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Würzburg: Ganz allein im großen Chor

Würzburg

Ganz allein im großen Chor

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    Marina Wolz und Linus Hartmann im Musiksaal des Siebold-Gymnasiums.
    Marina Wolz und Linus Hartmann im Musiksaal des Siebold-Gymnasiums. Foto: Joachim Fildhaut

    Ein Schulchor muss sich unter Pandemie-Bedingungen etwas einfallen lassen. Am Siebold-Gymnasium entstand aus kreativen Notlösungen eine CD mit acht Folk- und Pop-Songs.

    Die Platte "Spuren" vom Chor des Siebold-Gymnasiums berührt – und macht neugierig: Wie entstand der transparente Sound? Wer bläst das Saxofon auf Weltniveau? Wie singt sich’s so im Chor mit Abstandsregeln?

    Musiklehrer Michael Buttmann erzählt, wie sich die Liedersammlung entwickelte. Die solide Grundlage heißt "Wahlpflichtkurs". Der wurde gern gewählt: Gut 40 Elft- und Zwölftklässler traten bei. Dann kamen die Seuchenbeschränkungen. Trotzdem müssen in einem Pflichtkurs Noten gegeben werden. Er kann jedenfalls schlecht einfach abgesagt werden. Die Lösung: Jeder singt nach und nach einzeln seine Stimme auf Band, hinterher werden alle Tonspuren gemischt.

    Auftritt entfallen

    Zwei winterliche Lieder hatte der Chor bis Herbst schon fürs Weihnachtskonzert geprobt, mit Aufstellung in Sicherheitsabständen. Dann entfiel der Auftritt. Zum Ersatz zeichneten die jungen Leute mit ihrem Lehrer ihre zwei Songs auf und veröffentlichten sie zu Weihnachten auf der Schul-Website.

    Heißt konkret: Michael Buttmann nahm zunächst eine Playbackbegleitung am Klavier auf und schickte sie dem ersten Schüler, der seinen Part allein daheim einstudierte. Dann stieg er im "Siebold" in den Musiksaal hinauf, Buttmann enterte den Aufnahmeraum, und in diesem sicherem Abstand arbeitete man an der ersten Spur. Am nächsten Tag fanden alle Mitsänger die neue Tondatei in ihrer Mail.

    Die Arbeit ermutigte die Beteiligten. So waren sie vorbereitet, als Anfang 2021 der Schulbetrieb heruntergefahren blieb: mehr singen! Vielleicht für eine kleine CD… Zwei Drittel der Chormitglieder ließen sich dafür gewinnen. Sogar der Mitschüler, der den Kurs nur gewählt hatte, weil er gut in seinen Stundenplan passte. Und einige, die die Zwischenergebnisse, also den halbfertigen Chor hörten und spontan sagten: Da will ich dabei sein!

    Marina Wolz und Linus Hartmann haben am häufigsten die erste Spur bewältigt. "Das ist schon komisch, so allein vor dem Mikro, vor allem, wenn das später auf einer CD landen soll", sagt Hartmann, den andererseits "zu viele Stimmen auf dem Playback" auch wieder verwirren. Ähnlich komplexe Erfahrungen machte Michael Buttmann am Mischpult: "Die ersten drei Stimmen lassen sich leicht zusammenführen. Danach wird’s ein bisschen uneinheitlich – aber ab zehn Stimmen geht’s wieder." Auf der Platte wechseln solistische Passagen oft mit großen Tutti ab. Das haut rein. Marina Wolz gesteht jedenfalls ihre Gänsehaut, als sie zum ersten Mal den vollen Choreinsatz bei "Sally Gardens" hörte. Ebenfalls im Repertoire: "Million Reasons" von Lady Gaga.

    Zwar fehlte beim Einstudieren das Chorgemeinschaftsgefühl. Doch wenigstens kennen sich alle Beteiligten "von der Musikszene an unserer Schule", so Buttmann. Es gibt zum Beispiel einen Austausch zwischen Musical-Inszenierungen und Chor. Und die "Spuren"-Lieder sind instrumentiert von Musikern aus Schulorchester und Siebold-Bigband. Weil Michael Buttmann zudem in der Bayerischen Lehrer-Bigband spielt, gewann er leicht deren Saxofonisten, der auch beim Ensemble Sarband und für Helen Schneider bläst und blies. Statt wie geplant einen einzigen Gastauftritt legte er aus Spaß an der Freud deren drei für den Freund hin.

    Das gute Stück erscheint in der Woche vor Pfingsten. Den Druck und die Gema-Gebühren finanzierte der Förderverein des Siebold-Gymnasiums, der Erlös fließt komplett auf das Schulsozialkonto.

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