Die Gemeinde Gelchsheim hat einen 90 Meter langen Abschnitt der Parkstraße teilweise sperren lassen, weil die um den Schlossgarten einzustürzen droht. Geschäftsleiter Jürgen Rhein von der Verwaltungsgemeinschaft Aub begründet den Schritt mit der Gefahrenabwehr. "Da derzeit nicht ausgeschlossen werden kann, dass durch die Mauer eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer ausgeht, haben wir nach pflichtgemäßem Ermessen zunächst entschieden, den Bereich abzusperren", so Rhein.
Zunächst war nur ein zehn Meter langer Bereich mit Gittern abgesperrt. Kürzlich wurde die Absperrung durch einen 90 Meter langen Bauzaun ersetzt. Die Anböschung, die rund einen Meter vor der alten Gemäuer errichtet wurde, soll verhindern, dass das Oberflächenwasser weiterhin an der Mauer entlang in die zwei Kanalschächte fließt, die unmittelbar an der Mauer liegen.
11 000 Euro für Sicherungsmaßnahmen
Die Verkehrssicherheit entlang der Mauer sei aufgrund des schlechten Zustands nicht mehr gewährleistet, so Rhein auf Anfrage. Die Fahrbahn wurde eingeengt, damit der nicht zu verhindernde Schwerlastverkehr ausreichend Abstand halten muss und die Radlasten nicht noch zusätzlich zum ohnehin vorhandenen Erddruck auf die Mauer einwirken können.
Wie Bürgermeister Roland Nöth in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates bekannt gab, ist diese erneute Sicherungsmaßnahme mit Kosten von 11 000 Euro verbunden. In welchem Umfang der Betrag dem Eigentümer in Rechnung gestellt werden kann, müsse noch geklärt werden, heißt es seitens der Verwaltungsgemeinschaft.

Dass sich der Zustand der Mauer, die sich die Straße entlang bis zum Eingang des als Naturklinik genutzten Schlosses zieht, ständig verschlechtert hat, das ist seit Jahren unübersehbar. Laut dem Gutachten, das die Gemeinde erstellen ließ, weist die Mauer Dellen und Einbuchtungen auf. Es ist zu erheblichen Verschiebungen und Rissen gekommen. Der komplette Verlauf in Ost-West Richtung weist offene Fugen auf, wodurch die Mauer durch eindringende Feuchtigkeit und Frost weiter geschädigt wird.
Zerrüttetes Mauerwerk
Nach Schätzungen des Sachverständigenbüros Hartmann-Schulz-Partner (Würzburg) beträgt der Anteil der offenen Fugen an der Grenzmauer zirka 95 Prozent. Stellenweise ist die Mauer dadurch bereits so zerrüttet, dass einzelne Steine von Hand herausgenommen werden können. Der Statiker Bernd Hußenöder (Würzburg) stuft die Mauer als nicht standsicher ein. Ein plötzlicher Einsturz könne nicht ausgeschlossen werden.
Seit rund 20 Jahren befindet sich das denkmalgeschützte Bauwerk im Besitz von Dr. Rainer Graf, dem Betreiber der Naturklinik. Mit ihm hat die Gemeinde inzwischen Kontakt aufgenommen, so Verwaltungsleiter Jürgen Rhein. Auf Anfrage der Redaktion war Graf nicht zu einer Stellungsnahme bereit.
Wann die Mauer errichtet worden ist, das verliert sich im Dunkel der Geschichte. Die Wasserburg, die einstmals an dieser Stelle am Ortsrand gestanden hat, wurde im Bauernkrieg 1525 ausgeplündert und zerstört. Das Oberamt des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim, das seit 1401 seinen Amtssitz hier hatte, errichtete auf den Fundamenten der alten Veste einen neuen Schlossbau.
Einstige Burg des Deutschen Ordens
In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Veste zu einem dreiflügeligen Schloss ausgebaut. Nach dem Abzug des Deutschen Ordens ging das Anwesen mit dem mächtigen alten Schloß 1809 in Privatbesitz über. Nach mehrfachen Besitzerwechsel erwarb 1910 der aus Tückelhausen stammende Ökonomierat Georg Heil das weitläufige Gelände. Er errichtete 1921 anstelle des alten Schlosses ein herrschaftliches Gebäude im Landhausstil, das noch heute „Schloß“ genannt wird.
Im Privatarchiv von Jochen Fenner, einem Urenkel von Georg Heil, findet sich neben alten Aufnahmen aus der Zeit der Erbauung und auch ein Foto mit der Ansicht des alten Schlosses und dem noch genutzten uralten Zehntspeicher. Außerdem ist im Vordergrund des Bildes eine Mauer zu sehen. Die verwitterten Steine geben heute noch Zeugnis aus einer Zeit, in der die Parkstraße mit Pferde-oder Kuhgespannen und nicht mit großen Traktoren und schweren Lastkraftwagen befahren wurde.