Es gibt da so Romantitel, die haften wie pappiger Honigsulz an eigentlich großartigen Werken. „Das kunstseidene Mädchen“ etwa klingt doch eher nach Groschenroman als nach fesselnder, blitzgescheiter Lektüre. Die Autorin Irmgard Keun hatte in Sachen Menschenkenntnis und Abschätzung drohender politischer Katastrophen wirklich was auf dem Kasten und stand so bei den Nazis nicht umsonst auf einer schwarze Liste von Werken mit „antideutschen Tendenzen“. Die Würzburger Theaterwerkstatt zeigt jetzt eine famose, nicht genug zu lobende musikalische Umsetzung des Romans rund um eine lebenshungrige, naive, aber auch durchaus reflektierte junge Frau.
Würzburg