnhalle, Schwimmbad oder die neuen naturwissenschaftlichen Fachräume.
„Am Ende haben immer mehr mitgemacht“, erzählt Rose. Ganze Familien seien an den Wochenenden dabei gewesen. Für Rose ist der Einsatz ein „Paradebeispiel“ für bürgerliches Engagement: „Wir spucken in die Hände, statt darauf zu warten, was von oben kommt.“ Gewonnen hätten am Ende die Schule und die Schüler: „In schönen Räumen steigt die Motivation zu lernen.“