Durch das Rufbus-System wurde das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) im südlichen Landkreis Würzburg in den zurückliegenden Jahren merklich verbessert. Doch trotz attraktiver Angebote wie dem Deutschland-Ticket stößt einer weiterer Ausbau an Grenzen - etwa an die Landesgrenze nach Baden-Württemberg. Gaukönigshofens Bürgermeister Johannes Menth (CWW) spricht von einer "Versorgungslücke", vor allem für Arbeitnehmer und Schüler, die täglich nach Bad Mergentheim pendeln. Eine grenzübergreifende Nahverkehrsplanung war deshalb auch Thema beim Besuch von Landrat Thomas Eberth und den Spitzen der Landkreisverwaltung in Gaukönigshofen.
Nach seinem Amtsantritt hatte Eberth versprochen, alle 52 Städte und Gemeinden des Landkreises zu besuchen und sich dort über die aktuellen Herausforderungen der Kommunen zu informieren. Eine Busverbindung nach Bad Mergentheim bezeichnet Bürgermeister Menth als zentrales Anliegen nicht nur der Bürgerinnen und Bürger aus Gaukönigshofen. Bislang gibt es keine Buslinie über die Landesgrenze, obwohl viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer täglich nach Baden-Württemberg pendeln. Zu den größten Arbeitgebern im grenznahen Raum zählt beispielsweise der Hersteller von Getrieben und Antriebstechnik Wittenstein mit Hauptsitz im Igersheimer Ortsteil Harthausen.
Nahverkehr im südlichen Landkreis soll 2024 neu geordnet werden
Wie die Pressemitteilung des Landratsamts vermeldet, verwies Landrat Eberth darauf, dass der ÖPNV regelmäßig bei Arbeitstreffen der Bürgermeister und Bürgermeisterinnen ein heiß diskutiertes Thema sei. Eberth kündigt an, dass die öffentliche Verkehrsplanung für den südlichen Landkreis Würzburg im Herbst 2024 grundlegend überarbeitet werden soll. Allerdings gestalte sich die Neusortierung schwierig. Viele Fragen zu Kostenverteilung oder die Planung weiterer Linien nach der Einführung des 49-Euro-Tickets seien noch ungeklärt. Insgesamt sei der Besuch von Schulstandorten in anderen Landkreisen oder sogar in Baden-Württemberg organisatorisch eine Herausforderung.

Neben einem verbesserten ÖPNV-Angebot stand der geplante Neubau der Rupert-Egenberger-Förderschule in Gaukönigshofen im Fokus der Gespräche. Circa 70 bis 80 Schülerinnen und Schüler sollen im neuen Gebäude unterkommen. Für die Standortentscheidung bedankte sich Bürgermeister Johannes Menth ausdrücklich bei Landrat Thomas Eberth und den Vertretern des Landratsamts. Die veranschlagten Kosten für den Gebäudekomplex belaufen sich derzeit auf etwa 15,7 Millionen Euro.
Aufgrund der überschaubaren Größe der Schule, stellen sich insbesondere Fragen zur Versorgung der Schülerinnen und Schüler, sowie der Instandhaltung des Gebäudes. Als gemeinsames Ziel formulierten die Anwesenden eine Zusammenarbeit im Verbund mit der angrenzenden Grund- und Mittelschule – beispielsweise mit einem gemeinsamen Hausmeister, Mittagsbetreuung oder gemeinschaftlich genutzten Sportstätten.
Interkommunales Gewerbegebiet als Zukunftsvision
Zu den Zukunftsprojekten der Gemeinde zählt ein interkommunales Gewerbegebiet mit der Gemeinde Gaukönigshofen. Bürgermeister Menth informierte Landrat Eberth über den Stand der Gespräche. Der potenzielle Standort auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne Giebelstadt biete sich im Würzburger Speckgürtel an, da aufgrund des erhöhten Platzmangels und explodierenden Miet- und Grundstückskosten ein attraktives Umfeld für Würzburger Firmen entstehen könnte. Ein Gutachten solle zunächst die Kosten für eine mögliche Ertüchtigung der vorhandenen Bestandsgebäude prüfen. Konkretisierungen stünden daher noch aus.
Tatsächlich wurde bislang nur die Hälfte des ehemaligen Kasernenareals neu erschlossen und an verschiedene Unternehmen verkauft. Ein zweiter Bauabschnitt, in dem vor allem frühere Mannschaftswohngebäude stehen, ruht seit Jahren. Verantwortlich für die Aktivierung und Vermarktung der Flächen ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BIMA. Unter anderem müssten die Kanalisation erneuert und ein Regenüberlaufbauwerk erreichtet werden, um heutigen Standards zu genügen. Ein Problem dabei ist der fehlende Platz, nachdem die Kaserne direkt an die Gemarkungsgrenze des Gaukönigshöfer Ortsteils Acholshausen grenzt. Eine Zusammenarbeit der beiden Gemeinden könnte deshalb die Nutzung des Areals deutlich erleichtern.