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WÜRZBURG: „Für den Stein nicht die beste Lösung“

WÜRZBURG

„Für den Stein nicht die beste Lösung“

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    Der Bismarckturm: Eine vergessene Plattform am Stein, die wegen Verfalls zugesperrt ist und saniert werden muss.
    Der Bismarckturm: Eine vergessene Plattform am Stein, die wegen Verfalls zugesperrt ist und saniert werden muss. Foto: FotoS: NORBERT SCHWARZOTT

    Die geplante Aussichtsplattform aus Beton oberhalb der Rotkreuzsteige im Würzburger Stein hat schlechte Startbedingungen. Jetzt hat sich auch Stadtheimatpfleger Hans Steidle eingeschaltet und eine solche futuristische Aussichtsplattform zurückgewiesen. Sie mag der beste Entwurf eines Wettbewerbs gewesen sein, sagt Steidle. Für den Steinberg stelle sie sicherlich nicht die beste Lösung dar.

    Bei der Gelegenheit ging der Stadtheimatpfleger auch auf die Gesamtsituation des „Steins“ ein. Es gehe dort nicht nur um eine der besten Weinlagen Deutschlands. Der lange Südhang charakterisiere zusammen mit dem Festungsberg seit Jahrhunderten das Würzburger Stadtbild. Deswegen ist der Stein nach Steidles Meinung „für die Stadt des Weins im Kern ein Natur- und Kulturdenkmal“. Umso mehr müsse man dort bei Neubauten vorsichtig sein.

    „Man soll moderne Lösungen an einem solchen sensiblen Ort nicht in einen völligen Gegensatz zum Ensemble stellen.“

    Hans Steidle,

    Stadtheimatpfleger

    Steidle bezieht in seine Kritik deshalb auch die Erweiterungsbauten der Steinburg mit ein, die wenig zum historischen Bau passten. Der Blick von der Stadt zur Steinburg sei nun „gestört durch die wenig elegante und eintönige Erweiterung“. Dass es auch anders gehe, „beweist das Weingut Knoll mit seinem modernen Pavillon“. So fällt für den Stadtheimatpfleger auch die geplante Aussichtskanzel am sogenannten magischen Ort problematisch aus: „Man soll moderne Lösungen an einem solchen sensiblen Ort nicht in einen völligen Gegensatz zum Ensemble stellen.“

    Zuvor hatte sich schon der Verschönerungsverein Würzburg klar ablehnend geäußert. Sein Vorsitzender Willi Dürrnagel meinte in einer weiteren Stellungnahme: „So ein Monstrum erschlägt diesen Bereich unseres weltberühmten Steinbergs völlig und ist außerdem überflüssig.“ Dürrnagel forderte alle Bürgerinnen und Bürger auf, gegen „diese Verschandelung“ energisch Widerspruch einzulegen. Auch der Stadtrat solle so etwas nicht genehmigen.

    Ein neuer Aspekt zum Thema Plattform am Stein kommt vom Arbeitskreis Studierende und Arbeitende für Denkmalschutz. Deren Sprecher Florian Evenbye schreibt, der Verein Stein-Wein-Pfad e.V. plane mit diesem Wettbewerbsentwurf eine Aussichtsplattform im futuristischen Stil der 70er-Jahre. Der Arbeitskreis weist darauf hin, dass es in unmittelbarer Nähe bereits eine historische Aussichtsplattform gibt. Allerdings eine, die verfällt und deswegen nicht begehbar ist: Auf einer Freifläche im angrenzenden Bismarckwäldchen steht der Bismarckturm.

    „So ein Monstrum erschlägt diesen Bereich unseres weltberühmten Steinbergs völlig und ist außerdem überflüssig.“

    Willi Dürrnagel, Verschönerungsverein

    Es sei viel sinnvoller, die 100 000 Euro, die die Ausführung der neuen Aussichtsplattform kosten würde, in diesen Bismarcksturm oder in verwitterte Bildnisse im Stein zu stecken, so der Arbeitskreis. Der Turm müsse dringend saniert werden, wolle man keine weitere Ruine herumstehen haben. Der Turm mit bester Aussicht und einer Plattform auf dem Dach biete im Innern Schaumöglichkeiten und einen Unterstand. Zwar sei dieser Turm auch ein Fremdkörper im Gesamtgefüge des Steinbergs, durch die historische Bedeutung aber in jedem Fall erhaltenswert. Er füge sich mit seinem Standort im Bismarckwäldchen deutlich besser in die Umgebung ein als die geplante Aussichtskanzel, schreibt Florian Evenbye in der Stellungnahme des Arbeitskreises.

    Der Bismarckturm stammt aus dem Jahr 1905, als Kaiser Wilhelm II. in Deutschland regierte. Im Kaiserreich waren im ganzen Land rund 240 solcher Bismarcktürme gebaut worden. Auch in Würzburg hatte man sich für das häufigste Modell „Götterdämmerung“ entschieden. Den Grund für den Standort lieferte damals der Verschönerungsverein Würzburg. Er hatte es sich in dieser Zeit zur Aufgabe gemacht, die Würzburger Höhenkanten zu begrünen. Gut 100 Jahre später ist der Turm nun in einem so schlechten Zustand, dass er gesperrt bleiben muss.

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