Irgendwas mit Liebe. Viel weiter kommen Marie, Maximilian und Sofie nicht bei ihren Versuchen, das Escape-Room-Rätsel zu lösen. Nur so können sie sich aus dem leeren Schwimmbecken befreien (Bühne und Kostüme: Laila Rosato), in dem sie sich auf ihrem Schulausflug plötzlich wiedergefunden haben. Allerdings helfen dabei weder die Kalenderweisheiten aus dem Lautsprecher ("Die Liebe ist ein Teppich, den man gemeinsam webt"), noch die Objekte, die gelegentlich über den Beckenrand geflogen kommen.

Eine Uraufführung am Mainfranken Theater: Die romantische Komödie "Escape Love" entstand, während Elisabeth Pape, Jahrgang 1995, Leonhard-Frank-Stipendiatin des Theaters war. Und sie dürfte sehr schnell ihren Weg ins Repertoire finden – denn das Stück, das auf der Probebühne des Neubaus läuft, ist anrührend, witzig, ehrlich und immer wieder überraschend.
Autorin und Regisseur gelingt alles, was hätte schiefgehen können
Schnell wird klar: Die vorgeblichen Hinweise an die drei Gefangenen sind allesamt wertlos. Es geht natürlich nicht darum, Codes zu knacken oder geheime Ausgänge zu finden. Dass "Escape Love" mit seiner auf dem Theater reichlich durchdeklinierten Konstellation des äußeren wie inneren Gefangenseins der Figuren dennoch spannend bleibt bis zur letzten Sekunde, liegt daran, dass Elisabeth Pape als Autorin und Albrecht Schroeder als Regisseur alles gelingt, was hätte schiefgehen können.
So wird auf jegliche Jugendsprache verzichtet. Stattdessen stehen mit dem fabelhaften Trio aus Loris Kubeng, Eva-Lina Wenners und Daria Lik echte Figuren auf der Bühne, denen man das Unfertige, das Überforderte, aber eben auch die Frische und die unverstellte Weisheit der Jugend absolut abnimmt.

Marie, Maximilian und Sofie wagen gerade erste Beziehungen beziehungsweise träumen von ersten Beziehungen. Während eine Liebe zwischen Marie und Sofie offenbar vor Kurzem höchst schmerzhaft gescheitert ist, malt sich Maximilian noch aus, wie er dereinst mit seinem "Lieblingsmenschen" die schönen Seiten des Lebens erkunden wird.
Liebeslyrik von Walther von der Vogelweide als Übersprungshandlung
Auch hier: Text und Regie zeigen nicht nur einen naiven Jungen, der ein Klischee nach dem anderen wiedergibt, sondern einen Menschen, dessen natürliche Herzlichkeit ihn – über seinen berückenden Welpencharme hinaus – jetzt schon zum höchst liebenswerten Gefährten machen könnte.
Loris Kubeng spielt diesen Maximilian mit hinreißender Tapsigkeit und echter Neugier. Sein Satz "Bleibt das so schwierig?" dürfte bei vielen Besucherinnen und Besuchern Widerhall finden. Hübscher Kunstgriff zwischendurch: Quasi als Übersprungshandlung zitiert Maximilian Liebeslyrik von Walther von der Vogelweide, wenn ihm die Konflikte zu nahe rücken.

Eva-Lina Wenners bringt der Fassade aus kaum verhohlener Wut, die Marie vor sich herträgt, immer neue Risse bei, bis eine junge Frau zum Vorschein kommt, die mit sehr viel Mut zu ihrer Überforderung steht. Aber auch dazu, dass sie eben nicht von einer exklusiven, symbiotischen Beziehung träumt wie Maximilian.
Daria Liks Sofie wiederum merkt man von Anfang an ihre tiefen Verletzungen an. Während Marie und Maximilian wortreich über die zerrütteten Ehen ihrer Eltern schimpfen, benennt sie mit brutaler Einsicht den einzigen Grund ihres Daseins: "Weil meine Mutter nicht abgetrieben hat."
Dass die drei dann doch noch aus ihren jeweiligen inneren Gefängnissen heraus zu einem Wir finden, in dem es kein Risiko mehr ist, Vertrauen zu fassen, macht "Escape Love" zu einem Stück voller Hoffnung und Wärme. Und das ist sehr schön.
Weitere Vorstellungen: 12., 13., 21., 25., 26. März, 4. April. Karten: Tel. (0931) 375-375, www.mainfrankentheater.de